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Damit endlich wieder alle gewinnen können

Hand drauf: Wer einen Ausbildungsvertrag in seinem Traumberuf in der Tasche hat, kann sich glücklich schätzen. FOTOS: RACLE FOTODESIGN - STOCK.ADOBE.COM, FIZKES - STOCK.ADOBE.COM

Damit endlich wieder alle gewinnen können

Karriere

Intensive Beratung von Mensch zu Mensch versus Dauer-Krise des ,,Patienten Ausbildung": Quantität und Qualität der Information für anstehende Schulabgänger müssen wieder erhöht werden, die potenziellen Auszubildenden müssen an ihrem Ort, vor allem den Haupt- und Realschulen, von den Experten - Ausbildungsbotschaftern und Beratern der Agenturen für Arbeit - im übertragenen Sinne abgeholt und mitgenommen werden.

Die klassische Berufsausbildung ist seit Jahren in der Krise. Warum? Neben der fehlenden, generellen Attraktivität verweisen Experten zudem auf die demografische Entwicklung, ergo sinkende Schul-Abgängerzahlen.

Aber, ganz praktisch betrachtet, schwebt über all dem aber auch das Wort des unpassenden Matchings. Das heißt, trotz einer konstanten Nachfrage und einem dazugehörenAusbildungsplatz-Angebot, finden den beide Parteien - Auszubildende und Ausbildungsbetriebe - häufig nicht zueinander.

Einerseits kommen aus der Wirtschaft regelmäßig Klagen über schlecht ausgebildete Schulabgänger, andererseits finden viele ausbildungswillige nicht ihren gewünschten Lehrberuf - sei es aus Angebotsmangel oder zu großer räumlicher Distanz zum eigenen Wohnort.

Doch Insta und Co. allein machen eben noch kein Matching. Keine Frage, die digitale Welt hat auch in der Berufswelt, und damit auch auf dem Ausbildungssektor, Einzug gehalten. Das bezieht beim Thema Ausbildung die Unternehmen ebenso ein wie die Auszubildenden. Und dennoch, auf dem Weg dahin, also beim so wichtigen Zueinander finden von Ausbildungsbetrieb und Azubi, dominiert nach wie vor analog. Information via Zeitung oder Berufsberatung, persönliche Kontakte, Mund-zu-Mund-Propaganda, Telefonkontakt oder auch die Wissensvermittlung in den Schulen und den dortigen Vor-Abschlussklassen, etwa durch Ausbildungsbotschafter.

Doch Moment, gerade bei Letzteren scheint auch die analoge Struktur seit dem Corona-Einschnitt immer weniger zu punkten. Denn mit der Pandemie kam auch die verminderte beziehungsweise de facto eingestellte Vorstellungstour der Berufswelt und ihrer jeweiligen Inhalte an den Schulen parallel daher. Viele Lehrkräfte - auch hier in der Region - bemängeln, dass das das Vor-Corona-Niveau noch längst nicht wieder erreicht sei. Und vergessen dabei, dass ihre Zunft selbst oftmals nicht mehr auf der Höhe des ausbildungs-Geschehens agiert. So oder so, unterm Strich verlieren in beiden Fällen die Auszubildenden und letztendlich auch die Unternehmen, denen die Fachkräfte immer mehr abhanden kommen.

Nicht umsonst mahnt auch der Deutsche Gewerkschaftsbund eine bessere Information junger Schulabgänger über die berufliche Ausbildung an. Ohne eine hochwertige Berufsorientierung und eine intensive Berufsberatung hätten es junge Menschen schwerer, in eine passende Ausbildung zu kommen, teilte Bezirksjugendsekretärin Leonie Knoll Mitte Februar in Stuttgart mit. Angesichts des schleichenden Bedeutungsverlustes der dualen Berufsausbildung in den vergangenen Jahren sei hier dringender Handlungsbedarf gegeben. Sonst bleibt die klassische Berufsausbildung weiter in der Dauer-Krise. PZ-Redakteur Ralf Bachmayer