
Prozess in Pforzheim: 44-Jähriger in Kinderporno-Ring verstrickt? FBI-Agent soll aussagen
Pforzheim. Wegen bandenmäßiger Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Schriften muss sich seit Montag – voraussichtlich vier Verhandlungstage lang – ein heute 44-jähriger Mann aus Pforzheim vor der Auswärtigen Großen Strafkammer des Landgerichts Karlsruhe in Pforzheim verantworten. Er soll in seiner Wohnung in der Innenstadt im so genannten Darknet, also nur Insidern zugänglichen Chatrooms, als Administrator eine Plattform zur Verfügung gestellt haben, deren Inhalt auch für erfahrene Berichterstattern jenseits des Vorstellbaren liegt.
Eine halbe Stunde braucht Christoph Wedekind, Erster Staatsanwalt bei der Mannheimer Anklagebehörde, die im Oberlandesgerichtsbezirk Karlsruhe (also für den badischen Landesteil) zuständig ist für Cybercrime, für die Verlesung der mehrseitigen Anklageschrift.
Roman F. (Name geändert) verdeckt nach seiner Vorführung und bis zum Ausschalten der Fernsehkameras sein Gesicht mit der Kapuze seines Parkas und zusätzlich einem Blatt Papier. Als Administrator hat er Video- oder Bildserien zur Verfügung gestellt, die dutzendfache Manipulationen, vorwiegend von Kindern, am Geschlechtsteil, vaginale und anale Penetrationen (auch durch Frauen), unnatürliche Posen, das Einführen von Gegenständen, Samenergüsse in Mund und Gesicht, das Trinken des eigenen Urins und das Verspeisen von Exkrementen zeigen - und das in über 80 Fällen.
„Lucky Eddy“, so der Name des deutschen Staatsbürgers im Internet, will im Augenblick weder zu seiner Person noch zu den Vorwürfen Angaben machen.
Der einzige Zeuge, der an diesem Tag gehört wird, ist am späten Vormittag ein Beamter des Bundeskriminalamts. Im Verlauf von dessen Befragung werden auch Bildbeweise gezeigt, die nicht für die Augen der Öffentlichkeit bestimmt sind.
Der Vorsitzende Richter, Andreas Heidrich, kündigte eine weitere Besonderheit des Falls an: Als Zeuge geladen ist auch ein Special Agent der US-amerikanischen Bundespolizei FBI.
Vier Verhandlungstage sind vorgesehen. Ein Urteil könnte demnach am 16. Dezember fallen.
PZ-news berichtet am Montagabend über den weiteren Verlauf des ersten Verhandlungstages.
Die Vorgeschichte
Laut Anklage tauschten 32 weitere Mitglieder über das in sich geschlossene und hoch konspirative Forum Bilder und Videodateien von Sexualverbrechen an Kindern und Jugendlichen aus. Seiner Festnahme bei einer Razzia in seiner Wohnung an der Pflügerstraße waren nach Angaben der Anklagebehörde jahrelange Ermittlungen vorausgegangen: Unter anderem hatten Erkenntnisse der bei der Staatsanwaltschaft angesiedelten Abteilung Cybercrime sowie des Bundeskriminalamtes zu dem Mann geführt. Ob es auch zu den anderen Mitgliedern des Kinderporno-Forums Erkenntnisse gibt, wollte eine Sprecherin der Anklagebehörde nicht kommentieren.