
Pforzheim. Zumindest an seinem künftigen Arbeitsweg ändert sich fast nichts. Noch bis Ende des Jahres leitet Bart Dewijze das Haus der Jugend im Benckiserpark. Ab Januar 2021 wird der in Enzberg wohnende 46-Jährige ins nur eine Straße entfernt gelegene Kulturhaus wechseln. Der geschäftsführende Vorstand des Trägervereins hat ihn gemeinsam mit Erich Poschadel (Finanzen) und Alexander Lauinger (Technik) zum neuen Leiter des soziokulturellen Zentrums gekürt.
Für Dewijze geht damit ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. „Als ich nach dem Studium für ein Brüsseler Kulturhaus tätig war, dachte ich: Das wäre doch ein Traumjob, wenn ich mal um die 50 bin“, sagt er der PZ. Von großen Veranstaltungen bis zum Kindertheater: Im Osterfeld laufe für ihn alles zusammen, wofür er zuvor gearbeitet hat. Er könne seine Erfahrungen für jüngere Leute, aber auch in der Arbeit mit breiteren Bevölkerungsschichten einbringen.
In der Stadt gut vernetzt
Der Wechsel sei für den gebürtigen Belgier keine leichte Entscheidung gewesen. Er pflege tolle Beziehungen zum Team im Stadtjugendring, wolle seine Übergabe gut organisieren und dann zum Ende des Jahres „mit einem sauberen Gewissen“ gehen. „Letztlich auch für meine persönliche Weiterentwicklung.“ Ob Gerhard Baral, Maria Ochs oder Andreas Mürle – er kenne alle Vorgänger durch seine Tätigkeit im Kulturrat oder Kooperationen und gemeinsame Veranstaltungen.


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Diese Vernetztheit, sein Bezug zur Stadt, die Erfahrungen mit Gemeinderat und Soziokultur haben – nach einigen Gesprächen mit anderen Bewerbern – überzeugt, sagt Vorstandsvorsitzende Melanie Denner. Dewijze solle das Team betreuen und formen sowie in Abstimmung mit dem Vorstand die Marschrichtung fürs Programm entwickeln. Pforzheim sei eine sehr internationale Stadt. „Wir müssen aktiver werden, alle Menschen zu bedienen – und auch jüngere Zielgruppen für Kultur begeistern“, sagt Denner.


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Dewijze sieht das genauso: „Wenn junge Leute nicht lernen, ins Theater zu gehen, entsteht eine Generationslücke.“ Er wisse, wie die Pforzheimer ticken, habe aber einen internationalen Blick aufs große Ganze, treffe regelmäßig Künstlergruppen und pflege Kontakte zu belgischen Einrichtungen. Einerseits über den Tellerrand zu schauen, aber auch eine Plattform für regionale Künstler zu bieten – „dieser Mix verleiht Flügel“, ist Dewijze überzeugt. Dabei wolle er auch nach Unbekannterem forschen, „von dem das Publikum noch gar nicht weiß, dass es toll ist“. Offen zu sein, zu experimentieren seien Aufgaben eines soziokulturellen Zentrums.


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Ob Musik oder Kabarett/Comedy, das Osterfeld habe seine gewachsenen Schwerpunkte. Um eine gesunde Mischung aus zeitgenössischer Relevanz und an der Nachfrage orientiertem Angebot zu schaffen, wolle er den Bedarf analysieren – auch weil die Pandemie die Kulturlandschaft durcheinanderschüttelt und neu ordnet. „Aber jede Krise birgt Chancen“, sagt Dewijze. Gemeinsam mit Mitarbeitern und Vorstand gelte es, neue Wege zu entwickeln. Er kenne zwar die mit Andreas Mürles Weggang verknüpften Urvereins-Querelen, sei aber bewusst nicht zu tief in das Thema eingestiegen. Er blicke wertfrei nach vorne, sehe die Situation mit dem frisch besetzten Vorstand als Tabula rasa. „Alle freuen sich tierisch auf den Neuanfang.“