





- Jeanne Lutz, Isabel Ruf, Maximo Gonzalez, Bärbel Schierling, Marek Klimanski, Gerhard Ketterl, Thomas Meyer, Simon Walter, Patrick Obrecht, Stefanie Reinhardt, NIna Giesecke
Pforzheim. Gleich drei Demonstrationen wollten am Samstag durch Pforzheim ziehen - und alle wollten nahe des Bahnhofs starten. Einschränkungen - etwa für Anwohner und Busfahrgäste - gab es bereits in den Morgenstunden. PZ-news begleitete den Demo-Tag an dieser Stelle mit einem Liveticker.
Die Bilanz von Stadtverwaltung und Polizei
Nach einer Abschlusskundgebung hat sich die Versammlung der Partei "Die Rechte" um 15.40 Uhr ebenso aufgelöst wie die beiden Gegendemonstrationen der "Initiative gegen Rechts" und des Deutschen Gewerkschaftsbundes sowie des "Antirassistischen Netzwerks". Der Aufzug der Partei "Die Rechte" umfasste rund 80 Teilnehmer. An den Gegendemonstrationen der "Initiative gegen Rechts" und des Deutschen Gewerkschaftsbundes sowie des "Antirassistischen Netzwerks" nahmen insgesamt bis zu 700 Personen teil, so Stadtverwaltung und Polizei in einer Bilanz.
Pfarrerin Heike Reisner-Baral vom Bündnis "Pforzheim nazifrei" verweist darauf, dass innerhalb von zehn Tagen 700 Menschen den Aufruf zum 11. Mai, in dem es unter anderem heißt "Wir zeigen unser Gesicht der Menschlichkeit! Pforzheim nazifrei! Keinen Fußbreit den Rassist*innen!" unterzeichnet haben, unter anderem auch Prominente wie die Musiker Peter Freudenthaler (Fools Garden), Jay Alexander und Udo Lindenberg sowie der Schauspieler Walter Sittler. Konstantin Wecker schickte dem Bündnis eine Videobotschaft. Sie berichtete, dass über 1000 Menschen friedlich gegen den Aufmarsch der Rechtsextremisten protestiert haben. "Wir dürfen stolz darauf sein, dass es - bis auf ganz wenige Störer - eine friedliche Demonstration war. Wir dürfen stolz darauf sein, dass Bürger*innen unabhängig Ihrer Herkunft und ihrer politischen Zugehörigkeit gemeinsam für Demokratie und ein buntes Pforzheim auf der Straße waren. Wir dürfen stolz darauf sein, dass die Religionen zusammen gestanden sind - unabhängig ihrer Differenzen. Die christlichen Kirchen samt Baptisten, Ditib, Achmadya, Aleviten - und vor dem Hauptbahnhof kamen, trotz Sabbat, aus der jüdischen Gemeinde zahlreiche Gemeindemitglieder mit dazu", erklärt Heike Reisner-Baral.


Mehrere Demos: Pforzheim im Ausnahmezustand

Hunderte beim Bündnis Pforzheim nazifrei

Demo-Samstag: Proteste, Polizei, Absperrungen, Kinderfest

Gegendemo des Antirassistischen Netzwerks

Demo des antirassistischen Netzwerks in Pforzheim
Wie die Polizei meldete, kam es im Vorfeld der Versammlungen im Bereich des Hauptbahnhofs zu einem versuchten tätlichen Angriff auf einen Polizeibeamten durch eine betrunkene Person, die daraufhin in Gewahrsam genommen wurde. Ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet.
Nachdem sich im weiteren Verlauf der Aufzug der Partei "Die Rechte" um 13.55 Uhr in Bewegung gesetzt hatte, versuchten um kurz nach 14 Uhr 10 bis 20 Gegendemonstranten, von der Bahnhofsstraße kommend bei der Jägerpassage Absperrgitter zu übersteigen. Dies konnten Einsatzkräfte der Polizei jedoch durch den Einsatz von Pfefferspray verhindern. Zudem hatten sich gegen 14.30 Uhr im Bereich der Emma-Jäger-Straße mehrere Gegendemonstranten vermummt. Auch deren Versuch, auf die abgesperrte Aufzugsstrecke zu gelangen, konnte mit polizeilicher Präsenz verhindert werden.
Skandieren einer Äußerung verboten
Beim Aufzug der Partei "Die Rechte" musste die Stadt Pforzheim als Versammlungsbehörde einschreiten, um das Skandieren einer bestimmten Äußerung zu unterbinden. Nach Abschluss der Versammlungen reisten die Teilnehmer ohne weitere Zwischenfälle wieder ab.
Beim Europäischen Kinderfest auf dem Pforzheimer Marktplatz zählten die Veranstalter zu Spitzenzeit etwa zwischen 200 und 300 Besucher in friedlicher Atmosphäre.
Oberbürgermeister Boch und Polizeipräsidentin Denner zufrieden
Zufrieden mit dem Verlauf der Versammlungen zeigten sich Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch und Erster Bürgermeister Dirk Büscher: "Wir möchten uns bei allen beteiligten Einsatzkräften, insbesondere bei der Polizei, ausdrücklich für die hervorragende Zusammenarbeit bedanken." Dass dieser Tag größtenteils friedlich verlaufen sei, werteten Boch und Büscher als Bestätigung für die erarbeitete Strategie. Oberbürgermeister Boch resümierte darüber hinaus: "Gleichzeitig konnten wir gemeinsam mit der Volksmission auf dem Marktplatz unser Europäisches Kinderfest feiern, bei dem alle Besucherinnen und Besucher Frieden und Völkerverständigung alseuropäische Werte gelebt haben."
Auch Polizeipräsidentin Caren Denner zog als Einsatzleiterin ein positives Resümee. "Uns ist es gelungen, ein Übergreifen der zum Teil unfriedlichen Versammlungsteilnehmer zu verhindern. Vor allem aber bin ich darüber erleichtert, dass niemand meiner Einsatzkräfte verletzt wurde.
Auf den Großeinsatz hatte sich auch die Abteilung Rettungsdienst des hiesigen DRK-Kreisverbandes vorbereitet. Zusätzlich im Einsatz waren an diesem Tag neben verschiedenen Führungskräften ein Rettungswagen inklusive einem Notarzt sowie zwei Krankentransportwagen. Seitens des Ehrenamtes waren ebenfalls Gruppierungen der DRK-Ortsvereine aus Pforzheim und dem Enzkreis in Bereitschaft.
Der Regelrettungsdienst war natürlich regulär für die Bevölkerung da mit fünf Rettungswagen sowie zwei Notarzteinsatzfahrzeugen von DRK und ASB in der Goldstadt sowie drei Rettungswagen und drei Notarzteinsatzfahrzeugen des DRK im Enzkreis.
PZ-news begleitete den Demo-Tag an dieser Stelle mit einem Liveticker.
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