Arbeiten ohne Patentrezept
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Arbeiten ohne Patentrezept

Einfühlungsvermögen und Geduld: Wer in der Heilpädagogik aktiv ist, sollte diese Eigenschaften mitbringen. FOTO: 473949603 - STOCK.ADOBE.COM

Arbeiten ohne Patentrezept

Sie kümmern sich um Menschen, die von der Gesellschaft an den Rand gedrängt wurden oder die sich selbst von ihrer Umwelt abgekapselt haben: Heilpädagogen versuchen, die so genannten schwierigen Fälle wieder so gut es geht ins „normale“ Alltagsleben einzugliedern.

Karriere

Sie kümmern sich um Menschen, die von der Gesellschaft an den Rand gedrängt wurden oder die sich selbst von ihrer Umwelt abgekapselt haben: Heilpädagogen versuchen, die so genannten schwierigen Fälle wieder so gut es geht ins„normale“ Alltagsleben einzugliedern. Misshandelte Kinder, auffällig gewordene Jugendliche oder auch Behinderte gehören zum Kreis ihrer Patienten.Heilpädagogik ist Pädagogik unter erschwerten Bedingungen. Angewendet wird sie in Einrichtungen für geistig behinderte Erwachsene über Kinder- und Jugendheime bis hin zur Arbeit in freien Praxen. Ausgebildet werden Heilpädagogen etwa an der Universität Köln, mehreren Fachhochschulen sowie an Fachschulen oder Akademien.

Gemeinsam ist den verschiedenen Ausbildungsgängen, dass die praktische Erfahrung immer eine große Rolle spielt. Wer an einer Fachschule oder -akademie lernen will, muss als Voraussetzung etwa eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher und mindestens ein Jahr entsprechende berufliche Tätigkeit nachweisen.

Deshalb ist es auch nicht ungewöhnlich, wenn Heilpädagogen erst mit 30 Jahren oder noch später in ihren Beruf starten. „Es hat schon seinen Sinn, dass man bereits etwas älter ist“, weiß Werner Eitle,selbstständiger Heilpädagoge aus Erfahrung. Gerade für die Arbeit mit verhaltensauffälligen oder geistig behinderten Menschen seien ein gewisser Reifegrad und große seelische Stabilität erforderlich.

Neue Strategien entwickeln

Wie die Therapie aussieht, hängt jeweils vom Betroffenen ab. „Weit verbreitet ist beispielsweise die heilpädagogische Spieltherapie, bei der das Kind freispielt. Dabei zeigen sich Konflikte, werden traumatische Situationen nacherlebt. . Aggressionen oder Kontaktschwierigkeiten dagegen versucht man unter anderem mit so genannten heilpädagogischen Übungen, wie etwa Rollenspielen, zu bewältigen.

Patentrezepte gibt es nicht, oft müssten ganz neue Strategien der Behandlung entwickelt werden. Doch gerade das mache zusammen mit dem ganzheitlichen Ansatz den Reiz ihres Berufes aus. Als Heilpädagoge arbeitet man nicht nur an den Symptomen, sondern fördert alle Bereiche, bezieht also medizinische, psychologische und pädagogische Aspekte mit ein. Dazu gehört es auch, den Kontakt zu Kindergarten, Hort, Schule und der Familie zu halten.

Die Aussichten für Heilpädagogen sind derzeit gut. Und apropos Selbstständigkeit: Jungen Kollegen wird von erfahrenen Heilpädagogen geraten, erst ein paar Jahre Erfahrung als Angestellte zu suchen. Dann könne man mit schwierigen Situationen besser zurecht zu kommen. SANDRA HOFFMANN

Infos: Berufs- und Fachverband Heilpädagogik
Herzbergstraße 84, Berlin
Internet: heilpaedagogik.de

»Heilerziehungspfleger/innen fördern und unterstützen die Eigenständigkeit und das individuelle Leistungsvermögen von Menschen mit einem Hilfebedarf, damit sie ihr Leben so eigenständig wie möglich führen können. Daher sollten Heilerziehungspfleger/innen gerne mit Menschen arbeiten, Interesse an pädagogischen und pflegerischen Inhalten haben und über soziale Kompetenz und Empathie verfügen. Heilerziehungspfleger/innen sind ausgewiesene, anerkannte Fachkräfte und besonders in dem Bereich der Eingliederungshilfe von großer Bedeutung.«

Oliver Keppler
Vorstand Lebenshilfe

Zahlen, Daten, Fakten

75 Prozent der Beschäftigten in Sozialberufen sind in Deutschland Frauen

3636 Euro monatlich wurden 2021 im Schnitt über sämtliche Qualifikations-Niveaus in den Bereichen Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehung bezahlt.

1659890 Menschen waren 2021 deutschlandweit in den Bereichen Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehung insgesamt beschäftigt. Tendenz: steigend.