Für keinen der drei Kandidaten reichte es zu einer absoluten Mehrheit: Heiko Genthner (von rechts), Rolf Engelmann und Dieter Zentner am Wahltag vor dem Rathaus.
Moritz
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Bürger aus Königsbach-Stein müssen noch einmal an die Wahlurne: So knapp verfehlte Bürgermeister Genthner den Sieg

Königsbach-Stein. So viel stand schon vor der Auszählung fest: Die Briefwahlbeteiligung bei der Bürgermeisterwahl in Königsbach-Stein war hoch und zur Wahl standen der amtierende Bürgermeister Heiko Genthner sowie die Gegenkandidaten Rolf Engelmann und Dieter Zentner. Was nicht klar war: Schafft ein Kandidat die absolute Mehrheit oder kommt es zu einem zweiten Wahlgang am 19. Juli?

Nach Auszählung der Stimmen am Sonntagabend - die nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr bis kurz vor 21 Uhr dauerte - stand fest: Die Bürger aus Königsbach-Stein müssen noch einmal an die Wahlurne, und zwar am 19. Juli. Keiner der drei Kandidaten schaffte auf Anhieb die notwendige absolute Mehrheit von über 50 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 53,15 Prozent - und damit höher als vor acht Jahren.

Amtsinhaber Heiko Genthner bekam mit 2.150 Stimmen zwar die meisten, verfehlte mit 49,3 Prozent aber knapp die nötige Anzahl. Sein Kontrahent Rolf Engelmann lag nicht weit dahinter: 1.978 Bürger aus der Gemeinde wählten ihn - das entspricht 45,38 Prozent. Der dritte Kandidat Dieter Zentner hat mit 3,49 Prozent (152 Stimmen) keine Chance auf das Amt - war aber das Zünglein an der Waage, das schließlich zu keinem Ergebnis führte.

Auf den Wahlzetteln wurden von den Bürgern insgesamt 79 Namen aufgeschrieben. Das bereitete große Probleme beim Auszählen.

Genthner lag sowohl in Königsbach, als auch in Stein und bei der Briefwahl vorne, Engelmann immer dicht dahinter, wobei der Abstand zwischen ihm und dem Amtsinhaber in Stein am größten war. Zentner holte seine meisten Stimmen im Teilort Stein. In Königsbach und bei der Briefwahl spielte er so gut wie keine Rolle.

Direkt nachdem der Vorsitzende des Wahlausschusses, Wilhelm Bräuer, das vorläufige Ergebnis aus dem Fenster des Rathauses verkündet hatte, brach Jubel bei den Anhängern von Rolf Engelmann aus.

"Der Amtsinhaber hat die Mehrheit im Volk verloren."

Rolf Engelmann

„Ich habe mein Etappenziel erreicht und war als Außenseiter erfolgreich“, sagte Engelmann, der als Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen aus der Mitte des Gemeinderats den amtierenden Bürgermeister herausgefordert hatte: „Der Amtsinhaber hat die Mehrheit im Volk verloren.“ Jetzt ist er guter Dinge für den zweiten Gang zur Urne in zwei Wochen: „Ich baue auf die, die bisher nicht gewählt haben und die sehen, dass es keine satte Mehrheit mehr für den Bürgermeister gibt.“

Zentners Protestwähler waren entscheidend

Außerdem hofft Engelmann auf Stimmen vom dritten Kandidaten Dieter Zentner, mit dem er direkt nach dem Ergebnis Hand in Hand posierte. Dieser hatte im Vorfeld der Wahl auf seine Erfolgschancen angesprochen vor allem auf Protestwähler gehofft. Die waren jetzt mit 3,49 Prozent der abgegebenen Stimmen tatsächlich wahlentscheidend.

"Ich hatte mir eine höhere Wahlbeteiligung erhofft, weil ich auf der persönlichen Ebene positive Rückmeldungen bekommen habe."

Heiko Genthner

Auf der anderen Seite steht Bürgermeister Heiko Genthner die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, während er den Blumenstrauß für die meisten Stimmen von Wilhelm Bräuer entgegennimmt. „Ich hatte mir eine höhere Wahlbeteiligung erhofft“, sagt Genthner, „weil ich auf der persönlichen Ebene positive Rückmeldungen bekommen habe.“ Jetzt will er das Ergebnis der ersten Wahl analysieren und den Wahlkampf für die kommenden Tage planen. „Ich wünsche mir für den zweiten Wahlgang ein deutliches Signal der Bevölkerung“, gibt er sich optimistisch.

Schon während der Auszählung zeichnete sich ein knappes Ergebnis ab. Was aus den Büros nach draußen drang, in dem die 78 Wahlhelfer die Stimmen der 8300 Wahlberechtigten auszählten, ließ keinen verfrühten Schluss zu. Lediglich Stimmen im zweistelligen Bereich trennten die beiden Kandidaten in einzelnen Wahlbezirken. Am Ende waren es nur knapp 200 in ganz Königsbach-Stein.

"Am liebsten hätte ich keinen von beiden gewählt."
Ein unzufriedener Königsbacher
"Das ist gerade das Stimmungsbild in Königsbach-Stein. Wir müssen zwischen Pest und Cholera entscheiden."
Ein anderer Wähler

Überraschend viele Wähler haben Namen von Menschen auf die Wahlzettel geschrieben, die sich gar nicht für Wahl aufgestellt hatten. Insgesamt waren es 79 Namen. „Am liebsten hätte ich keinen von beiden gewählt“, sagte ein Mann aus Königsbach, der kurz vor 18 Uhr noch seine Stimme im Rathaus abgegeben hatte. Ein anderer bestätigt: „Das ist gerade das Stimmungsbild in Königsbach-Stein. Wir müssen zwischen Pest und Cholera entscheiden.“

Wegen der Corona-Pandemie galten besondere Sicherheitsmerkmale. Ein Mund-Nasen-Schutz war beim Wahlgang zwingend. Man hätte auch seinen eigenen Kugelschreiber mitbringen können.

Das sagen die Fraktionen zum Ergebnis:

„Natürlich haben wir uns ein eindeutigeres Ergebnis gewünscht“, sagt Dominique Schünhof (FWV). Man hoffe, dass es in zwei Wochen eine ähnlich hohe Wahlbeteiligung gebe. Auch Wolfgang Ruthardt (SDP) lobt die Wahlbeteiligung: „Es ist ein sehr knappes Ergebnis, das ich in der Form nicht erwartet habe.“ Sascha Leonhard (FDP) sagt, er sei davon ausgegangen, dass es einen zweiten Wahlgang brauchen werde. Auch die CDU hätte sich ein Ergebnis gewünscht: „Es wäre gut gewesen, wenn es heute eine Entscheidung gegeben hätte“, sagt Sascha-Felipe Hottinger, der jetzt auf einen fairen Wahlkampf und ein gutes Ergebnis hofft. Linda Bahlo (Grüne) sagt: „Wir hatten extrem viele Briefwähler. Das hat uns überrascht.“ Bahlo vermutet, dass viele ihre Wahlentscheidung schon getroffen hatten, bevor der Wahlkampf begonnen habe. „Weil das Ergebnis so knapp ist, kann ich mir vorstellen, dass es für Herrn Engelmann gut ausgehen könnte.“ rol