
Realschüler in Königsbach-Stein verfassen Jugendroman: Veröffentlichung und Pressekonferenz für Juli geplant
Königsbach-Stein. Was soll es zum Essen geben? Wer wird wo sitzen? Darf man in der kurzen Hose kommen? Wie läuft das Programm ab? Ausführlich besprechen die Neuntklässler in der Aula der Königsbacher Willy-Brandt-Realschule jedes Detail. Schließlich soll alles perfekt sein bei der Pressekonferenz, die sie im Juli an derselben Stelle geben werden. Sie hoffen, dass möglichst viele Medienvertreter und Personen des öffentlichen Lebens zu der Veranstaltung kommen.
Denn auf ihr werden sie der Öffentlichkeit erstmals das Buch präsentieren, an dem sie seit Februar arbeiten. Zusammen mit der Schriftstellerin Carola Kupfer und dem Verleger Wolfgang Schröck-Schmidt betätigen sich die 26 Schüler der Klasse 9 a als Autoren, unterstützt von ihren Lehrern Mirko Piela und Michael Binder.
Als eine von nur drei Schulen in ganz Deutschland nimmt die Königsbacher Realschule am Bildungsprojekt „Buch macht Schule“ teil. Innerhalb weniger Monate verfassen die Jugendlichen ein echtes Buch, das dann tatsächlich gedruckt und im Buchhandel erhältlich sein wird. In erster Linie geht es bei dem Projekt um Leseförderung. Diese sei unheimlich wichtig, sagt Kupfer, die will, dass die Schüler verstehen, was ein Buch ausmacht, dass das geschriebene Wort nicht einfach so entsteht.
40 Bücher hat sie inzwischen schon mit Schülern geschrieben und dabei eine Menge Erfahrungen gesammelt. Vor vier Jahren ist sie in Waghäusel gewesen – ausgerechnet bei den Siebtklässlern von Michael Binder. Der inzwischen in Königsbach arbeitende Lehrer hatte das Projekt in so positiver Erinnerung, dass für ihn feststand: „Das will ich hier auch machen.“
Die Schüler könnten dabei nicht nur ihre Schreibkompetenz stärken, sondern bekämen auch ein Zertifikat, das sich gut im Lebenslauf mache.
„Gang Love“ soll ihr Buch heißen, wenn es fertig ist. Die Handlung spielt in Pforzheim und dreht sich um Jamal, einen Jugendlichen mit Migrationshintergrund, der frisch in die Stadt gezogen ist und dort ein deutsches Mädchen kennenlernt: Luna. Zu ihr entsteht eine Beziehung, über die allerdings weder seine noch ihre Eltern glücklich sind. Lunas Vater ist Polizist und hatte schon ein paarmal beruflich mit dem nicht immer ganz gesetzestreuen Jamal zu tun. Als die Situation eskaliert, läuft Luna von zu Hause weg und sucht Zuflucht bei ihrem Freund.
Die Themen und die Handlung haben die Schüler selbst gewählt – und zwar so, dass sie etwas mit ihrer Heimatregion und mit ihrer Lebenssituation zu tun haben. Bei einem ersten Workshop im Februar haben sie zusammen mit Kupfer das Gerüst der Handlung, den sogenannten Plot, festgelegt, den sie seither in Zweier- und Dreiergruppen mit Leben füllen: Jede Gruppe übernimmt einen Teil der Handlung, am Ende wird alles zusammengesetzt.