Trotz der Entscheidung von Oberbürgermeister Boch: Am Ende schmückt die Regenbogenflagge das Pforzheimer Rathaus pünktlich zum CSD. Das Hissen der Fraktionen war laut Stadtverwaltung erlaubt.
Koß
Pforzheim
So hat es die Regenbogenflagge doch ans Pforzheimer Rathaus geschafft

Pforzheim. Vor dem Christopher Street Day in Pforzheim forderten Parteien, Aktivisten und Lokalpolitiker die Stadt auf, ein Zeichen zu setzen: die Regenbogenflagge am Rathaus, aus Solidarität gegen angekündigte rechtsextreme Proteste. Oberbürgermeister Peter Boch lehnte ab, pochte auf das Landesgesetz und blieb bei seinem Nein. Doch am Samstag wehte die Flagge dann doch - gleich mehrfach.

Die Entscheidung, keine Regenbogenflagge am Rathaus zu hissen, hat in Pforzheim für erhebliche Diskussionen gesorgt. Im Gemeinderat, in den sozialen Netzwerken und in den Medien wurde das Thema breit debattiert. Vor allem SPD, die Linke, Grüne Jugend und Grüne Liste kritisierten Oberbürgermeister Peter Boch, der trotz einer von der rechtsextremen Gruppe „Der Störtrupp“ angemeldeten Gegenkundgebung keine Regenbogenflagge am Rathaus wollte. 

Aus Sicht der Rathaus-Opposition hätte OB Boch (zum Zeitpunkt des CSD im Urlaub) mit dem Hissen der Flagge ein sichtbares Zeichen der sichtbaren Solidarität setzen müssen - und habe diese Gelegenheit leichtfertig verspielt.

Gleichzeitig wurde, als sich die Endgültigkeit der Entscheidung der Verwaltungssitze abzeichnete, mehrfach angedeutet, im Zweifelsfall auf die Masten auf dem Dach des Rathauses zu verzichten - aber nicht auf die Regenbogenflagge. 

Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin Katja Mast (SPD) kündigte an, die Flagge zumindest am Fenster ihres Bürgerbüros hissen zu wollen:
 „Als äußeres Zeichen der Solidarität mit all denjenigen, denen Vielfalt am Herzen liegt – jeder Mensch ist unterschiedlich und das ist gut so.“ 

Und wer dann an diesem Samstag den Blick hob, das Rathaus empor, konnte sie doch noch sehen: die Regenbogenflagge aus den Fenstern der Büros der Grünen Liste und der SPD. Und daneben, am Balkon, eine farbenfrohe Progress-Flag von Valentino Vecchietti, befestigt an einem Stab. 

Axel Baumbusch sitzt für die Grüne Liste im Gemeinderat und hat eine Regenbogenflagge am Fenster des Bürgerbüros befestigt.
Screenshot/Instagram: axelbaumbusch

Der Stadtrat Axel Baumbusch postete auf Instagram ein Bild von sich vor dem Rathaus. An das Fenster seines Beratungszimmers klemmte er die Regenbogenflagge. Er schreibt:

„Da ich überhaupt nicht verstehen kann, warum die Verwaltungsspitze nicht den Mut hatte, die Regenbogenflagge auf dem Rathaus zu hissen, habe ich kurz entschlossen eine Fahne vor unser Beratungszimmer im Rathaus gehängt.“

SPD-Stadträtin Annkathrin Wulff (rechts) und Fraktionskollege Kai Adam halten am Samstag die Flaggen zum CSD aus ihrem Fraktionszimmer. Sehr zum Ärger der hiesigen AfD.
Screenshot/Instagram: annkathrin_wulf

Auch Stadträtin Annkathrin Wulff postete ein Bild, wie sie aus einem Rathausfenster die Regenbogenflagge hält, die später – mit Steinen beschwert – von der Balustrade hängt. Sie schreibt:

„Uns war es wichtig, gemeinsam auf allen politischen Ebenen ein Zeichen für Vielfalt, Gleichberechtigung und Akzeptanz zu setzen — denn Liebe kennt keine Grenzen!“

Ein Video, wie die Flagge am Neuen Rathaus wehte, postete Linken Stadtrat Marvin Weiß.
Screenshot/Instagram: marvin_weiss_bescheid

Und dann ist da noch Stadtrat Marvin Weiß (Die Linke), der im Vorfeld die Entscheidung des Oberbürgermeisters mit am schärfsten angegriffen hatte. Bei einer Gemeinderatssitzung am 3. Juni kritisierte er Bochs Entscheidung und führte eine andere CDU-geführte Gemeinde in der Region als Gegenbeispiel an.

Weiß postete ein Video, wie die Regenbogenflagge an einem Stecken am Rathausbalkon weht.

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