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Handwerkskammer Karlsruhe: Frauenpower in der Männerdomäne

Wirft so leicht nichts aus der Bahn: Ruth Tabea Gummert in der traditionellen Kluft. FOTO: HANDWERKSKAMMER KARLSRUHE

Handwerkskammer Karlsruhe: Frauenpower in der Männerdomäne

Im Gespräch mit frisch gebackener Meisterin im Maurer- und Stahlbetonhandwerk Ruth Tabea Gummert

Wohnen & Garten

Heute können Frauen alles werden, zumindest theoretisch. Doch gerade in bestimmten Branchen des Handwerks sind noch überwiegend Männer unterwegs – doch es gibt auch Ausnahmen, wie das folgende Beispiel zeigt.

Ruth Tabea Gummert ist frisch gebackene Meisterin im Maurer- und Stahlbetonhandwerk. Die 24-Jährige aus dem Kammerbezirk Karlsruhe ist zudem Jahrgangsbeste in ihrem Gewerk geworden. Im Gespräch mit der Handwerkskammer Karlsruhe erzählt sie, warum sie sich für diesen Beruf entschieden hat und wie sie sich hier als Frau behauptet.

Was hat Ihnen an der Meisterausbildung besonders gefallen und was war herausfordernd?
Die Baustellenbesichtigungen und Werksbesuche waren sehr gut, da man das theoretisch besprochene anschließend auch in der Praxis gesehen hat. Ich fand es besonders herausfordernd, die Konzentration in der Prüfungswoche beizubehalten. Also, sich sieben Tage lang - zwischendurch gab es ein freies Wochenende – zwischen sechs und acht Zeitstunden durchgehend zu konzentrieren.

Sie sind Jahresbeste in Ihrem Gewerk geworden. Was hat Sie vor allem angespornt?
Mich hat angespornt, mir neues Wissen anzueignen und im Beruf später mehr Verantwortung tragen zu können und zu dürfen.

Zupacken: Trotz Digitalisierung ist auf dem Bau immer noch Muskelkraft gefragt. FOTO: AUREMARSTOCK.ADOBE.COM
Zupacken: Trotz Digitalisierung ist auf dem Bau immer noch Muskelkraft gefragt. FOTO: AUREMARSTOCK.ADOBE.COM

Sie wollten erst Architektur studieren. Warum haben Sie sich dann für den Beruf der Maurerin und Betonbauerin entschieden?
Ich wollte zwischen Schulzeit und Studium erst etwas lernen, das direkt angewendet werden kann, mich aber auch auf das Studium vorbereitet. So hatte ich mich für die Ausbildung zur Bauzeichnerin entschieden. Nach dem ersten Lehrjahr, wechselte ich aber dann zur Maurer- und Stahlbetonbauerausbildung, da ich während eines Praktikums merkte, wie viel mehr Spaß und Zufriedenheit es schenkt, wenn man am Ende des Tages sieht, was man mit eigenen Händen den Tag über geleistet hat.

Wie ist es für Sie als Frau, in einem bislang noch typischen Männerberuf zu arbeiten? Hatten Sie mit Vorurteilen zu kämpfen? Wenn ja, was raten Sie anderen Frauen, wie sie damit umgehen können?
Für mich ist es sehr angenehm gewesen. Die einzige Begebenheit, an die ich mich erinnern kann, und die ich mit Humor genommen habe, ist, als mich ein Klassenkamerad gefragt hat, ob ich eigentlich auch auf der Baustelle arbeite oder nur im Büro bin. Wenn man intelligent arbeitet und nicht versucht, eine Rolle zu spielen, wie etwa „Das Mädchen in der Männerrunde“ oder „burschikos und der beste Kumpel für jeden“, werden die eigenen Leistungen und man selbst auch von den männlichen Kollegen respektiert und gut aufgenommen.

Worin sehen Sie die Vorteile eines Handwerksberufes für sich selbst?
Ich habe ein allgemeines Verständnis für alles Handwerkliche entwickelt und Fertigkeiten erlernt, die über das Mauern hinausgehen, und die ich auch zu Hause gut gebrauchen kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich körperlich betätigt und weiß, wieso man abends erschöpft ist. Zudem fördert die handwerkliche Betätigung das kreative Denken, was sich positiv auf andere Bereiche niederschlägt – in meinem Fall das Zeichnen.

FOTO: HWK KARLSRUHE
FOTO: HWK KARLSRUHE
"Es ist schön, zu sehen, dass sich junge Frauen so erfolgreich in einem männerdominierten Gewerk behaupten. Mit unseren Angeboten zur Berufsorientierung, wie beispielsweise am Girls‘ Day, möchten wir jungen Frauen die vielfältigen Berufe im Handwerk näher bringen."
Walter Bantleon
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Karlsruhe


Sie waren eine Zeit in Afrika und haben dort junge Menschen ausgebildet. Auch jetzt sind Sie als Ausbilderin tätig. Was gefällt Ihnen daran?
Mir gefällt es, die Entwicklung des Könnens und der Persönlichkeit des Einzelnen begleiten und beobachten zu können. Auch wenn man hier in Deutschland mehr mit wechselnden Gruppen und immer wieder neuen Auszubildenden zu tun hat. Außerdem macht es mir Freude, wenn ein Auszubildender nach mehr oder weniger langem Erklären eine Sache wirklich verstanden hat. Ulrike Reitz