
Pforzheim/Freiburg. Lässig, entspannt, in Plauderlaune – so präsentierte sich Vincenzo Grifo in dieser Woche bei einem Besuch in der „Pforzheimer Zeitung“. Nach dem Ende der Bundesliga-Saison verbringt der Profi des SC Freiburg ein paar Tage in seiner Heimat in Pforzheim, bevor er mit seiner Frau Vanessa in den Italien-Urlaub fliegt. Im PZ-Interview spricht der 27-Jährige über die tolle Runde mit den Breisgauern, die Aussichten für die neue Saison, seine besondere Beziehung zu Pforzheim und ein mögliches Comeback beim 1. CfR Pforzheim.
PZ: Der ein oder andere Freiburg-Fan soll ja froh sein, dass der SC die Europa League verpasst hat. Die Angst vor einem schon mal erlebten Absturz in der Bundesliga wegen der Doppelbelastung war wohl groß. Können Sie diese Bedenken nachvollziehen?
Vincenzo Grifo: Als Fußballer sehe ich das natürlich vollkommen anders. Wir haben eine super Runde gespielt. Wir waren sehr konstant. Deshalb wollten wir auch unbedingt in die Europa League. Internationale Spiele in unserem neuen Stadion wären bestimmt der Hit gewesen. Deshalb konnten wir uns mit Platz acht auch zunächst nicht anfreunden. Aber ich kann die wenigen Fans, die jetzt erleichtert sind, verstehen. Auf eine Zittersaison hat natürlich keiner Bock. Obwohl ich glaube, dass wir die Doppelbelastung in der kommenden Runde gut gemeistert hätten.
PZ: Anfang Dezember stand Freiburg sogar mal vor den Bayern in der Tabelle. Haben Sie sich diese ausgeschnitten, eingerahmt und übers Bett gehängt?
Vincenzo Grifo: (lacht) Nein, so verrückt bin ich dann doch nicht. Aber in dieser Runde hat man gesehen, was in Freiburg möglich ist. Wir standen kein einziges Mal auf einem zweistelligen Tabellenplatz. Wir haben gekämpft, malocht und dabei noch attraktiven Fußball gespielt. Rückstände haben wir aufgeholt, so wie das 0:2 gegen Wolfsburg. (Endstand 2:2, Anm. d. Red.) Diese Kämpfermentalität, diese läuferische Qualität kannte ich von früher, als ich das erste Mal beim SC war, nicht. In der Corona-Pause hat die Mannschaft auch im Hometraining brutal Gas gegeben. Wir waren alle topfit, als es wieder losging.


Tanti auguri, Vince! Pforzheimer Vincenzo Grifo mit Torvorlage beim Startelfdebüt in Italiens Nationalmannschaft
PZ: Sie kamen erst im September zum SC Freiburg, waren anfangs nur Ersatzspieler. Diese Rolle haben Sie aber anscheinend locker weggesteckt. Welchen Anteil hatte Trainer Christian Streich, dass Sie dann wieder zum unverzichtbaren Leistungsträger aufstiegen?
Vincenzo Grifo: Ich habe alles ganz entspannt gesehen. Als ich kam, hat die Mannschaft funktioniert und ich war nicht fit. Klar war der Druck da. Schließlich hat der SC mich für eine Rekordsumme (geschätzte 7 Mio Euro, Anm. d. Red.) zurückgeholt. Ich wollte es allen beweisen, vor allem den Fans. Dabei hat mir zum einen der Trainer geholfen, der einem immer das Gefühl gibt, dass man wahnsinnig wichtig für die Mannschaft ist. Er meinte: „Vince, bleib geduldig, bleib fokussiert!“ Damit hat er mich zu hundert Prozent gepackt. Auf der anderen Seite hat mir auch die Mannschaft geholfen. Wir sind einfach eine super Truppe und unheimlich gerne zusammen. Das macht vieles einfacher. Ich muss sagen, ich habe in Freiburg viele Freunde gefunden. Das ist im Profigeschäft nicht immer üblich.


