In sozialen Netzwerken sind Jugendliche auch mit verstörenden Inhalten konfrontiert.
stock.adobe.com / Martin / KI generiert
Pforzheim
Ein Netz voller Gefahren: Podiumsdiskussion der PZ zu Jugendschutz in sozialen Medien

Pforzheim. Demokratiefeindlichkeit, Hassbeiträge, sexuelle Belästigung: Kinder und Jugendliche sind in sozialen Netzwerken zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Die Eltern sind häufig überfordert – oder haben erst gar keine Handhabe. Die PZ diskutiert mit Experten.

„Eine Familie, die sich bei Instagram beschwert, dass dem Kind eine sexuelle Belästigung widerfahren ist, wird von Instagram wahrscheinlich keine Antwort bekommen“, sagt Sozialpädagoge und Medienexperte Clemens Beisel. Auch jugendschutz.net, das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Jugendschutz im Internet, übte in einer Pressemitteilung im Juli 2023 deutliche Kritik. Die Anbieter vernachlässigten „weiterhin den Schutz ihrer jüngsten Nutzer und treffen keine ausreichende Vorsorge“, hieß es dort.

39 Prozent der befragten Jugendlichen bei der JIM-Studie 2023 gaben an, im vergangenen Monat mit Hassbotschaften im Netz konfrontiert gewesen zu sein. JIM steht für Jugend, Information, Medien und ist ein Langzeitprojekt des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest. Für die Studie wurden vom 30. Mai bis zum 9. Juli 2023 Jugendliche in ganz Deutschland befragt. Die repräsentative Stichprobe setzt sich aus insgesamt 1200 Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren zusammen.

„Nicht selten verschärfen Anbieter die Spirale von Gefährdungen noch durch neue Funktionen, mit denen sie in ihren Diensten eigentlich attraktive Nutzungserlebnisse schaffen wollen“, sagte Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net.

Die Recherchen und Kontrollen von jugendschutz.net hätten zwar gezeigt, dass einige Dienste mittlerweile Optimierungen vorgenommen haben. Dies sei erfreulich, aber bei Weitem noch nicht ausreichend.

„Der Schutz von Kindern und Jugendlichen spielt für die Betreiber großer Plattformen anscheinend nur eine untergeordnete Rolle. Höchste Zeit, dass er als zentraler Wert in deren Unternehmensphilosophien verankert wird“, Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net.

Um das Thema „Jugendschutz in sozialen Medien und Online-Games – ein Auftrag für Familie und Politik“ soll es auch bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Smart Kids“ der „Pforzheimer Zeitung“ gehen, die von der Jakob-und-Rosa-Esslinger-Stiftung finanziert und von Smart City Pforzheim unterstützt wird.

30 Prozentder Jugendlichen haben laut JIM-Studie bereits sexuelle Belästigung im Netz erfahren, Mädchen (36 Prozent) deutlich häufiger als Jungen (24 Prozent). Sechs Prozent gaben sogar an, dass ihnen dies regelmäßig, also mehrmals pro Woche passiert. Mit 35 Prozent war Instagram der am häufigsten genannte Ort, an dem die Belästigung erfahren wurde. Jeder Fünfte hat dies bereits auf TikTok erlebt, gefolgt von Snapchat mit 14 Prozent.

Mit dabei: die baden-württembergische Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Sandra Boser, Polizeioberkommissarin Carolin Kuhn, Kerstin Heilmann, Leiterin der Beratungsstelle Lilith sowie Sozialpädagoge und Medienexperte Clemens Beisel. Ebenfalls auf dem Podium sitzt die Maulbronner Influencerin Elena Schlegel. Die 20-Jährige ist unter @kindofelena auf verschiedenen Social Media Kanälen aktiv und hat auf TikTok rund 850 000 Follower. Auch Martin Bregenzer, Referent für Medienkompetenz von klicksafe, hat sein Kommen zugesagt. Die EU-Initiative hat zum Ziel, die Online-Kompetenz der Menschen zu fördern und sie mit vielfältigen Angeboten beim kompetenten und kritischen Umgang mit dem Internet zu unterstützen.

Und natürlich sollen auch Eltern, Großeltern, Lehrer und Sozialarbeiter zu Wort kommen und ihre Fragen stellen. Diese können auch vorab per E-Mail an baerbel.schierling@pz-news.de gesendet werden.

Die Podiumsdiskussion „Jugendschutz in sozialen Medien und Online-Games –Ein Auftrag für Familie und Politik“ findet am Dienstag, 27. Februar, ab 19 Uhr, im PZ-Forum statt. Die Teilnahme ist kostenlos.