Anzeige
Der richtige Platz zum Wohlfühlen

FOTO: PIXEL-SHOT - STOCK.ADOBE.COM

Der richtige Platz zum Wohlfühlen

Wenn ältere Menschen zu Hause nicht mehr angemessen versorgt werden können, ist der Umzug ins Pflegeheim nur eine von mehreren Optionen. Je früher die Beteiligten alle Möglichkeiten durchspielen, desto besser.

Gesundheit

Wenn ein Mensch pflegebedürftig wird, ist immer auch sein Umfeld betroffen. Da ist es sinnvoll, sich möglichst frühzeitig über bestehende Optionen zu informieren.

Oft wissen Betroffene gar nicht, ob Alternativen zur Unterbringung im Heim bestehen und welche Möglichkeiten es gibt. Dabei haben Pflegebedürftige seit 2009 das Recht auf kostenlose und individuelle Pflegeberatung.

„Alle reden von der Gesellschaft des langen Lebens, aber wir müssen auch lernen, damit umzugehen“, sagt Ralf Suhr, Vorsitzender des Zentrums für Qualität in der Pflege. Daher rät er, Möglichkeiten der pflegerischen Versorgung rechtzeitig zu besprechen. Dabei sollte auch ein möglicher Einzug in ein Pflegeheim bedacht werden, selbst wenn er nicht unmittelbar bevorsteht. Irgendwann könne es plötzlich schnell gehen - etwa nach einem Sturz.

Welche Alternativen möglich sind, hängt auch vom eigenen Zustand und der Region ab. Dazu gehören ambulante Dienste, Tages- oder Nachtpflege, Pflege-Wohngemeinschaften oder betreutes Wohnen. In einigen Fällen lassen sich auch einzelne Komponenten ergänzen - etwa Hausnotrufsysteme oder Einkaufshilfen.

Rüdiger Thomas als Leiter einer Beratungsstelle weiß durch seine langjährige Erfahrung, dass die meisten Senioren so lange wie möglich in der Wohnung bleiben möchten. „Zuerst geht es darum: Was will der betroffene Mensch? Sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um ihn zuhause leben zu lassen? Punktuelle und gezielte Betreuung kann da vieles ergänzen“, so Thomas.

Wenn ein hinzugezogener Pflegedienst den Pflegeaufwand als zu hoch einschätzt, muss neu abgewogen werden. Voraussetzung für eine Heimunterbringung ist mindestens der Pflegegrad 2 - von fünf möglichen. „Die betroffene Person muss geistig selbst in der Lage sein, dies zu entscheiden“, so Thomas. Im Falle von Demenz-Patienten etwa reiche es nicht, die Vollmacht der Tochter zu überschreiben. „Das muss ein fachlich versierter Pflegebetreuer entscheiden.“

Probewohnen als Chance

Auch wenn das Heim nicht der eigene Wunsch war, sollte auch diese Wohnstätte ein Zuhause darstellen. „In eine Wohnung zieht man auch nicht um, ohne sie vorher genau gesehen zu haben“, sagt Thomas. Das richtige Heim wird manchmal über ein Probewohnen gefunden. „Es kommt nicht oft vor, aber es ist eine echte Chance.“

Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilfe glaubt, dass der Heimeinzug generell zu schnell empfohlen wird. Nach ihrer langjährigen Erfahrung als Krankenschwester und pflegende Angehörige ist die Psychologin nun in der Beratung tätig. „Niemand geht freiwillig ins Heim, das geschieht meist auf Bitten eines Gesünderen.“

Gerade nach einem Krankenhausaufenthalt sollten Ältere bevorzugt nach Hause kommen, auch wenn der Zustand auf der Station kritisch erschien, so Sowinski. „Das Zuhause ist unheimlich gesundheitsfördernd.“ Weiterer Vorteil: „Zuhause können Betroffene Bewegungsabläufe machen, die im Heim gar nicht erlaubt sind, und sie trainieren trotzdem dabei Muskulatur und Beweglichkeit“.

Von SABINE SCHREIBER