"Grüße gehen raus nach Pforzheim 75177": Freiburger Bundesliga-Profi Vincenzo Grifo widmet sein Tor der Familie und alten Kumpels
PZ: Viele Freunde haben Sie auch noch immer in Pforzheim. Ihre „75177“-Grußbotschaft nach Ihrem Freistoßtor gegen Hertha per Sky nach Pforzheim war nicht nur außergewöhnlich, sondern wird einen festen Platz in den Bundesliga-Rückblicken haben.
Vincenzo Grifo: Das musste einfach mal sein. Das war ein Riesendank an meine Familie, meine Freunde und Verwandte, die mich immer voll unterstützen.
PZ: Wie waren die Reaktionen aus Pforzheim?
Vincenzo Grifo: Sensationell. Mir kamen nach dem Spiel fast die Tränen. Ich hatte 20 Facetime-Anrufe, über 200 WhatsApp-Nachrichten auf dem Handy, das pausenlos klingelte. Nummern erschienen auf dem Display, die ich überhaupt nicht kannte. Das war verrückt. Eigentlich haben sich alle gemeldet, nur einer nicht: Pforzheims Oberbürgermeister. Vielleicht sollte ich ihn mal grüßen (lacht).
PZ: Warum ist Ihre Beziehung zu Pforzheim so besonders?
Vincenzo Grifo: Ich bin hier geboren, hier bin ich aufgewachsen. Ich habe immer noch so viele Freunde hier – von der Schule, vom Bolzplatz. Wir haben so viele tolle Momente erlebt. Wenn ich heute durch die Nordstadt fahre, winken mir die Leute zu, rufen und grüßen mich – was gibt’s für ein schöneres Gefühl? Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Was ich sagen will: Fußball ist schön und wichtig, aber wichtig ist auch das Leben abseits des Platzes. In Pforzheim fühle ich mich wohl, hier ist meine Heimat, hier lebt meine Familie und meine Jungs, die ganz eng bei mir sind. Und sie opfern ihre Zeit, obwohl sie Familie haben. Sie schalten samstags um 15.30 Uhr den Fernseher ein und sagen: „Schatz, heute gehen wir erst um 18 Uhr einkaufen, Vince spielt!“ Den Jungs musste ich einfach mal Danke sagen. Außerdem bin ich ein Familienmensch. Ich habe gerne meine Eltern, meine Brüder und meine Verwandten um mich herum. Sie alle haben mich geprägt. Hier in Pforzheim liegen meine Wurzeln. Ich sage mir immer: Man darf nie vergessen, wo alles anfing, denn dorthin wird man irgendwann mal zurückkehren.
PZ: Dürfen sich die Fans in der neuen Runde auf weitere spektakuläre Jubelaktionen freuen?
Vincenzo Grifo: Ich weiß zwar nicht, wie ich das toppen soll. Aber mir wird schon was einfallen.
PZ: Die Sommerpause ist da. Das Transferfenster ist nun länger bis zum 5. Oktober geöffnet. Wie groß ist Ihre Sorge, dass dem SC Freiburg ein Aderlass blüht? Luca Waldschmidt, Robin Koch und Alexander Schwolow sind bei anderen Club heiß begehrt.
Vincenzo Grifo: Das ist ja jedes Jahr das Gleiche. Der SC ist nun mal ein Ausbildungsverein. Aber ich habe keine Bedenken. Wir haben eine super Scouting-Abteilung, die täglich Ausschau nach neuen Spielern hält. Wir werden also auch für die kommende Saison bestens aufgestellt sein.

PZ: Könnten Sie sich vorstellen, beim SC einen Rentenvertrag zu unterschreiben?
Vincenzo Grifo: Ich fühle mich in Freiburg unglaublich wohl. Wenn ich dort bin, geht mir ebenfalls das Herz auf. Fans, Mannschaft, Trainerteam, der Verein und die Stadt – das passt einfach alles zusammen. Das ist schon besonders. Manchmal wechselt man den Verein und man kann machen, was man will, es funktioniert einfach nicht. In Freiburg ist das anders. Deshalb kann ich mir auch vorstellen, in Freiburg sesshaft zu werden. Bekanntlich ist das Fußballgeschäft aber schnelllebig.


