
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern. Der wichtigste Risikofaktor für Prostatakrebs ist das Alter. In Europa wird Prostatakrebs am häufigsten bei Männern über 65 Jahren diagnostiziert. Entscheidend für den Therapieverlauf ist eine frühzeitige Erkennung des Prostatakrebs.
Der Urologe und Radiologe Prof. Dr. Sascha Kaufmann, Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, und die Chefärzte der Urologie Dr. med. Volker Zimmermanns und Prof. Dr. med. Stephan Kruck sind Experten auf dem Gebiet der Diagnostik und Behandlung von Prostatakrebs und erläutern in ihrem Vortrag am Dienstag, 7. November, um 18 Uhr im Siloah St. Trudpert Klinikum unter anderem den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in Diagnostik und Therapie.

Wie wird Prostatakrebs diagnostiziert?
Prof. Dr. Stephan Kruck: „Die schlechte Nachricht zuerst: Deutlich weniger als die Hälfte der Krebserkrankungen sind durch die seit den 70er Jahren empfohlene Tastuntersuchung mit dem Finger festzustellen, weil der Tastsinn nicht präzise genug ist. Im Falle einer positiven Tastuntersuchung liegt häufig bereits ein bereits fortgeschrittener Tumor vor. Die Bestimmung des Prostata-Gewebe-Markers PSA (Prostata Spezifisches Antigen) im Blut wird von der gesetzlichen Krankenversicherung nur bei suspekten Tastbefunden übernommen, nicht aber im Fall einer Vorsorgeuntersuchung. Ebenfalls nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung vorgesehen ist eine Ultraschalluntersuchung der Prostata, diese kann aber bereits einen Hinweis auf Prostatakrebs geben.
Durch unser „Kl-Netzwerk Nordschwarzwald“ ist es möglich, dass die niedergelassenen Urologinnen und Urologen des Netzwerks einen hochpräzisen, standardisierten Ultraschall durchführen, welcher anschließend durch eine KI-Software nachbearbeitet wird. So können suspekte Areale gefunden werden, welche dem bloßen Auge entgehen. In der Kombination aus Präzisionsultraschall und Kl können die niedergelassenen Urologinnen und Urologen im Netzwerk eine moderne erweiterte Prostatavorsorge anbieten, welche sich von der üblichen Vorsorge durch die Präzision deutlich abhebt.“
Welche Rolle hat die Radiologie bei Therapie und Behandlung von Prostatakrebs?
Prof. Dr. med. Sascha Kaufmann: „Sollte sich im Ultraschall ein auffälliger Befund ergeben oder sollten andere auffällige Ergebnisse, wie zum Beispiel ein hoher PSA-Wert oder eine hohe PSA-Dichte vorliegen, welche ein Prostatakarzinom vermuten lassen, führen wir im Auftrag unserer niedergelassenen Urologinnen und Urologen zur weiteren Abklärung häufig eine leitliniengerechte, Kl-unterstützte MRT-Untersuchung, das beste verfügbare bildgebende Verfahren für die Prostata, durch. Einerseits um festzulegen, ob eine Biopsie erfolgen sollte, andererseits auch um ein präzises Ziel für eine Biopsie zu bestimmen. Auch dieses Angebot ist leider keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland.“


Welche Behandlungsverfahren stehen bei Prostatakrebs zur Verfügung?
Dr. med. Volker Zimmermanns: „Bei lokalisiertem Prostatakrebs kommt eine Prostataentfernung in Form einer minimal-invasiven Operation mit dem da VinciⓇOperationssystem in Frage. In unserem Haus operieren wir Prostata- oder Nierenkrebs ausschließlich mit diesem. Dies erfolgt im Rahmen eines von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Uro-Onkologischen Zentrums.
Eine weitere Therapieoption ist die Strahlentherapie. Bei metastasiertem Prostatakrebs werden die Hormon- und Chemotherapie sowie die personalisierte Medizin eingesetzt. Welche Therapieform für den Patienten die Richtige ist, besprechen wir individuell und abgestimmt mit den niedergelassenen Urologinnen und Urologen des Netzwerks und gemeinsam mit dem Patienten.“