Anzeige
Pforzheimer Medienhaus: Die Zukunft im Blick 23. April,,Tag der erneuerbaren Energien"

Die Installation einer Wärmepumpe. FOTO: TOMASZ ZAJDA - STOCK.ADOBE.COM

Pforzheimer Medienhaus: Die Zukunft im Blick 23. April,,Tag der erneuerbaren Energien"

Energieeffizienz im Altbau: Wärmepumpen für höhere Wassertemperaturen und Heizen ohne fossile Brennstoffe

Wohnen & Garten

Eine der fundamentalen Säulen des neues Gesetzes zum Heizungstausch ist der Einsatz von Wärmepumpen. Die gute Nachricht: Die Geräte, die auf den Markt kommen, haben ihre Kinderkrankheiten hinter sich gelassen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass es aus der technischen Sicht für die Endkunden momentan sehr gut aussieht", sagt der Energieexperte und Fachjournalist Tim Geßler. ,,Wer sich jetzt eine aktuelle Wärmepumpe zulegt, der kann zuversichtlich sein, dass er ein gutes Gerät bekommt. Die technische Entwicklung hat in den letzten Jahren einen wahnsinnigen Fortschritt gemacht."

Mehr Energieeffizienz für Altbauten:

FOTO: ELECTRICEYE - STOCK.ADOBE.COM<br/><br/>
FOTO: ELECTRICEYE - STOCK.ADOBE.COM

Während im Neubau die Wärmepumpe seit Jahren Marktführer unter den eingebauten Heizungsanlagen ist, sah es im Bestand schlechter aus. Denn Wärmepumpen arbeiteten lange nur effizient in Systemen mit einer niedrigen Vorlauftemperatur - das ist die Temperatur, die das Heizungswasser braucht, wenn es in die Rohre und Heizkörper strömt.

Gut einsetzbar ist die Wärmepumpe immer schon bei Fußbodenheizungen. Aber Konvektoren und Radiatoren brauchen viel höhere Wassertemperaturen. Diese schafften bisherige Wärmepumpen oft nur mit mehr Strom - und damit höheren Betriebskosten.


Viel Aufregung um Heizungen

ARCHIVFOTO: MEYER
ARCHIVFOTO: MEYER

Elektro-Innungsobermeister Andreas Kling (links) und SHK-InnungsobermeisterJoachim Butz erläutern im Gespräch mit PZ-Redakteur Walter Kindlein, was es mit den neuen Vorgaben in Sachen Heizung so auf sich hat.

2044 soll dann Schluss mit fossilen Brennstoffen sein. - wenn es überhaupt zu Ist das wünschenswert bewerkstelligen ist?

Andreas Kling: Warum nicht. Wir haben nun 21 Jahre Zeit, um dies zu bewerkstelligen. Jeder (Industrie, Handwerk und Verbraucher) weiß nun, wo die Reise hingeht und kann sich darauf einstellen und planen. Wir dürfen uns dabei nicht gegen Neues verwehren und müssen bei allem technologieoffen bleiben. Dadurch können neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze entstehen und Deutschland kann somit zum Vorreiter und Vorbild für andere Nationen werden. Zudem tragen wir damit erheblich zum Klimaschutz bei und helfen mit, die Natur für kommende Generationen zu erhalten.

Joachim Butz: Wünschenswert im Sinne des Klimaschutzes ja. Ob in der Praxis umsetzbar, das wird sich zeigen und hängt von vielen Faktoren ab. Das Handwerk steht bereit und wird alles tun, die Energiewende voranzubringen, wenn die Rahmenbedingungen erfüllt sind. Die Frage, ob es gelingt, diese Rahmenbedingungen zu erfüllen, muss letztlich von den Energieversorgern und der Politik beantwortet werden.

Inwieweit sind die Hersteller derzeit in der Lage, für Umstellungen im großen Stil die entsprechende Technik zu liefern?