''Von Christian Streich habe ich alles gelernt'': Fußball-Bundesliga-Profi Vincenzo Grifo schwärmt von Trainern
PZ: Wenn der FC Nöttingen erneut den Sprung in den DFB-Pokal schafft, könnten Sie mit Freiburg durchaus auf Ihren Cousin Riccardo di Piazza treffen, der für den FCN spielt.
Vincenzo Grifo: Das wäre natürlich der Hammer. Noch mehr wünsche ich mir aber irgendwann mal ein Duell gegen den CfR Pforzheim, meinen Heimatverein. Oh Mann, ich weiß gar nicht, ob ich da in Ruhe einen Ball annehmen könnte. Das Spiel wäre besonders emotional für mich. Der CfR liegt mir ganz besonders am Herzen. Wenn es möglich ist, werde ich mal ein Training mit der Jugend oder der Inklusionsabteilung machen. Ich bringe dann meinen Teamkollegen Amir Abrashi mit. Der hat darauf auch Lust. Ich muss mal Markus Geiser (CfR-Vorsitzender, Anm. d. Red.) anrufen.
PZ: Ein Vorbereitungsspiel gegen den CfR wäre doch auch mal interessant.
Vincenzo Grifo: Das muss ich dem Verein mal vorschlagen. Ich glaube schon, dass die Verantwortlichen dafür ein offenes Ohr hätten. Ich wäre auf alle Fälle dabei.
PZ: Arjen Robben – von dem Sie ein Bayern-Trikot abstauben konnten – lässt seine Karriere beim FC Groningen, seinem „Herzensclub“ in Holland, ausklingen. Können Sie sich vorstellen, im „Rentenalter“ein Comeback beim CfR Pforzheim zu feiern?
Vincenzo Grifo: Warum nicht? Ich habe dem Verein viel zu verdanken. Der Kontakt ist immer noch da. Meine Frau und ich sind sehr heimatverbunden. Ich glaube schon, egal wo es uns noch hinzieht, dass wir später nach Pforzheim zurückkommen werden. Eine Bedingung für mein Comeback beim CfR muss aber erfüllt sein: Ich spiele nur, wenn ich die 10 bekomme (lacht).
A oder B? Der schnelle Italien-Check
Vincenzo Grifo ist Italiener durch und durch. Die PZ machte mit ihm den Italien-Check. Pizza oder Pasta? Fiat oder Ferrari? Für eine Sache musste er sich immer entscheiden:
Pizza oder Pasta?
Grifo: „Ganz klar Pasta, weil meine Mama die beste Pasta macht.“
Chianti oder Barolo?
„Keines von beiden. Ich trinke nämlich keinen Wein. Nur an meiner Hochzeit gab’s ein Gläschen.“


Grifo feiert in Pforzheim kirchliche Trauung
Fiat oder Ferrari?
„Ferrari! Immer schön Vollgas!“
Rom oder Mailand?
„In jungen Jahren war ich Inter-Fan, aber ich muss sagen, Rom ist eine fantastische Stadt. Da würde ich immer wieder hingehen.“
Luciano Pavarotti oder Eros Ramazotti?
„Du glaubst es nicht, aber Eros höre ich doch öfters (lacht).“
Prada oder Gucci?
„Ich bin Marken-verrückt. Gucci ist mein Favorit.“
Roberto Baggio oder Francesco Totti?
„Was für eine Frage? Baggio ist ganz klar die Nummer eins.“
Bud Spencer oder Adriano Celentano?
„Ich habe von beiden nicht so viele Filme gesehen. Aber ich nehme Adriano.“
Giovanni Trapattoni oder Carlo Ancelotti?
„Trapattoni ist eine Legende.“
Adria oder Riviera?
„In Italien ist es überall schön. Doch ich bevorzuge die Adria.“
Ragazzo oder Principessa?
„Wie sagt man so schön: Hauptsache gesund! Als Fußballer wünscht man sich aber wohl doch als erstes Kind einen kleinen Sohnemann.“
Zur Person: Vincenzo Grifo
Er kam am 7. April 1993 in Pforzheim im Krankenhaus Siloah zur Welt. Bevor Vinvenzo Grifo seine Laufbahn als Profifußballer einschlug, besuchte er die Schanzschule und die Nordstadt-Schule. Mit drei Jahren kickte er schon für den VfR Pforzheim, von 2006 bis 2010 für Germania Brötzingen, danach kehrte er für ein Jahr zum 1. CfR Pforzheim zurück und wechselte dann als A-Jugendlicher zum KSC. Sein Profidebüt feierte er für die TSG Hoffenheim (2012). Die Bilanz des italienischen Nationalspielers in der abgelaufenen Bundesliga-Saison beim SC Freiburg: 27 Spiele, 4 Tore, 9 Vorlagen.


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