Begeisterter Metallbauer: Abdulah Aladi. Foto: Moritz
Pforzheim
Mit Ehrgeiz und Willen geht es rasant voran: Dieser junge Mann aus Syrien macht erfolgreich eine Ausbildung zum Metallbauer

Pforzheim. Freundlich und ausführlich gibt Abdulah Aladi (21) Auskunft über sein Tagwerk. Wie er beim Pforzheimer Balkonbauer Spittelmeister schweißt, poliert und schleift. Wie er das in der Halle auf der Wilferdinger Höhe Geschaffene später auf Baustellen in Position bringt. Wie er diese Ausbildung liebt, weil der Beruf so abwechslungsreich sei, nie Langeweile aufkomme. „Er ist einer der besten Aluschweißer, den wir haben“, sagt Ausbilder Alexander Großkopf und: „Jeder hier schafft gerne mit Abdulah, und er spricht besser Deutsch als manch anderer, der schon viel länger hier lebt. Er ist einfach willig.“

Wille ist ein Wort, das bei den Gesprächen hier öfter fällt. Dieser junge Mann, der ins dritte Lehrjahr als Metallbauer geht, kam 2016 nach Deutschland. Mit seiner zehnköpfigen Familie, die in Syrien, dann in Libyen lebte, geflohen über die Türkei ins Heidelberger Aufnahmecamp, kurz darauf nach Pinache – ohne jede Deutschkenntnis. „Ich wollte unbedingt die Sprache lernen“, sagt Aladi. Und das tat er in den ersten sechs Monaten auf eigene Faust – mit den Nachbarn, „wir halfen uns gegenseitig, bald konnten wir uns unterhalten“. Auf der Berufsschule in Mühlacker konnte Aladi gleich die schwerere Sprachprüfung in Angriff nehmen und legte rasch den Hauptschulabschluss ab. Die schulinterne Ausbildungsmesse und mehrere Praktika ließen den Berufwunsch reifen. Aladi, der inzwischen in Ersingen wohnt, blickt schon wieder voraus: „Wenn es irgendwie geht, möchte ich den Meister machen.“

Über allem schwebt aber weiter die Ungewissheit. Obwohl seine Familie wegen zu befürchtender Repressalien durch das Assad-Regime nicht zurück könne, müsse er jedes Jahr aufs Neue die weitere Aufenthaltserlaubnis beantragen, sagt der Lehrling, was sein Ausbilder als „sehr traurig“ empfindet – „für Abdulah und für Deutschland“. Wo es doch solch gute Fachkräfte dringend brauche. Manch anderes kann Aladi nicht verstehen. Dass er, anders als seine Klassenkameraden, an schulischen Austauschprogrammen im Ausland nicht teilnehmen durfte. Dass er auch jetzt in seinem Urlaub nicht wie die Arbeitskollegen das Land verlassen dürfe: „Ich würde dann auch gerne mal nach Frankreich reisen.“ Dass er Geflüchtete sehe, die nichts täten, sich auf der Straße herumtrieben, Probleme mit der Polizei hätten, aber vom Staat so behandelt würden wie er. „Man muss versuchen, alleine voranzukommen“, sagt Aladi, dessen jüngere Geschwister alle zur Schule gehen: „Wenn man nicht will, dann lernt man nichts. Der Wille ist das Wichtigste.“