MiN Spende von Renner an Einsatznachsorge
Hans Gölz-Eisinger (links), Regina Wacker und Achim Bitsch vom Einsatz-Nachsorgeteam im Enzkreis und der Stadt Pforzheim freuen sich über die Spende, die Susanne Knöller (Zweite von links), Vorsitzende der PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not“, weiterleitet und überreicht.
Röhr
Pforzheim
Starke Geste nach tragischem Ende einer Einsatzfahrt von Eutinger Feuerwehrmann

Pforzheim. Es war eine beispiellose Sammelaktion für einen Feuerwehrmann, der bei der Anfahrt zum Einsatz mit einem Auto kollidierte, in dem ein Mensch in der Folge verstarb. Über 11.000 Euro kamen zusammen. Davon konnte nicht nur die Geldstrafe des Feuerwehrmannes bezahlt werden. Über 6000 Euro gehen über „Menschen in Not“ an das Nachsorgeteam.

Rückblende: Es ist der 1. April 2021 gegen 13.30 Uhr: Die Feuerwehr Eutingen rückt lautstark aus. Ein Einsatzfahrzeug passiert auf der Bundesstraße 10 in Richtung Mäuerach mit Martinshorn eine rote Ampel. Ein entgegenkommendes Auto kann nicht bremsen und kollidiert mit dem Feuerwehrwagen. Die Beifahrerin verstirbt infolge ihrer Verletzungen kurz darauf im Krankenhaus, der Fahrer überlebt schwer verletzt.

Der Fahrer des Einsatzfahrzeugs, ein ehrenamtlicher Feuerwehrmann, wird im Dezember 2022 zu einer Geldstrafe in Höhe von 4800 Euro verurteilt. Die Emotionen schlagen Wellen – für und gegen das Urteil.

Rettungskräfte tanken Kraft

Einer zeigt besondere Solidarität mit dem verurteilten Feuerwehrmann und startet eine Sammelaktion über die Online-Plattform „gofundme“. „Ich wollte unterstützen“, sagt der Initiator der Spendenaktion. Für ihn habe es sich nicht richtig angefühlt, dass der ehrenamtliche Feuerwehrmann, der für alle Bürger im Einsatz ist, eine Strafe zahlen muss. „Es war ein tragisches Unglück.“ Der Erfolg gibt dem Initiator recht. Innerhalb kurzer Zeit kommen 11126,63 Euro zusammen. 4800 Euro erhält der Feuerwehrmann, damit er die Strafe bezahlen kann. Der Rest – 6326,63 Euro – kommt „Menschen in Not“ zugute. Nun wird der Betrag, wie mit dem Initiator ausgemacht, weitergeleitet. „Ich freue mich, dass das Geld nun dem Einsatz-Nachsorge Team (ENT) im Enzkreis und der Stadt Pforzheim zur Verfügung gestellt wird.“ Hier komme es bei den Rettungskräften, die tagtäglich ihr Leben für alle riskieren, direkt an. „Wer beim Einsatz Dinge erlebt, die er nur mit Hilfe von außen verarbeiten kann, der kann nun von der Spende profitieren.“

Das EN-Team, das psychosoziale Notfallversorgung, Maßnahmen und Angebote für Einsatzkräfte, anbietet, ist begeistert. Regina Wacker und Hans Gölz-Eisinger leiten das Team. Wacker erklärt: „Wenn Einsatzkräfte einen herausfordernden Einsatz hatten, den sie verarbeiten müssen, sind wir für sie da.

Das Team biete psychosoziale Unterstützung durch kameradschaftliche Hilfe an. „Wir kommen zum Einsatz, wenn Einsatzkräfte in außergewöhnliche Belastungssituationen gekommen sind. Welche Ereignisse und Einsatzsituationen als besonders belastend erlebt werden, ist von Mensch zu Mensch aber ganz verschieden.“

In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass insbesondere nach schwierigen, ungewöhnlichen und langandauernden Einsätzen, einer größeren Anzahl von Verletzten oder sogar Toten, der Beteiligung oder dem Tod von Kindern, einer schweren Verletzung oder dem Tod von Kollegen im Einsatz, öffentlichem Druck und großem Medieninteresse, persönlicher Bekanntschaft, Gewalt gegen Einsatzkräfte, Suizid eines Kollegen oder einer eigenen körperlichen Verletzung das Gespräch gesucht werde. „Fachliche Unterstützung gibt es vor, während und nach Einsätzen“, so Wacker weiter. „Wir sind rund um die Uhr im Einsatz.“