
Pforzheim. Knapp zweieinalb Monate nach Bekanntwerden des Gewinneinbruchs bei den Stadtwerken Pforzheim (SWP) richten sich die Blicke wieder verstärkt nach vorne. Nach Sitzung Nummer eins nach den großen Turbulenzen mit dem neuen Geschäftsführer Herbert Marquard beantwortet die PZ fünf wichtige Fragen.
Welchen Eindruck hat der neue Stadtwerke-Geschäftsführer Herbert Marquard in der Aufsichtsratssitzung hinterlassen?
Offenbar einen positiven. „Der Neue ist fit“, hieß es aus Kreisen des Gremiums, das am vergangenen Mittwoch tagte. Er sei klar strukturiert, ohne Schnörkel und setze auf Transparenz. Marquard muss dem Vernehmen nach dem Aufsichtsrat überzeugend dargelegt haben, dass er sehr genau analysieren werde, warum es in den vergangenen Jahren zu strukturellen Fehlentwicklungen bei den Stadtwerken gekommen sei und wie er das Unternehmen operativ wieder in die Spur bringen wolle. Hinter vorgehaltener Hand hört man, dass sich Marquard besonders über den aufgeblähten Apparat der Stadtwerke gewundert habe. Der 64-Jährige war am 23. Januar zum neuen Geschäftsführer eingesetzt worden, nachdem der Aufsichtsrat die beiden bisherigen SWP-Chefs Roger Heidt und Thomas Engelhard wegen des Vertuschens eines massiven Gewinneinbruchs innerhalb der Stromsparte in einer Sondersitzung abberufen hatte.
Wie geht es mit den Ex-Stadtwerke-Chefs Roger Heidt und Thomas Engelhard weiter?
In der Zwischenzeit wurden nach PZ-Informationen Heidt und Engelhard nun auch außerordentlich gekündigt. Bei den Stadtwerken rechnet man in der Folge mit einer arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung. Dirk Büscher (CDU), Erster Bürgermeister und Aufsichtsratschef, wollte dies am Donnerstag nicht kommentieren. Die Frage wird jedoch sein, ob den früheren Geschäftsführern trotz ihrer Pflichtverletzungen noch eine Abfindung gezahlt werden muss.
Wann kann die Stadt wieder mit einer Gewinnausschüttung rechnen?
Fest steht, dass es wohl noch eine Weile dauern wird, bis die Stadt Pforzheim als Mehrheitsgesellschafterin wieder mit einer Gewinnausschüttung rechnen darf. „Das kriegt der neue Geschäftsführer hin“, ist man sich im Aufsichtsrat sicher, „aber das dauert noch zwei, drei Jahre“. Für Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) stellt sich die Frage nach einer Rendite der SWP derzeit nicht. „Das ist bei mir im Moment nicht präsent“, sagte er am Donnerstag. Man müsse Marquard die Zeit geben, sich ins Unternehmen einzufinden. Boch musste aufgrund des Gewinneinbruchs bei den Stadtwerken und dem daraus resultierenden Beschluss des Aufsichtsrats, den Gewinn in Höhe von 6,5 Millionen Euro an die Stadt nicht auszuschütten, die Verabschiedung des Doppelhaushalts 2019/2020 verschieben. Dieser ist bis heute noch nicht beschlossen.
Wie geht es mit dem Heizkraftwerk weiter?
Die Aufsichtsräte der SWP und des Heizkraftwerks gaben am Donnerstag bekannt, dass der Spatenstich für den Bau einer neuen Anlage, bestehend aus fünf Gasmotoren mit einer Gesamtleistung von insgesamt 50 Megawatt, am 14. März erfolgt. Mit dem 75-Millionen-Euro-Projekt steigt man aus der Kohleverbrennung aus. Die Investition war nicht unumstritten, weil sie die ohnehin in der Vergangenheit stark gestiegene Schuldenquote der Stadtwerke erneut deutlich erhöhen wird.
Wo gibt es weitere Informationen zu den SWP-Querelen?
Unter den folgenden Links:
Zerwürfnis von OB Boch und SWP-Chef Heidt: Dem Bruch folgt ein Beben
Stadtwerke-Chefs sofort freigestellt - Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema
PZ-Interview mit neuem SWP-Geschäftsführer Herbert Marquard: "Ich decke die ganze Palette ab"
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