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Pforzheim. Der Jugendgemeinderat Pforzheim (JGR) lässt nicht locker: In einer Pressemitteilung dankt er allen Beschäftigten in Pforzheims Freibädern für ihre Arbeit, "die teilweise momentan mit bedeutend mehr Aufwand verbunden ist als in vergangenen Sommern" und fordert gleichzeitig noch immer die Vor-Ort-Bezahlung in Freibädern in Pforzheim.
"Wir schätzen es selbstverständlich sehr, dass die Freibäder unter diesen Bedingungen überhaupt öffnen konnten", äußert sich Jugendrat Leon Meyer. Der Präsidiumsvorsitzende Paul Jenisch ergänzt: "Ich respektiere und schätze es sehr, dass die Verwaltung trotz der schwierigen Ausgangslage genug Personal gewinnen konnte und nun beide Bäder geöffnet haben." Und:
"Trotzdem hätte man das System der Besuchersteuerung von Anfang an zielführender gestalten können: Wenn es den Schichtbetrieb nicht gäbe, hätte man keine kleinen 'TimeSlots', und die Besucher würden über den Tag verstreuter kommen. Somit gäbe es auch keine Stoßzeiten zu Beginn der 'Time-Slots' und die Schlangenbildng würde stark reduziert oder sogar komplett wegfallen. Dadurch, dass viele Menschen nach wie vor aufgrund fehlender Vor-Ort Zahlung nicht in Pforzheims Bäder kommen, zieht es diese in Bäder wie Karlsruhe oder Bad-Liebenzell, wo dies möglich ist“, so Meyer weiter.
Dies senkt nicht nur die finanziellen Einnahmen in Pforzheim, sondern steigert die Gefahr für mögliche Überlastung und Pandemieverbreitung anderer Orte. Um Szenarien der Überlastung, wie sie bereits am Epplesee stattfanden, zu vermeiden, sollten die Kapazitäten von Pforzheims Bädern ausgeschöpft werden. Alles andere wäre kontraproduktiv, sagen die jungen Räte. Dem JGR fehlen allerdings noch die seit zwei Wochen angefragten Statistiken zu den Besucherzahlen der Freibäder.


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Mit seiner Forderung ist der Jugendgemeinderat nicht allein: Der Pforzheimer Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende der FDP/FW/UB/LED-Fraktion im Pforzheimer Gemeinderat, Hans-Ulrich Rülke, unterstützt die Forderung des JGRs. “Eine Vor-Ort-Bezahlung vereinfacht den Ticketkauf erheblich sodass dieser für alle Bürgerinnen und Bürger einfach und schnell möglich ist. Ich fordere die Stadtverwaltung auf, die Forderung des Jugendgemeinderats umzusetzen und eine Vor-Ort-Bezahlung zu ermöglichen.“
Festgefahrener Streit
Rülke nannte das derzeitige System in einer weiteren Pressemitteilung am Dienstag "maximal kundenunfreundlich". Um in dem festgefahrenen Streit zwischen dem Bäderdezernenten und den Jugendgemeinderat eine Lösung aufzuzeigen, empfiehlt er eine gemeinsame Evaluation der jüngsten Besucherstatistiken des Bades durch beide Parteien und eine anschließende Abstimmung mit dem örtlichen Gesundheitsamt.
Eine klare Unterstützung erfolgt auch vom Grünen Liste Stadtrat Emre Nazli:
"Dass die aktuelle Situation eine Herausforderung darstellt, ist kein Geheimnis, aber gerade aus dem Grund muss es das Ziel sein Prozesse sinnvoll und einfach zu gestalten. Die Umsetzung einer Vor-Ort-Bezahlungsmöglichkeit hätte bereits durch die Verwaltung in den vergangenen Wochen forciert werden können und muss dringend forciert werden."
Auch die AfD-Fraktion im Gemeinderat stellt sich hinter den JGR. Bernd Grimmer sagt: "Wir freuen uns über die Initiative des JGR und sind ebenfalls der Auffassung, dass eine Vereinfachung des Zahlungsverfahrens dringend zu wünschen ist, um die Hemmschwelle der Nutzung herabzusetzen." Rückhalt gibt es auch aus Schellbronn: Hasan Akbaba hat ähnliche Forderungen für das dortige Freibad. Nach einem Telefonat mit ihm ist man sich einig: noch immer werden so Mitbürger ohne Zugang zu digitalen Bezahlmethoden diskriminiert.


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Als realistische Lösung für den Rest der Freibadsaison fordern alle Beteiligten die Verwaltung auf ein Ampelsystem wie in den Karlsruher Bädern und eine Vor-Ort-Bezahlungsmöglichkeit in den beiden Pforzheimer Freibädern einzurichten. "Diese Lösung ist relativ einfach umzusetzen, da die Verwaltung bereits über eine Bäder-Website verfügt. Strukturell müsste man also nicht viel neu schaffen, sondern einfach die vorhandene Struktur nutzen", so der Präsidiumsvorsitzende Paul Jenisch abschließend.