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Pflege-Profis dringend gesucht

Noch sind Männer als Erzieher im Kindergarten eher eine Seltenheit. FOTO: MICROMONKEY - STOCK.ADOBE.COM

Pflege-Profis dringend gesucht

Karriere

Sie trösten Kinder, die Angst und Schmerzen haben. Sie helfen Älteren bei der Medikamenteneinnahme oder organisieren den Tagesablauf eines Querschnittsgelähmten: In bestimmten Situationen brauchen Menschen, egal wie alt sie sind, Hilfe und Pflege.Dass immer weniger Kinder zur Welt kommen und die Älteren immer älter werden, stellt die Pflegebranche allerdings vor ein Riesenproblem: Fachkräfte fehlen fast überall und werden in Zukunft noch begehrter werden.Man sei voll und ganz auf dem Weg in eine Altersgesellschaft zu, betont man bei der Caritas-Gemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe in Freiburg. Die Zahl der über 65-Jährigen steige stark an. Im Jahr 2030 wird einer Prognose zufolge jeder dritte Deutsche die 65 überschritten haben. Das Dilemma dabei: Immer weniger Menschen müssen sich um immer mehr Ältere kümmern: Der Anteil der Pflegebedürftigen steigt. Die Stagnation der Bevölkerungszahl macht das Nachwuchsproblem für die Pflegebranche noch größer: „Es rückt immer weniger Pflegepersonal nach“, betont man beim Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK).Die Veränderungen in den familiären Strukturen – mehr Single-Haushalte, weniger Großfamilien – , führen dazu, dass die Pflege Angehöriger in den eigenen vier Wänden weiter zurückgeht. Familien, die bisher die Versorgung im ambulanten Bereich zu weiten Teilen übernommen haben, wird es in der bisherigen Dichte nicht mehr geben.Diese Entwicklung heißt den Experten zufolge für ausgebildete Pflegekräfte nur eines: Man hat im Pflegeberuf fast eine Jobgarantie, sind sich die Fachleute sicher. Derzeit sind nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden etwa 1,67 Millionen Menschen in Deutschland im Pflegebereich beschäftigt – Tendenz steigend. Waren es doch rund 44 300 Menschen mehr als ein Jahr zuvor. Der Anstieg trifft sowohl auf Vollzeit- als auch auf Teilzeitbeschäftigte zu.In der Altenpflege kletterte die Zahl der Beschäftigten demnach binnen eines Jahres um rund 12 700 auf 627 900, in der Gesundheitspflege um 31 600 auf 1,04 Millionen – trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Fachkräftemangels.Der Bedarf an weiteren gut ausgebildeten Pflegepersonal ist enorm. Bei der demografischen Entwicklung werden in den Pflegeheimen, ambulanten Diensten und so weiter professionell ausgebildete Kräfte benötigt.Grundsätzlich arbeiten Menschen in dieser Branche mit Kindern, Erwachsenen mittleren Alters und Senioren – also in der Kinderkranken-, Erwachsenen- und Altenpflege. Der Arbeitsmarkt unterscheidet zwischen Helferberufen, die in einer kurzen Ausbildung erlernt werden können und Pflegeberufen. Hier müssen Interessierte drei Jahre in die Lehre gehen. (siehe weitere Artikel auf den Folgeseiten)Pflegeberufe sind bei all dem Spaß, den die Arbeit mit Menschen bringen kann, jedoch anstrengend, warnt Barbara Ahlrichs von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen (ADS) aus Göttingen. Die körperlichen Belastungen seien oft enorm. Zudem erfordere der Einsatz in nahezu allen Lebensbereichen eines Menschen Flexibilität. Pflegekräfte sollten darüber hinaus Sozialkompetenz und Durchhaltevermögen mitbringen. Wer nicht belastbar ist, sollte sich lieber einen anderen Job suchen - schließlich arbeiteten Pflegekräfte oft auch im Schichtdienst.

Kenner des mittlerweile vereinheitlichen Pflegeberufs zum Pflegefachmann/-frau raten Interessierten, sich zunächst mit einem Praktikum einen Überblick über die Anforderungen zu verschaffen. „Es ist kein einfacher Beruf, er belastet psychisch und körperlich.“ Einen Realschulabschluss sollten Schulabgänger möglichst mitbringen. Für Schulabgänger mit Hochschulreife lassen sich Pflegemanagement und -pädagogik oder Pflegewissenschaft auch studieren. Allerdings hätten die Akademiker dann weniger etwit der Medikamentengabe oder der psychosozialen Betreuung der Pflegebedürftigen zu tun. Sie sind eher als Führungskräfte im administrativen Bereich tätig. tmn, ANGELIKA RÖPCKE

Fachkompetenz nur eine Seite der Medaille

In der Pflegebranche ist nicht nur Fachkompetenz gefragt. Pflegekräfte sollten auch in der Lage sein, mit Menschen aus ganz verschiedenen Milieus umzugehen. „Der Pfleger muss sich auf eine Arbeiterfamilie genauso einstellen können wie auf eine Akademikerfamilie“, sagt Franz Lorenz, Generalsekretär der Caritas-Gemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe aus Freiburg. Eine Blutzuckererkrankung beispielsweise müsse einem Akademiker ganz anders erläutert werden als jemandem ohne Abitur. Außerdem seien Grundkenntnisse im Erziehen nötig und Geschick für die Kooperation mit den anderen Hilfskräften im Haus, zum Beispiel mit Logopäden oder dem Reinigungspersonal. „Hand-in-Hand-Arbeit“ nennt Lorenz das, schließlich sollte der Kinderkrankenpfleger beispielsweise dem Ergotherapeuten vermitteln können, wie es dem Kind geht.

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Millionen Menschen sind in Deutschland im Pflegebereich beschäftigt.