
Etliche Psychologen haben ihr Urteil über Donald Trump längst gefällt: Er zeige Anzeichen von „bösartigem Narzissmus“, diagnostizieren sie. Diese übersteigerte Selbstverliebtheit, gepaart mit einer zerstörerischen Kraft, ist ein Charaktermerkmal, das viele Autokraten und Diktatoren dieser Welt besitzen. Man denke nur an Putin oder Nordkoreas Kim Jong-un. Nur kann man in deren Fall nicht von einer Demokratie freiheitlicher Prägung sprechen, wie dies für die USA gelten sollte.
Ein Kommentar vom Geschäftsführenden PZ-Verleger Thomas Satinsky
Trump, der Präsident der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt, ist ein „Ichling“, der in erster Linie seine persönlichen Interessen verfolgt und eben nicht die von Amerika, wie er immer wieder behauptet. Der US-Präsident begreift Politik als Wirtschaftspoker. Überdeutlich wurde und wird das im Zollstreit. Unbeirrt und vor allem unkontrolliert fährt der Mann aus Washington einen Zickzack-Kurs, mit dem er der Weltwirtschaft und den Menschen immensen Schaden zufügt. Und keiner kann ihn stoppen. So scheint es.


Zeit für den großen Wurf: Die neue Koalition muss endlich die Bürger ernst nehmen
Vor ein paar Monaten hätte wahrscheinlich kaum jemand für möglich gehalten, dass ein Mann alleine, ausgestattet mit den demokratisch legitimierten Insignien der Macht, die Welt aus den Fugen bringen kann. Eine Welt, die nicht vergleichbar ist mit der in Zeiten von Stalin, Hitler oder Mussolini. Nun wissen wir es – das geht.
Und es funktioniert auch in einer modernen Demokratie. Man benötigt dazu offensichtlich nur einige Wirtschaftsmilliardäre und Allmachtsphantasien. Versehen mit dem höchsten Amt der westlichen Welt kann ein Mann alles durchsetzen, was er will – auch Gesetze aushebeln oder zu seinen Gunsten anwenden. Dazu braucht es keine kruden Verschwörungstheorien. Das ist bittere Wirklichkeit.


CDU und SPD sind zum Erfolg verdammt: Scheitern wäre katastrophal
Darauf muss sich Europa einstellen – und handeln. Die ersten Schritte sind getan. Die Verteidigungsausgaben in der EU steigen deutlich an. Die europäische Welt rüstet auf gegen Putin und emanzipiert sich damit von den USA, an deren Nato-Treue seit Trump größte Zweifel angebracht sind. Auf mittlere Sicht wird Deutschland nicht um eine allgemeine Wehrpflicht herumkommen, auch wenn dies so nicht im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD vorgesehen ist. Es mag pathetisch klingen: Es gilt, unsere Werte zu verteidigen. Dazu brauchen wir eine schlagkräftige Bundeswehr. Denn letztlich müssen wir uns fragen, ob wir in einer von Autokraten regierten Welt leben wollen oder in einer, in der das Wort „Demokratie“ nicht nur eine Worthülse zur Machtbestätigung ist.