Pressehaus Stuttgart SWMH
Zum Portfolio der Südwestdeutschen Medienholding gehören unter anderem die „Stuttgarter Zeitung“ und die „Stuttgarter Nachrichten“.
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Wirtschaft
Zeitungslandschaft im Umbruch: Südwestdeutsche Medienholding stellt sich neu auf

Stuttgart/Ulm. In der Medienlandschaft in Süddeutschland soll es zu einem großen Umbau kommen: Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) mit der „Süddeutschen Zeitung“ will ihre Regionalzeitungen in Baden-Württemberg verkaufen. Dieses Mediengeschäft – unter anderem mit „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ – soll die Neue Pressegesellschaft rund um die „Südwest Presse“ (SWP) in Ulm erwerben, teilten beide Häuser mit. Es geht um alle Anteile der SMWH daran – gut 80 Prozent. Wettbewerbshüter müssen noch zustimmen.

Die SWMH ist eine der größten Zeitungsgruppen in Deutschland mit aktuell rund 4500 Beschäftigen. Mit der Trennung vom Regionalzeitungsgeschäft im Südwesten konzentriert sich die SMWH stärker auf die Geschäfte um die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) und deren Mediengruppe. Dazu gehört auch der Verlagsverbund Hof, Coburg, Suhl, Bayreuth (HCSB) mit mehreren Regionalzeitungen in Nordbayern und Südthüringen.

Ende 2007 war der Süddeutsche Verlag mit seinem Flaggschiff „SZ“ an die SWMH verkauft worden. Seither musste sich die Mediengruppe sowohl auf das überregionale „SZ“-Geschäft konzentrieren als auch die oft anders gelagerten Bedürfnisse des Regionalzeitungsmarkts im Südwesten bedienen. Das führte auch zu Spannungen angesichts der unterschiedlichen Interessen der Verlage hinter den Zeitungen.

Die Neue Pressegesellschaft (NPG) hat schon neben der „SWP“ unter anderem zwei Titel in Brandenburg („Märkische Oderzeitung“, „Lausitzer Rundschau“). Hinzu kämen neben den beiden Stuttgarter Blättern auch Titel wie „Eßlinger Zeitung“, „Schwarzwälder Bote“ und „Kreiszeitung Böblinger Bote“ – bisher gebündelt in der Medienholding Süd (MHS) im SWMH-Konzern. Die „SWP“ ist schon jetzt eines der führenden Regional-Medienhäuser im Südwesten und baut die Stellung mit dem geplanten Schritt aus.

Der Medienmarkt im Südwesten ist nach wie vor von vielen Zeitungstiteln geprägt. Darunter sind viele kleinere Verlage. In manchen anderen Teilen Deutschlands ist eine Konzentration auf dem Medienmarkt stärker zu beobachten. Mit dem nun geplanten Deal mit der NPG bleiben die zum Verkauf stehenden Regionalzeitungen in der Hand baden-württembergischer Verleger.

Zeitungslandschaft ist im Umbruch

Was in anderen Teilen der Republik längst zur Normalität geworden ist, findet nun auch im „Ländle“ statt – die Zeitungslandschaft sortiert sich neu. Druckereien werden geschlossen, ganze Verlage werden verkauft. Längst ist auch im Südwesten einigen Heimatzeitungen die finanzielle Basis weggebrochen, im Grunde aber zeigen die Verlage zwischen Mannheim und Konstanz ein hohes Maß an Stabilität, sind in ihrer Region fest verankert, getragen von einem treuen Leserkreis.

Das gilt auch für die „Pforzheimer Zeitung“. Selbstständig in allen Bereichen – ausgestattet mit einer unabhängigen Redaktion und einem eigenen Druckzentrum – ist das Pforzheimer Verlagshaus – aus der Nachkriegs-Historie gewachsen – unverändert ein namhafter Gesellschafter der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH), die gerade dabei ist, sich aus strategischen Gründen von einem wesentlichen Element ihres Portfolios zu trennen: Sie verkauft 82 Prozent ihrer Medienholding Süd (MHS) an die Ulmer Neue Pressegesellschaft, Verlag der „Südwestpresse“.

Der Vorgang ist bemerkenswert, weil im MHS-Paket so namhafte Titel wie „Stuttgarter Zeitung“, „Stuttgarter Nachrichten“ und „Schwarzwälder Bote“ versammelt sind. In der Medien Holding Süd verbleibt als starke Medien-Adresse der Verlag der „Süddeutsche Zeitung“ in München. amk

PZ-Verleger Albert Esslinger-Kiefer war bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden Mitglied im Aufsichtsrat der Südwestdeutschen Medienholding und im Herausgeberrat der „Süddeutschen Zeitung“.