

Pforzheim/Birkenfeld. Sie gehen fast immer nach dem selben Muster vor: Das hintere Dreiecksfenster des Autos wird eingeschlagen, anschließend die hintere Tür mit einem Griff in den Wagen geöffnet – und schon haben es die Diebe ins Innere des BMW geschafft.
Dann bauen sie in Windeseile – in der Regel sind es zwischen vier und fünf Minuten – Lenkrad oder Navigationsgerät aus. Auf diese Weise haben Kriminelle in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gleich zehn BMWs in Pforzheim und einen in Birkenfeld geplündert.
Organisierte Kriminalität
„Wir gehen von ein und denselben Tätern aus“, sagt Frank Otruba. Vermutlich, so der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe weiter, sei eine osteuropäische Bande am Werk, die in Pforzheim am Viehweg, der Bunsen-, Diesel-, Elsässer-, Frieden-, Lamey- und der Nuitstraße sowie an der Herrenalber Straße in Birkenfeld ihr Unwesen getrieben hat. Zu 90 Prozent stammten die Diebe, die es ausschließlich auf Fahrzeuge des bayrischen Herstellers abgesehen haben, aus Litauen. Prinzipiell seien alle BMW-Typen gefährdet, besonders beliebt sind bei den Verbrechern laut Otruba jedoch die 5er-Modelle. „Sie wollen wirklich nur das hochwertige Innenleben der Autos, weitere Bauteile lassen sie zurück“, beschreibt er das Vorgehen der Bande. Anschließend legen sie die wertvolle Beute in der Umgebung ab, häufig werden die Navis und Lenkräder in sogenannten Erdbunkern vergraben. Erst einige Zeit später, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, wird die Beute über den Postweg nach Osteuropa verschickt, dort in andere BMW-Modelle eingebaut und schließlich als neuwertig ausgegeben und für viel Geld verkauft. Der Schaden an den Autos beläuft sich meist auf mehrere tausend Euro, kann aber selbst bei neuwertigen Modellen bis hin zum wirtschaftlichen Totalschaden führen.
Bereits im März 2016 waren in Pforzheim fünf auf BMW spezialisierte Autoknacker wegen Bandendiebstahls, schweren Diebstahls und gewerbsmäßiger Hehlerei zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt worden. Doch die nächste Bande scheint kurz danach mit der gleichen Masche in der Region weitergemacht zu haben. Denn die Autoaufbrüche kehrten in Wellen alle paar Wochen und Monate wieder – und dies wird nach Angaben der Polizei wohl auch so bleiben: „Wenn wir einen festnehmen, schicken die sofort wieder andere, gut ausgebildete Autoknacker her“, so Otruba. Allein im Jahr 2015 registrierte die Polizei im gesamten Gebiet des Präsidiums Karlsruhe rund 300 gestohlene Navis, 2016 waren es sogar mehr als 400, 2017 etwa 250 Fälle.
Bundesweites Phänomen
Pforzheim und der Enzkreis sind keine Ausnahme, wie Florian Reinartz vom Landeskriminalamt in Bayern bestätigt. Für die Polizei koordiniert er die Informationen rund um den Diebstahl von Navigationsgeräten aus Autos auf Bundesebene. Der Experte registrierte 2015 deutschlandweit rund 24.500 Fälle (davon etwa 500 in Baden-Württemberg), 2016 waren es seinen Aufzeichnungen zufolge ungefähr 21.000 (davon etwa 1000 in Baden-Württemberg). „Die Dunkelziffer liegt allerdings noch höher“, betont Reinartz. Das einzig Positive für Betroffene: In der Regel übernimmt die Versicherung den Schaden in voller Höhe, erklärt Otruba.
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