Bei vielen Betrieben steht noch ein Faxgerät: Im Handwerk besteht bei der Digitalisierung Nachholbedarf. Zwar sehen fast neun von zehn Handwerksbetrieben die Digitalisierung als Chance für ihr Unternehmen, wie eine Umfrage des Digitalbranchenverbands Bitkom ergab. Allerdings passiere zu dem Thema relativ wenig, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Im Auftrag des Verbands wurden 504 Handwerksunternehmen in Deutschland befragt.
Demnach setzt ein Viertel der Betriebe für die Kommunikation nach wie vor auf das Fax. Eine Minderheit nutzt digitale Kommunikation per Online-Meetings (36 Prozent) oder Kunden- oder Mitarbeiterportale (28 Prozent).
Eine bessere Digitalisierung könne den Service für Handwerkskunden verbessern, sagte Rohleder. Er nannte eine digitale Kommunikation oder eine digitale Abrechnung. Laut Umfrage bieten 68 Prozent der Betriebe einen digitalen Angebotsversand und 62 Prozent einen digitalen Rechnungsversand an – etwas weniger als die Hälfte eine Online-Terminbuchng.
Die Handwerksunternehmen geben sich für die Digitalisierung im Allgemeinen laut Bitkom lediglich die Durchschnittsnote drei. Fehlende Kapazitäten seien ein weiterer wesentlicher Grund für die verhaltene Digitalisierung des deutschen Handwerks. Fast alle Betriebe hätten zudem Bedenken hinsichtlich IT- und Datensicherheit sowie Datenschutz genannt. Sieben von zehn Betrieben sehen laut Umfrage die Digitalisierung durch hohe Investitionskosten gebremst. Dazu kämen eine mangelnde Digitalisierung von Behörden und Verwaltung sowie eine mangelnde Digitalkompetenz der Mitarbeitenden. dpa


Mit Struktur punkten
Kl im Handwerksalltag: Warum klare Prozesse wichtiger sind als smarte Tools
Ob digitale Zeiterfassung, automatische Angebotserstellung oder KI-gestützte Einsatzplanung: Neue Tools für das Handwerk versprechen Effizienz und Entlastung. Doch in der Praxis zeigt sich: Ohne klare Prozesse bringen selbst die besten Technologien wenig. Statt echtem Fortschritt gibt es Frust, Mehraufwand und Datenchaos – gerade in Betrieben, die ohnehin stark ausgelastet sind.
KI kann viel, aber nur, wenn der Betrieb genau weiß, was er braucht und wie Abläufe sinnvoll miteinander verzahnt sind. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum strukturierte Prozesse die eigentliche Basis für jede digitale Innovation sind und wie Handwerksbetriebe Technologie gezielt einsetzen, ohne sich im Tool-Dschungel zu verlieren.
Das zeichnet Struktur in Handwerksunternehmen aus
Künstliche Intelligenz verspricht zahlreiche Erleichterungen für Handwerksbetriebe. Durch die Automatisierung von Prozessen sollen Kapazitäten freigesetzt werden, die die Mitarbeiter entlasten und Kosten reduzieren. Kein Wunder also, dass viele Unternehmen die vielversprechende Technologie ausprobieren möchten. Doch zuvor stellt sich die Frage, was die KI eigentlich alles kann. Das ist problematisch, denn in dieser Reihenfolge ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Implementierung von KI-basierten Tools mehr Probleme als Vorzüge schafft.
Besser ist es, zunächst die eigenen Strukturen zu analysieren. Mit Strukturen sind dabei klar definierte Abläufe gemeint, beispielsweise das Anfertigen von Gesprächsnotizen nach einem Kundentelefonat oder das Eintragen der Ergebnisse einer Bauabnahme in das Projektmanagementprogramm. Solche Strukturen sind gut geeignet, um durch KI automatisiert zu werden. Doch gerade in kleinen Handwerksbetrieben mit wenigen Führungskräften verlaufen solche Prozesse oft eher chaotisch.
Beispiele für Kl im Handwerksbetrieb
Auch wenn KI nicht automatisch für mehr Effizienz im Handwerksunternehmen sorgt, gibt es dennoch einige vielversprechende Einsatzbereiche. Entsprechende Tools können beispielsweise standardisierte, aber dennoch individuelle Antworten für Kundenanfragen verfassen. Auch eingehende komplexe Schreiben, etwa von der Handwerkskammer oder dem Steuerberater, können von KI-Programmen inhaltlich erfasst und auf das Wesentliche reduziert wiedergegeben werden. Handwerksbetriebe müssen so deutlich weniger Zeit mit Büroarbeiten verbringen und können sich stattdessen verstärkt ihren Kernaufgaben widmen.
Darüber hinaus lässt sich KI zur Prozessoptimierung nutzen. Sie kann beispielsweise damit beauftragt werden, sämtliche Zwischenabnahmen von Bauprojekten zu analysieren und zu ermitteln, welche Aspekte häufig beanstandet werden. Auf dieser Grundlage lassen sich anschließend Strategien entwickeln, um die Abläufe zu verbessern. Darüber hinaus kann KI auch zur Produktivitätssteigerung eingesetzt werden. Durch Vorschläge für präziser formulierte Fragen oder Aufgabenstellungen lässt sich zum Beispiel Schulungsmaterial für Mitarbeiter effizienter gestalten. dpa