
Die am häufigsten auftretende Herzrhythmusstörung tritt bei fast 20 Prozent der über 80-Jährigen auf, bei Männern häufiger als bei Frauen. Die Symptome können stark variieren von keinen Beschwerden bis hin zu Luftnot und in manchen Fällen Bewusstseinsverlust.
Auch ein beschwerdefreies Vorhofflimmern sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn dieses kann langfristig zu einer Herzinsuffizienz führen.

Die Herzexperten Dr. Manfred Krammer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 2, und Dr. Frank Krieger, Leitender Arzt Sektion Elektrophysiologie des Siloah St. Trudpert Klinikum informieren dazu.
? Was passiert bei Vorhofflimmern im Körper?
Dr. Manfred Krammer: „Ein gesundes Herz zieht sich bei jedem Schlag zusammen und pumpt so Blut in unseren Kreislauf. Der Herzschlag wird hierbei über elektrische Impulse geregelt. Im Sinusknoten (in der Wand des rechten Vorhofs) entsteht ein elektrischer Impuls. Dieser breitet sich wie eine Welle durch beide Vorhöfe und Hauptkammern aus und lässt das Herz einmal schlagen. Einen regelmäßigen Ablauf der elektrischen Erregung nennt man Sinusrhythmus. Beim Vorhofflimmern hingegen erfolgt der elektrische Impuls unregelmäßig aus mehreren Erregungszentren (vor allem im linken Vorhof). Die Herzkammern pumpen zwar weiterhin Blut in den Kreislauf, aber weniger, da die Vorhofkontraktion fehlt und unregelmäßig ist.“
? Was verursacht Vorhofflimmern?
Dr. Frank Krieger: „Ursachen für Vorhofflimmern können Bluthochdruck, Herzschwäche, undichte Herzklappen oder eine Schilddrüsenüberfunktion sein.
Weitere Risikofaktoren stellen eine familiäre Vorbelastung, das Alter, Alkoholkonsum, Rauchen, Diabetes mellitus oder starkes Übergewicht dar. Präventiv lohnt es sich daher den Blutdruck einzustellen, mit dem Rauchen aufzuhören, den Alkoholkonsum zu reduzieren, sowie eine salzarme Ernährung einzuhalten und sich viel zu bewegen.“
? Welche Behandlungsoptionen gibt es bei neu entdecktem Vorhofflimmern?
Dr. Manfred Krammer: „Zuerst klären wir die Frage der Notwendigkeit einer Blutverdünnung. Danach entscheiden wir, ob Medikamente erforderlich sind (Herzfrequenzkontrolle).
Wenn möglich führen wir den Patienten einer elektrischen Kardioversion (Wiederherstellung des Sinusrhythmus mittels Elektroschocks von außen) zu.
Kommt es zu einem Rezidiv oder liegt bereits eine Herzschwäche vor, wird eine Pulmonalvenenisolation (Verödungstherapie der Stellen im linken Vorhof von denen das Vorhofflimmern ausgeht) mittels Kälteapplikation oder Hochfrequenzstromabgabe durchgeführt.“