Anlagenmechaniker statt Anglist, Mechatronikerin statt was mit Medien? Eine Ausbildung im Handwerk kann auch nach einem Studium noch infrage kommen. Doch wie bewirbt man sich darauf?
In vielen akademischen Berufen bleiben die Ergebnisse der Arbeit abstrakt, manchen Menschen fehlt womöglich die Praxis. Eine denkbare Option dann: raus aus dem akademischen Beruf – und eine Ausbildung im Handwerk starten. Hier ist Nachwuchs schließlich gefragt.
Doch wer sich nach dem Studium auf einen Ausbildungsplatz bewerben möchte, sollte vorab seine Motivation hinterfragen. „Es ist ein Unterschied, ob jemand ein Problem lösen möchte, indem er den akademischen Tätigkeitsraum verlässt oder ob die Motivation wirklich ist, ins Handwerk zu wollen“, so Olaf Craney vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung. Nur wenn Letzteres der Fall sei, rät er zu einem Wechsel.

Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft Pforzheim-Enzkreis
Als Argumente dafür können der Erkenntnissgewinn während des Studiums und die Orientierung hin zum Praktischen dienen. Wer darlegt, was ihn am Handwerk begeistert und beispielsweise in der Bewerbung angibt, dass man am Ende des Tages gerne auch sehen möchte, was man erarbeitet hat, lasse die Motivation gleich erkennen, so Born.
Verkürzte Ausbildung denkbar
Volker Born vom Zentralverband des Deutschen Handwerks nennt einen weiteren Vorteil für Akademikerinnen und Akademiker, die eine Ausbildung beginnen möchten: eine verkürzte Ausbildungsdauer. Denkbar ist etwa eine Verkürzung um bis zu zwölf Monate, wenn man eine allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife mitbringt – und der Ausbildungsbetrieb zustimmt.
Außerdem eine Option für Akademikerinnen und Akademiker: duale und triale Studienangebote, bei denen Ausbildung und Studium oder Meisterqualifikation und Studium kombiniert werden. „Für diese Zielgruppe gibt es viele Möglichkeiten der Aus- und Fortbildung, die eine berufliche Karriere bis hin zur Betriebsleitung eröffnen“, so Born.
Als mögliche Hürde bei der Ausbildung sieht er lediglich eine falsche Vorstellung über den Handwerksberuf: „Jemand, der gerne am Schreibtisch plant oder Schriftverkehr mag, dürfte vermutlich im Handwerk nicht glücklich werden.“
Und wie geht man nun vor, wenn man sich nach dem Studium auf einen Ausbildungsplatz im Handwerk bewerben möchte?
Volker Born empfiehlt Akademikerinnen und Akademikern, in der Bewerbung deutlich zu machen, dass das Handwerk nicht Plan B ist. Der Erkenntnisgewinn während des Studiums und die Orientierung hin zum Praktischen können hier als Argumente dienen. Wer darlegt, was ihn am Handwerk begeistert und beispielsweise in der Bewerbung angibt, dass man am Ende des Tages gerne auch sehen möchte, was man erarbeitet hat, lasse die Motivation gleich erkennen.
Ein Tipp von Olaf Craney: statt sich schriftlich zu bewerben, einmal persönlich im Betrieb vorbeischauen. „Der erste Eindruck ist wichtiger als die Bewerbungsunterlagen“, so der Experte. dpa