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Dem Ohr auch mal Ruhepausen gönnen

Gesundheit
FOTO: JÖRN BUCHHEIM - STOCK.ADOBE.COM
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Lärm schadet dem Gehör, das weiß jeder. Aber wie viel Lärm ist zu viel?

Wer ist da besonders gefährdet – der Metallarbeiter im Dauerkrach seiner Fabrik oder der Festivalbesucher in der ersten Reihe? Beide, sagt Michael Deeg, Sprecher im Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. „Es geht immer um die Gesamtenergie, die auf das Hörorgan einwirkt. Und die berechnet sich aus dem absoluten Schallpegel und der Dauer.

Das bedeutet: Moderater Dauerlärm über acht Stunden hat unter Umständen die gleiche schädliche Wirkung wie 90 Minuten Heavy Metal. Einen genauen Schwellenwert für bleibende Schäden gibt es dabei nicht, höchstens Durchschnittswerte. „Da gibt es aber große, individuelle Unterschiede“, erklärt Deeg.

Deshalb sollte jeder, der zumindest ab und zu Lärm ausgesetzt ist, auf die Alarmzeichen achten: ein dumpfes Gefühl, Hören wie durch Watte, dauerhaftes Fiepen. Spätestens dann ist es in der Tat an der Zeit, dem Ohr eine richtige Ruhepause zu gönnen – an einem Ort, an dem es möglichst still ist. „Sie müssen jetzt nicht ins Kloster gehen“, sagt Deeg.

 „Aber es sollte schon ruhig sein.

Der Experte vergleicht Sinneshärchen im Innenohr mit einem Kornfeld: „Wenn da nach einem Sturm ein paar Halme umgeknickt sind, richten die sich mit etwas Windstille und Sonnenschein auch wieder auf.“ Stürmt es dagegen dauerhaft oder zu heftig, geht irgendwann auch der Schaden nicht mehr weg. Genau so sei es auch mit dem Hörvermögen. Tobias Hanraths

Laute Feste als Warnzeichen

Schwerhörigkeit tritt meist nicht von einem Tag auf den anderen auf. Stattdessen schleicht sie sich in den Alltag ein. Erste Anzeichen können Betroffene zum Beispiel auf Familienfesten bemerken: Wer hier oder auf anderen Veranstaltungen mit vielen Hintergrundgeräuschen plötzlich nichts mehr versteht, sollte zum Arzt gehen. Gleiches gilt, wenn man in Gesprächen plötzlich viel öfter nachfragen muss.

Eitelkeit ist dabei fehl am Platze, warnt Hals-Nasen-Ohren-Arzt Michael Deeg. Denn wer bei Schwerhörigkeit frühzeitig gegensteuert, in der Regel mit einem Hörgerät, kann oft Schlimmeres verhindern. Unbehandelt kann es bei dagegen passieren, dass die fürs Hören zuständigen Teile des Nervensystems verkümmern – einfach deshalb, weil sie nicht mehr gebraucht werden. Das Hörvermögen nimmt dann immer weiter ab.

Hörgeräte sind heute weniger störanfällig als früher, erklärt der Experte. Das gefürchtete Pfeifen kommt zum Beispiel nicht mehr vor, weil selbst die von der Krankenkasse bezahlen Standardgeräte mit Digitaltechnik arbeiten und Störgeräusche unterdrücken können.

Je nach Modell und verwendeter Technik sind manche Hörgeräte inzwischen kaum noch sichtbar. Das Verschlussgefühl auf den Ohren braucht aber weiter etwas Gewöhnungszeit, sagt der erfahrene Hals-Nasen-Ohren-Arzt Deeg. tmn