
Pforzheim. Draußen ist es kalt, winterlich. Es regnet an diesem späten Vormittag fast ohne Pause. Die Sonne war schon mehrere Tage nicht zu sehen. Die Stimmungslage entsprechend getrübt. Doch an der Kiehnlestraße 10, mitten in der Stadt, arbeitet das ehrenamtliche Team der Suppenküche, das mit jeweils fünf Personen an den Öffnungstagen alles bewerkstelligt, trotzdem mit Elan. Denn die Gäste stehen bereits vor der Türe und warten auf Einlass. Dienstags, donnerstags und samstags gibt es ein warmes Mittagessen.

„Als sie vor 15 Jahren als Pendant zur Vesperkirche gegründet wurde, gab es ausschließlich Suppen“, erklärt Frank Johannes Lemke, kommissarischer Vorsitzender des Trägervereins Ökumenische Vesperkirche. Inzwischen würden einfache, aber schmackhafte Speisen zubereitet. „Neben dem Suppenküchen-Team brauchen wir auch Köche, die sich ehrenamtlich engagieren.“ Die PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not“ hat dem Trägerverein der Suppenküche bereits mehrfach geholfen: „Die Küchengeräte mussten nach und nach ausgetauscht werden, denn die Bewältigung der Speisezahlen machte eine halbprofessionelle Ausstattung erforderlich“, so Lemke weiter. Dank der Unterstützung gehe es immer weiter. Aktuell sollten die Kühlgeräte im Keller ausgetauscht werden. „Sie sind überaltert und zu klein.“ Auch hierfür ist Hilfe von „Menschen in Not“ zugesagt.

Notwendig ist das auch, weil die Anzahl der Besucher zunimmt. „Alleine mit vier Wochen Vesperkirche im Jahr kann man den gewaltigen Problemen in unserer Stadt, die die hohe Arbeitslosenzahl, die extrem hohe Bürgergeld-Empfängerzahl und die höchste Migrantenquote in Baden-Württemberg mit sich führen, nicht gerecht werden“, erklärt der kommissarische Vorsitzende. „Inzwischen sind wir bei durchschnittlich 120 Gästen“, sagt Gaby Schulz vom Leitungsteam. „Damit sind wir an der Kapazitätsgrenze.“
Als um 11.20 Uhr die Türen geöffnet werden, verlagert sich die Schlage, die vor der Türe stand, nach drinnen. „Gerade wenn es kalt ist, würden alle gerne auf einmal reinkommen. Aber unsere Gäste sind alle total nett“, schwärmt Schulz. Die Gästen wollten reden, zusammensitzen und Teilhabe genießen. „Wir können sie nach dem Essen nicht gleich zum Gehen auffordern.“ Somit werde es manchmal schon sehr eng auf den knapp 90 Quadratmetern.

Zwei Unterbau-Haushalts-Kühlschränke und zwei Tiefkühlschränke im Lagerraum im Untergeschoss des Hauses stehen zur Lagerung der angelieferten Ware bereit. „Wir bestellen zwei bis drei Tage vorab“, erklärt Schulz, die die Bestellungen koordiniert. Die Mischung aus Tiefkühlprodukten, zu kühlender Ware und Konserven müsse genau kalkuliert sein.
Maultaschen oder Frikadellen mit Kartoffelsalat, Kässpätzle mit Salat, Linsen oder kräftige Gulaschsuppe mit Kartoffelbrei sind Klassiker, die es häufig in der Suppenküche gibt. Genauso wie vegetarische Alternativen. Wenn das Essen aber nach ungefähr 120 bis 140 Portionen ausgehe, dann müsse gewährleistet sein, dass es zumindest immer eine Scheibe Fleischkäse oder zwei Würstchen für jeden Besucher gebe. „Das heißt, dass wir immer mindestens vier Kilogramm Fleischkäse und mindestens 20 Paar Würstchen auf Lager haben müssen.“ Geordnet werde das alles, indem jeder Gast mit seinem Tablett einen Chip für einen Nachschlag erhalte.

Die Gäste bekommen von all dem Organisatorischen nichts mit. „Sie freuen sich, dass wir für sie kochen“, weiß Jürgen Droste vom Leitungsteam. „Und auch, dass man sich gut kennt und ein Ohr für den anderen hat.“ Denn wenn es ruhiger wird, dann bleibt Zeit für ein Gespräch. Dann ist auch Zeit, um zu der Seniorin zu sitzen, die scheinbar fein herausgeputzt am Tisch nebenan sitzt und auf Gesellschaft wartet. Einsame und Bedürftige würden aufgefangen. Auch, weil ähnlich wie in der Vesperkirche, Sozialarbeiter im Falle einer Notwendigkeit parat stünden.
Und wenn die Türen der Suppenküche gegen 14 Uhr geschlossen werden, die Gäste den Heimweg angetreten haben, dann müssen die Ehrenamtlichen nochmal die Ärmel hochkrempeln. Denn das Team der nächsten Öffnung der Suppenküche besteht auch rein aus Ehrenamtlichen.
Wer Lust und Zeit für ein Ehrenamt bei der Suppenküche hat,
meldet sich per Mail bei Gaby Schulz: leitung@pforzheimervesperkirche.de.

Menschen in Not
Eigentlich sollte es eine Weihnachtsaktion werden, als die PZ Anfang der Neunziger die Leser dazu aufrief, für Menschen in Not zu spenden. Doch die Spenden flossen weiter über das ganze Jahr, und so wurde aus "Menschen in Not" ein Verein. Bis heute spendeten die Leserinnen und Leser der PZ rund eine Million Euro. Mit dem Geld wird Menschen aus der Region geholfen, die in Not sind – schnell und unbürokratisch.
Spendenkonto "Menschen in Not"
IBAN: DE72 6665 0085 0000 8888 77
BIC: PZHS DE66 XXX


Weihnachtsaktion von „Menschen in Not“: Tafeln erhalten Waren im Wert von 5000 Euro pro Monat