Andreas Kling: Die Industrie tut derzeit alles, um die notwendige Technik und Geräte zu liefern, die das Handwerk einbaut. Handwerk, Industrie und Verbraucher müssen dabei an einem Strang ziehen, wenn politisch gesetzte Ziele und Fristen eingehalten werden sollen. Das Machbare muss möglich gemacht werden. Dafür brauchen wir realistische Vorgaben und eine darauf ausgerichtete Politik. Wunschdenken, Lobbyismus oder eine Verbotspolitik, die sich gegen die Bürger wendet und diese nicht mitnimmt, verbreitet Unsicherheit und Unmut und bewirkt damit genau das Gegenteil. Es gibt etwa noch sehr viel Potenzial für Photovoltaik-Anlagen auf Dächern von größeren Mietshäusern. Aber hier muss endlich eine praktikable Lösung gefunden und die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Mieter und Vermieter gleichermaßen von einer solchen Anlage profitieren können.

Joachim Butz: Die Lieferzeit bei einigen Wärmepumpenherstellern liegt derzeit bei einem Jahr und länger. Ähnlich sieht es bei zahlreichen weiteren Anlagekomponenten wie Regelung, Pumpen und Speichern aus.

Was technisch vielleicht machbar ist, sollte es deshalb auch umgesetzt werden. Können etwa weit entwickelte und ausgereifte Gasheizungen nicht auch zum Klimaschutz beitragen?

Andreas Kling: Sicherlich ist es so, dass wir nicht alle Gebäude im Bestand aufgrund des Heizbedarfs mit einer Wärmepumpe abgedeckt bekommen. Vor allem in größeren Gebäuden, wie etwa Firmengebäuden wird das schwierig.

Hier bin ich froh, dass der Gesetzgeber entschieden hat, auch Hybridheizungen (WP/Gasbrennwert) zuzulassen, wenn der Energiebedarf zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt wird.

Joachim Butz: Wenn ein 30 Jahre alter Gaskessel gegen eine moderne Gasbrennwertheizung ausgetauscht wird und die Anlage so optimiert und zusätzlich mit einem Biogasanteil von 10 Prozent betrieben wird, ist das bisher schon ein erheblicher Beitrag zum Klimaschutz.

Allein 2022 konnten durch den Austausch von Wärmeerzeugern die beachtliche Menge von 2,2 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden. Durch die Modernisierungsmaßnahmen an gebäudetechnischen Anlagen konnte somit der Hauptanteil der CO2-Reduktion erreicht werden.

Vor diesem Hintergrund mutet als Rückschritt an, wenn das neue 65-Prozent-Ziel ausschließlich nur auf erneuerbare Energien und den verbleibenden fossilen Energieverbrauch abstellt und andere Effizienzgewinne durch Modernisierungsmaßnahmen unberücksichtigt bleiben.

Eine durchgängige und technologieoffene primärenergetische Bilanzierung inklusive Berücksichtigung der Effizienzgewinne macht hier mehr Sinn, auch im Hinblick auf eine ausgewogene energetische Beratung.

Von 2024 an sollen nach den Vorstellungen der Bundesregierung neu eingebaute Heizungen möglichst zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Ist dies im großen Stil machbar?

Andreas Kling: Im Neubau ist das auf jeden Fall problemlos machbar. Im Übrigen war dies da auch schon vorher möglich, nur hat man es den Kunden nun leichter gemacht, sich aus Kostengründen für eine Heizungsart zu entscheiden, die überwiegend aus fossilen Brennstoffen gründet. Im Neubau können wir die Rahmenbedingungen festlegen und den Kunden durch Subventionen helfen, die entsprechend benötigte Technik anzuschieben, so wie es auch bei der E-Mobilität der Fall ist. Hätten wir das schon vorher getan, müsste man nun im Altbaubestand nicht solchen Druck machen.

Joachim Butz: Das Fachhandwerk unterstützt die ambitionierten CO2-Minderungsziele der Bundesregierung. Die Innungsfachbetriebe stehen in diesem Kontext mit ihrem fachlichen Know-how für die gesamte Palette technologischer Lösungen, deren richtige Auswahl und fachliche qualifizierte Umsetzung in unterschiedlichen baulichen Gegebenheiten und Nutzersituationen für die Energiewende zur Verfügung. Allein diesem Jahr rechnet man trotz Lieferengpässen mit mehr als 350000 Wärmepumpen, die in Deutschland verbaut werden. Am Fachhandwerk wird die Energiewende sicher nicht scheitern.

Und wie sieht es mit der Umsetzung vor Ort aus, nämlich von Ihren Innungsbetrieben?

