Fahrradklima-Tests des ADFC
Pforzheim erhält wieder schlechte Noten im Fahrrad-Klima-Test.
Fabian Sommer/dpa
Pforzheim
Pforzheim ist laut Umfrage die schlechteste Großstadt für Radfahrer im Südwesten

Beim Fahrradklima-Test des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) aus dem Jahr 2024, dessen Ergebnisse jetzt veröffentlicht worden sind, schneidet Pforzheim mit der Note 4,48 als schlechteste Großstadt (alle Städte über 100 000 Einwohner) in Baden-Württemberg ab. Der Spaßfaktor liegt gerade mal bei Note 4,4 (2022: 4,52). Das überrascht die Vorsitzende des ADFC Pforzheim Enzkreis, Franziska Dorner, nicht. Alle zwei Jahre befragt der ADFC Radfahrer nach bestimmten Kategorien. Verbessert habe sich Pforzheim bei der Öffnung von Einbahnstraßen in die Gegenrichtung für Radfahrer, sagt sie.

Auf Hauptverkehrsachsen Tempo 50 zuzulassen, ohne dass Radler gleichzeitig ausweichen könnten, sei politisch die falsche Entscheidung. Sie plädiert dafür, mutige Vorhaben wie die Verlegung des Enztalradwegs auf die Südseite auf Höhe der Benckiserstraße umzusetzen. Besonders schlecht sieht es in den Augen der vom ADFC Befragten in Sachen öffentlich zugängliche Leihfahrräder aus. Hier gibt es die Note 5,3. Kaum besser wird die Falschparkerkontrolle auf Radwegen bewertet (5,2). Das Teilen der Fahrbahn mit Autos erhält die Note 4,8.

Stimmungsbild direkt vom Sattel

Im bundesweiten Fahrradklima-Test konnten Radfahrerinnen und Radfahrer von September bis Ende November 2024 Einschätzungen zu ihrer Stadt abgeben - etwa zu Radwegen, Abstellmöglichkeiten, Ampelschaltungen oder Konflikten auf den Straßen. Ausgewertet wurden demnach 184.500 Fragebögen für 1.047 Orte, in denen eine Mindestbeteiligung erreicht war. Für Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern lag die Schwelle zum Beispiel bei 100 Teilnehmern. 

Das Konzept der alle zwei Jahre vorgenommenen Befragung zielt nach ADFC-Angaben nicht auf einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung, sondern einen «möglichst breiten Kreis an Viel- und Gelegenheitsradfahrern». Der Fahrradklima-Test wird vom Bundesverkehrsministerium unterstützt.

Ein Reihe von Städten aus Baden-Württemberg ist laut einem Stimmungsbild des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) etwas fahrradfreundlicher geworden. Die 26 Kommunen mit mehr als 50.000 Einwohnern, die es in den Fahrradklima-Test 2024 geschafft haben, erreichten die Durchschnittsnote Note 3,8. Das sei etwas besser als bei der vorherigen Erhebung im Jahr 2022, teilte der Verband mit. 

Im deutschlandweiten Vergleich behauptet das Land den Angaben nach damit den Platz als Vorreiter in Bezug auf Fahrradfreundlichkeit - zusammen mit Hessen und Niedersachsen. Mehrere Südwest-Städte kamen auf Spitzenpositionen: Tübingen erreichte in seiner Städtekategorie (50.000 bis 100.000 Einwohner) den ersten Platz. Auch Freiburg, Karlsruhe und Ettlingen (Landkreis Karlsruhe) landeten in ihren Kategorien unter den Top 3. In der Auswertung wurden 172 größere Kommunen aus dem Südwesten berücksichtigt.

Tübingen glänzt, Stuttgart stagniert

Größere Verbesserungen gab es insbesondere bei den Städten mit weniger als 100.000 Einwohnern: Neben Tübingen und Ettlingen konnte auch Eislingen/Fils (Landkreis Göppingen) die Note um mindestens 0,3 Punkte verbessern. Anders sah es unter anderem bei Stuttgart aus. Die Bewertung veränderte sich kaum, die Landeshauptstadt erreichte im Vergleich mit den 15 Städten in Deutschland, die mehr als eine halbe Million Einwohner haben, den neunten Platz. 

Der ADFC-Bundesvorsitzende Frank Masurat sagte: «Mehr als zwei Drittel der Radfahrenden fühlen sich im Straßenverkehr nicht sicher.» Das müsse sich ändern. An Hauptachsen und Landstraßen brauche der Radverkehr eine eigene, separate Führung, die in ein zusammenhängendes Wegenetz eingebunden sei. In dem Stimmungsbild gaben demnach rund 70 Prozent an, dass man sich bei ihnen vor Ort auf dem Rad tendenziell eher «gefährdet» als «sicher» fühlt. Oft schlecht bewertet wird demnach auch die Wegführung bei Straßenbaustellen.

Landesweit besser benoteten die Befragten das Radverkehrsnetz und die Verfügbarkeit von Leihrädern. Hier lagen die Bewertungen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Trotz positiver Entwicklungen sieht der ADFC allerdings Nachholbedarf bei der Verkehrssicherheit und dem Miteinander im Verkehr. «Noten zwischen 3 und 4 oder auch noch schlechter als die Gesamtbewertung können uns nicht zufriedenstellen, wenn wir den Radverkehr fördern wollen», sagte der Landesvorsitzende Matthias Zimmermann. Er forderte unter anderem eine stärkere Trennung von Auto- und Radverkehr und mehr Kontrollen.

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