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Bad Wildbad. Die Projektgruppe „Spuren jüdischen Lebens in Bad Wildbad“ recherchiert weiterhin die Spuren von Jüdinnen und Juden, die in Bad Wildbad lebten und arbeiteten, und sie organisiert verschiedene Veranstaltungen zu den Themenbereichen jüdische Kultur, Antisemitismus, Aufarbeitung. Für das Jahr 2022 hat die Projektgruppe insgesamt sieben Veranstaltungen vorgesehen, oft in Kooperation mit der Touristik Bad Wildbad und der vhs Calw und anderen Partnern.
Film im KiWi-Kino: Als Auftakt wird am Donnerstag, 7. April um 19 Uhr im KiWi-Kino in Bad Wildbad der deutsch/israelische Film „Schnee von gestern – Farewell Mr. Schwarz“ aus dem Jahr 2013 gezeigt. Der Film erzählt, wie die deutschen Nachkommen sich langsam an die bisher verdrängten israelischen Verwandten herantasten und wie der israelische Familienteil sich schließlich mit der Biografie von Peter Schwarz zu versöhnen versucht.


Geschichte, Bildung und Zukunft: Hilda-Schüler ergründen den Antisemitismus
Über die Familiengeschichte hinaus geht es im Film auch um Tabus, die gebrochen werden (müssen), indem der sprichwörtliche „Schnee von gestern“ aufgewirbelt wird und ein klareres Bild der eigenen Geschichte erscheinen kann. Vortrag über den Terror: Der Vortrag von Dr. Rolf Johnen am 28. April um 19.30 Uhr im Forum König-Karls-Bad in Bad Wildbad trägt den Titel „Der Nazi-Terror in uns – Seelische Nachwirkungen der NS-Zeit und Wege zu ihrer Überwindung“. Vortrag zu Corona und Antisemitismus: Der Beauftrage der Landesregierung gegen Antisemitismus, Dr. Michael Blume, wird am 9. Mai um 19.30 Uhr zu Gast sein. Sein Vortrag im Forum König-Karls-Bad in Bad Wildbad über „Antisemitismus in Zeiten von Corona - Was tun gegen Verschwörungsmythen und Angriffe im Alltag?“ erläutert, warum Zeiten von globalen und persönlichen Verunsicherungen den perfekten Nährboden für Verschwörungsmythen bieten. Und warum am Ende vieler dieser Verschwörungserzählungen häufig ein jahrhundertealtes Feindbild steht: die Erzählung von einer jüdischen Weltverschwörung.
Festtag mit Musik: Musikalisch wird es am 8. Juli um 19.30 Uhr: Die Klezmer-Gruppe Jontef tritt in der Stadtkirche in Wildbad auf und präsentiert ihr Jubiläumsprogramm „34 Jahre Jontef“. Der Name ist Programm: Jontef bedeutet Festtag. Ein Festtag der Menschen, die sich begegnen, sich verlieben und verlieren. Durch Wort und Musik und die virtuose Beherrschung der Instrumente erweckt Jontef die überschäumende Lebensfreude, den augenzwinkernden Humor und die Melancholie zum Leben.
Ausstellung: Die Ausstellung „Gerechte unter den Völkern“ wird am 29. Juli um 18 Uhr in der Stadtkirche Wildbad eröffnet. Zwar gab es aktive Hilfe für verfolgte Juden im nationalsozialistischen Deutschland selten, aber die mutigen deutschen Frauen und Männer, die als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt wurden, werden in dieser Ausstellung vorgestellt und geehrt. Die Ausstellung ist eine Leihgabe von Yad Vashem (Israel) und wird vom 29. Juli bis 30. September 2022 in der Stadtkirche gezeigt.
Geschichtlicher Spaziergang: Am 16. Oktober um 15 Uhr wird ein Stadtspaziergang auf jüdischen Spuren in Bad Wildbad angeboten. Dr. Marina Lahmann, Stadtarchiv Bad Wildbad, führt zu den Stationen, wo sich Jüdinnen und Juden erholten, lebten und arbeiteten. Denn in den Wildbader Hotels stiegen jüdische Kurgäste ab, jüdische Ärzte begleiteten ranke und Kurgäste. Manche Geschäfte hatten jüdische Inhaber, und einige Hotels wurden von Juden geführt. Treffpunkt für den Spaziergang ist der alte Brunnen auf dem Kurplatz.
Lesung in der Stadtkirche: Im Gedenken an die Reichspogromnacht wird am 9. November um 19 Uhr eine Lesung mit Sandra Kreisler in der Stadtkirche das diesjährige Veranstaltungsprogramm abschließen. In ihrem Buch „Jude Sein – Ansichten über das Leben in der Diaspora“ beschreibt Sandra Kreisler das Gefühl, als Jüdin in Deutschland, Österreich, Europa zu leben. Radikal parteiisch benennt sie den „Antisemitismus 2.0“, der sich gerade seinen Weg ins Herz unserer Gesellschaft bahnt.

