
- Stefan Meister
Pforzheim/Karlsruhe. Weiterhin unter großem Interesse der Öffentlichkeit haben die Familienangehörigen des getöteten Pforzheimer Schmuckhändlers am vierten Verhandlungstag einen Einblick in ihr Leben und die Geschehnisse gegeben. „Wir hatten eine harmonische Ehe geführt und uns blind vertraut“, erklärte die Ehefrau des Opfers im Schwurgerichtssaal des Karlsruher Landgerichts. „Er war trotz seiner chronischen Nephritis voller Energie und Ideen“, fuhr sie fort. Dabei habe er in den vergangenen Jahren intensiv an einem Trauring-Konfigurator gearbeitet und wollte sich in drei Jahren zur Ruhe setzen.


Prozess um getöteten Schmuckhändler aus Pforzheim: Angeklagter sieht sich nur bedingt schuldig
Zwar soll ein Brüderpaar aus Pforzheim zuletzt abrupt die geschäftlichen Beziehungen eingeschränkt haben, doch finanzielle Sorgen habe man sich dennoch nicht machen müssen. Einen vom Angeklagten am Mittwoch in den Raum geworfenen Suizidversuch ihres Mannes bezeichnete sie als „totalen Schwachsinn“. Am Todestag hatte sie sich mit ihrem Mann zu einem Frühstück auf der Wilferdinger Höhe getroffen. „Er hat mir nicht von einem gemeinsamen Mittagessen mit einem Geschäftspartner berichtet“, zeigte sie sich über die Aussage des Angeklagten verwundert, der behauptete, ihren Mann zum Essen eingeladen zu haben.


Angeklagter im Prozess um getöteten Schmuckhändler saß bereits in den USA ein
Ohnehin sei sie am Abend mit ihrem Mann zum Essen verabredet gewesen, und der gemeinsame Sohn feierte an diesem Tag Geburtstag. „Er hat mich in der Mittagszeit angerufen und in bester Laune gratuliert“, erklärte der 28-jährige Sohn. „Da er sich später weder bei mir noch meiner Mutter meldete, haben wir uns Sorgen gemacht“, erzählte er weiter. Nachdem die Angehörigen über einen Terminkalender herausgefunden hätten, dass sich der 57-jährige mit dem Angeklagten getroffen habe, seien sie gegen 4.30 Uhr zu dessen Büroräumen gefahren und hätten sich über offenstehende Fenster gewundert.
„Wie ein Buch gelabert“
Nach mehreren erfolglosen Telefonaten meldete sich der Angeklagte gegen 5.30 Uhr bei der Freundin des Sohnes und erklärte, derzeit auf dem Weg nach Antwerpen zu sein, Sushi mit dem 57-jährigen gegessen zu haben, dass dieser gegen 14.30 Uhr gegangen und zu einem späteren Termin nicht erschienen sei. Bei einem weiteren Telefonat mit dem Sohn soll der Angeklagte wie „ein Buch gelabert haben“, sofort in Verteidigungsposition gegangen sein und den Verdacht auf einen Schmuckhändler in Hamburg gelenkt haben.


Das waren die spektakulärsten Kriminalfälle des Polizeipräsidiums Pforzheim im vergangenen Jahr
„Er ist kaum auf das Thema des Verschwindens eingegangen“, wunderte sich der 28-Jährige. Zudem hatten die Angehörigen am 22. Juni das Auto des Opfers gefunden, und eine Nachbarin berichtete von einem hektisch auftretenden Mann, der ein Paket aus dem Auto genommen habe. Dabei soll es sich um das geraubte Altgold gehandelt haben.
Der Prozess vor der Schwurgerichtskammer wird am Freitag fortgesetzt.