Die geborgenen Wrackteile des vier Topdesopfer fordernden Flugzeug-Zusammenstoßes bei Karlsruhe werden nun von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung untersucht.

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Baden-Württemberg
Nach Flugunglück Ermittlungen an der Unfallstelle abgeschlossen
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Oberhausen-Rheinhausen. Die Ermittlungen zur Ursache des Flugunglücks mit vier Toten bei Karlsruhe stehen noch am Anfang. Experten mühen sich von allen Seiten um Aufklärung - die Spurensuche an der Unfallstelle ist nun aber abgeschlossen.

Die Unfallstelle sei wieder freigegeben worden, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstagmorgen. «Alles, was gesucht wurde, ist auch gefunden worden.» Am Dienstag waren ein Sportflugzeug und ein Rettungshubschrauber in der Gemeinde Oberhausen-Rheinhausen in der Luft zusammengestoßen. Vier Menschen starben.

Die Unglücksursache sei weiter unklar, sagte die Sprecherin. Nach derzeitigem Erkenntnisstand sei nicht davon auszugehen, dass die Maschinen sogenannte Blackboxen an Bord hatten, die Erkenntnisse liefern könnten. Die Wrackteile werden demnach nun von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung untersucht. Bis ein Ergebnis vorliege, könne es aber unter Umständen Monate dauern, sagte sie. Die Unfallstelle wurde am Mittwochabend gegen 23 Uhr wieder freigegeben.

Bei den Toten handelt es sich um zwei Deutsche und zwei Schweizer. Demnach saßen in dem Hubschrauber der aus Bayern stammende 46 Jahre alte Pilot sowie ein weiterer 27 Jahre alter Pilot, der ebenfalls aus Bayern kam. Das Kleinflugzeug war besetzt mit einem 61 Jahre alten Piloten und seinem 48 Jahre alten Flugschüler aus der Schweiz.

Beim Fliegen auf Sicht gelten andere Regeln als bei einem Flug nach Instrumenten. Bei dem Zusammenstoß eines Sportflugzeugs mit einem Rettungshubschrauber im Kreis Karlsruhe handelte es sich um einen Sichtflug.

Fliegen auf Sicht bedeutet, nach sogenannten Sichtflugregeln zu fliegen. Volle Sicht nach draußen muss dabei für die Piloten gegeben sein. Nachts oder bei schlechter Sicht muss möglichst nach Instrumenten geflogen werden. Für einen Instrumentenflug bedarf es aber einer anderen Ausbildung, erklärt Germout Freitag von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). Zwar gibt es auch Nachtsichtflüge. Die dürfen aber nur nach einer Weiterbildung geflogen werden.

Wer auf Sicht fliegt, wird auch nicht von einem Fluglotsen durch den Flugraum geleitet. «Das funktioniert ähnlich wie Verkehrsregeln auf der Autobahn», erläutert eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS). Die Piloten müssen selber wissen, welche Abstände sie einzuhalten haben zu Bergen, zu anderen Flugzeugen, zu Wolken. «Das lernen sie in ihrer Ausbildung», sagt sie.

Der Luftraum ist in verschiedene «Klassen» eingeteilt. Luftraum A, B oder C etwa sind die am strengsten überwachten Lufträume, in denen nur Instrumentenflüge stattfinden dürfen, die von Fluglotsen kontrolliert werden. Dort, wo die beiden abgestürzten Maschinen unterwegs waren, handelte es sich wiederum um einen Flugraum mit sogenanntem Mischverkehr, den Flugraum E. Dort sind Flugzeuge auf Sicht ebenso unterwegs, wie solche, die nach Instrumenten fliegen.

Nur die Flugzeuge, die mit Instrumenten fliegen, können vom Fluglotsen kontrolliert und auch identifiziert werden. Diejenigen, die auf Sicht fliegen, sind auf dem Radar zwar sichtbar, aber vom Lotsen nicht identifizierbar. Allerdings werden diese Radarspuren aufgezeichnet und müssen eine gewisse Zeit aufbewahrt werden, erläutert Freitag. Die Radarspuren der beiden verunglückten Maschinen werden also im Nachgang ausgewertet.

Sie können sich beispielsweise beim Flugberatungsdienst Aeronautical Information Service (AIS) schlau machen. Dort gibt es Informationen zum Wetter, zur Wolkenlage und andere Daten, die für die Planung eines bevorstehenden Fluges wichtig sein können. Während des Fluges empfiehlt die DFS auch den Kontakt zum Flight Information Service (FIS). Die Mitarbeiter geben dem Piloten bei Bedarf etwa Hinweise zu Öffnungszeiten von Flughäfen, die der Pilot anfliegen will.

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Meist ereignen sich Unglücke mit nur einem Flugzeug, Zusammenstöße dieser Art sind sehr selten. 2002 ereignete sich ein furchtbares Unglück dieser Art in Überlingen am Bodensee. Damals stießen eine Passagiermaschine und ein Frachtflugzeug zusammen, es starben 79 Menschen, darunter 49 Kinder.

Im November 2017 kamen bei einem Zusammenstoß zwischen einem Hubschrauber und einem Kleinflugzeug in Südengland vier Menschen ums Leben.

In der Region ereignete sich vor rund fünf Jahren ebenfalls ein tragischer Unfall mit einem Flugzeug: Damals verloren in Mühlacker-Dürrmenz zwei Menschen ihr Leben, nachdem sie am Hangensteiner Hof abgestürzt waren.

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