
Pforzheim. "Mach das Fenster zu, bevor Du mit mir schimpfst!“: Ein legendärer Satz meiner fünfjährigen Tochter. Die Nachbarn sollten nichts hören. Pforzheims Busbetreiber RVS hätte sich Ähnliches wünschen können am Dienstag bei der Gemeinderatssitzung. Auf dem Tisch lag wie berichtet der Antrag von RVS, diese Dienstleistung weitere zehn Jahre zuschussfrei, aber mit eingeschränkten Leistungen und ohne Garantien zu erbringen. Der Gemeinderat entschied sich für die große Lösung mit hohen Zuschusszahlungen – und die Suche nach einem Betreiber per Ausschreibung. Mehrheitlich wird erwartet, dass die Bahntochter RVS sich auch darauf bewirbt. Falls ja – und falls es das beste, womöglich einzige Angebot ist – herrscht Gesprächsbedarf.
Eine Kolumne von PZ-Redakteur Marek Klimanski
Dem RVS, in der Sitzung nicht anwesend, müssen die Ohren geklingelt haben: Leistung und Zuverlässigkeit seien fragwürdig, lautete der Tenor mancher Wortmeldung. Zähneknirschend billigte der Gemeinderat Einschränkungen im Fahrplan während der Sommerferien. Begründung: Da würden sonst sowieso Fahrten ausfallen, weil gar nicht genügend Fahrer da seien und die, die dann keinen Urlaub bekämen, würden sonst krank machen. Ein Pforzheimer monierte in der Bürgerfragerunde, dass die Businfotafeln am Leo nicht funktionieren – und an die PZ gewandt: Ob er eine Rückerstattung für sein Monatsticket bekomme, wenn die Leistungen so eingeschränkt seien?


Das Nein vom Pforzheimer Werkeausschuss zu RVS steht
Von ganz großen Dingen, wie dass der Leopoldplatz einst schöner werden sollte, weil man ihn vom großen Busbahnhof zur kleinen, feinen, baumbestandenen Busstoppmeile nach Vorbild der Hamburger Mönckebergstraße aufwerten wollte, ist längst keine Rede mehr. Dabei war das die Idee hinterm Neubau des ZOB, einst preisgekrönt, heute dem ortsüblichen Schmuddel ausgesetzt – und zu klein. Aber es ist ja auch keine Rede mehr davon, den Innenstadtring fit zu machen – Stückwerk und Wildwuchs prägen den Verkehr in der Stadt. Gegen das berechtigte Schimpfen darüber hilft nicht mal das Schließen der Fenster.


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