Ein Mann soll im November 2018 bei einer Auseinandersetzung in einer Pforzheimer Shisha-Bar niedergestochen worden sein. Foto: evannovostro/stock.adobe.com (Symbolbild)
Pforzheim
Geiselnahme in Pforzheimer Shisha-Bar: Hat einer der Verdächtigen auch einen Mann niedergestochen?
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Pforzheim. Schon während eines zurückliegenden Verhandlungstags hat sich vor der Auswärtigen Strafkammer des Landgerichts Karlsruhe in Pforzheim herauskristallisiert, dass es nicht nur um die Geiselnahme von zwei Studenten in einer Shisha-Bar und um ihre erlittenen Qualen geht, sondern, dass möglicherweise einer der vier Angeklagten – unabhängig vom bisherigen Fall – einen Mann mit einem Messer im November 2018 niedergestochen haben soll.

Dass bei der blutigen Messerattacke, die das Opfer – ebenfalls ein Mann mit Migrationshintergrund – zwischen Brust und Bauchbereich traf, kein inneres Organ verletzt wurde, ist dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass der Verletzte damals rund 60 Kilo mehr auf den Rippen hatte.

"Sie haben 60 Kilo abgenommen?", fragte der Vorsitzende Richter Andreas Heidrich schier ungläubig beim Zeugen nach. Doch ein Foto belegte nicht nur die damalige Fettleibigkeit des Mannes, sondern zeigte auch eine tief klaffende, blutige größere Fleischwunde, die von einem Messer stammte. Doch von wem das Opfer attackiert worden war, konnte oder wollte der Mann nicht sagen, der den Stich erst später bemerkt haben will.

Studenten erleben Martyrium in Shisha-Bar 

Er ließ sich im Krankenhaus verarzten und beschloss: "Wenn ich nach dem Rauchen einer Zigarette nicht umfalle, dann gehe ich wieder nach Hause", was er schließlich auch tat. Auch er hatte in einer Pforzheimer Shisha-Bar gearbeitet, die aber nichts mit dem Tatort, der Shisha-Bar zu tun hat, in welcher die Studenten ihr Martyrium im April 2018 erlebten.

Doch tatverdächtig ist nun einer der Brüder, welche die Studenten damals in die eigene Shisha-Bar bestellt und ins Hinterzimmer geführt haben sollen. Diese hatten nach verschiedenen Zeugenaussagen nicht zugeschlagen oder gefilmt, dafür tatenlos bei den Repressalien gegen die Jugendlichen zugesehen und nicht schützend oder helfend eingegriffen.

Kurios ist jetzt nicht nur, dass sich auch die Messerstecherei in oder im Umfeld einer Pforzheimer Shisha-Bar, wenn auch in einer anderen, zugetragen haben soll, sondern ebenso, dass das Opfer angibt, den Angeklagten nicht zu kennen. Stattdessen hob einer der Hauptangeklagten im "Fall der Studenten" freundlich grüßend die Hand, denn man kennt sich offensichtlich.

Urteil könnte noch im April fallen

Am Mittwoch wurden nun mehrere Zeugen, vor allem Anwohner, gehört, die im näheren Umkreis der Shisha-Bar wohnten oder dort noch leben und aus ihren Wohnungen heraus – vor der Bar – eine lautstarke Gruppe bei einer Schlägerei mit Fäusten, Schlägen und Tritten beobachteten. Auch soll ein Mann mit "viel Masse" zu Boden gegangen sein.

Doch wie dieser oder der Täter aussah, konnten die Zeugen nicht sagen. Auch von einem Messer war keine Rede – dafür von zwei Frauen, die versuchten haben sollen, zu schlichten. Eine soll auch brutal geschlagen worden sein, was eine Zeugin schließlich veranlasste, die Polizei zu rufen.

Die Verhandlung wird am kommenden Montag um 13 Uhr fortgesetzt. Eine Entscheidung im Prozess könnte noch in diesem Monat fallen.