Andreas Kling: Unsere Berufsbilder müssen schnellstmöglich an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Gerade in den Handwerken, die sich mit dem Thema erneuerbaren Energien beschäftigen. Firmen, die diesen Wandel nicht mitmachen, werden es künftig schwer haben, am Markt zu bestehen. Sicher ist es im momentan nicht leicht, allen Kundenaufträgen nachzukommen. Dafür fehlen zurzeit einfach das notwendige Material sowie die dringend benötigten Fachkräfte. Was das Material anbelangt, bin ich zuversichtlich, dass die Industrie dies in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren in den Griff bekommt. Bei den Fachkräften habe ich da schon eher Bedenken. Unsere Innungsbetriebe tun, was sie können. Fachverbände und Innungen bieten Weiterbildungsmaßnahmen und Schulungen an, um das nötige Fachwissen zu vermitteln. Was wir brauchen, sind junge Menschen, die nicht nur gegen den Klimawandel protestieren, sondern sich aktiv einbringen und mithelfen, den technischen Umbau voranzutreiben und ihre berufliche Zukunft darauf ausrichten. Was gibt es Sinnvolleres, als mit modernen Solaranlagen den eigenen Strom vor Ort zu produzieren, um damit den eigenen Energiebedarf klimaneutral zu decken? Das schafft nicht nur ein gutes Gefühl, sondern trägt erheblich zum Klimaschutz und der Versorgungssicherheit in unserem Land bei.

Joachim Butz: Einzelne Betriebe sind bereits bis zum Jahresende ausgelastet. Die durchschnittliche Auslastung unserer Betriebe liegt derzeit bei rund 15 Wochen. Da eine neue Heizungsanlage auch in der Planung und bei der Materialbeschaffung einen gewissen Vorlauf braucht, muss man sich rechtzeitig darum kümmern. Bei Notfällen und Heizungsausfällen stehen die Betriebe ihren Kunden natürlich auch kurzfristig zur Verfügung. Hier zahlt sich dann die Treue zu seinem Handwerker und der Abschluss von Wartungsverträgen aus.


Das können neue Wärmepumpen

Aber das hat sich geändert. Jeder namhafte Hersteller hat Geräte im Programm, die nun effizient 65 bis 75 Grad schaffen. Zwar müssen Heizungsbauer und Hausbesitzer nach wie vor schauen, ob eine Wärmepumpe in einem bestimmten Gebäude letztlich die sinnvollste Heizungsart ist, sagt Tim Geßler, der für die Zeitschrift ,,SBZ" die technischen Entwicklungen der Branche im Blick hat. „Aber es geht sehr, sehr viel mehr und es geht mehr, als die meisten glauben." Dabei kann man oft die bestehenden Heizkörper behalten.

Als besonders energieeffizient gelten so genannte Propan-Wärmepumpen, die mit dem natürlichen Kältemittel R290 arbeiten. Auch für Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe ist das Kältemittel mit der Kennung R290 eine der wichtigsten Entwicklungen am Markt: ,,Alle Hersteller wollen das, wir wollen das." Denn dieses Kältemittel ist nicht nur wegen seiner besseren Energieeffizienz gefragt. Es gilt auch als umweltfreundlicher als die lange üblichen synthetischen Kältemittel aus Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS). Gelangen diese Stoffe in die Umwelt, bleiben sie dort mutmaßlich dauerhaft erhalten. Daher werden PFAS auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet. Einige sind bereits verboten,

Übrigens: Wer sich eine Wärmepumpe mit umweltverträglichen Kältemitteln kauft, kann finanziell profitieren. Es gibt bei der staatlichen Förderung fünf Prozent Bonus für diese Entscheidung.

Das modernere Design:

Klobig, oft hässlich beige: Die Außeneinheiten der Wärmepumpen sind kein stylisher Hingucker. Je mehr von ihnen mit der Zeit in die Gärten einzogen, desto mehr Nachfragen kamen bei den Herstellern dazu an: Geht das nicht auch schöner?

Zwar sind die neuen Modelle nach wie vor eben Kästen im Garten. Aber mehrheitlich nun in Schwarz, Anthrazit oder Grau gehalten. Panasonic zum Beispiel orientiert sich an einem Grauton, der laut Petzold bei Briefkästen derzeit auch stark gefragt sei. Außerdem wirken die neuen Geräte weniger wuchtig, haben oft ein geradliniges, moderner wirkendes Design. Der Ventilator liegt versteckter hinter Lamellen.

VON FRANZISKA GABBERT