Hermann Hesse. Dem Nobelpreisträger wird der „Preis der Internationalen Hermann-Hesse-Gesellschaft“ gewidmet. Fotos: Martin Hesse/Recklies
Karl-Josef Kuschel, Sibylle Siegenthaler-Hesse und Hanspeter Siegenthaler.
Adolf Muschg
Kultur
Erster Hesse-Preis geht an Adolf Muschg
  • Ralf Recklies

Calw. Der Schweizer Autor Adolf Muschg hat am 13. Mai doppelten Grund zur Freude: Er feiert seinen 83. Geburtstag und erhält den erstmals in Calw vergebenen Preis der Internationalen Hermann-Hesse-Gesellschaft (IHHG). Mit der Auszeichnung sollen Forscher, Publizisten, Schriftsteller oder Journalisten gewürdigt werden, die das Werk des in Calw geborenen Literaturnobelpreisträgers fördern „und sich in seinem Geiste für einen interreligiösen Dialog einsetzen“, sagt der IHHG-Vorsitzende Karl-Josef Kuschel in Calw.

Stifter des mit 10 000 Euro dotierten Preises sind die Hesse-Enkelin Sibylle Siegenthaler-Hesse und ihr Mann Hanspeter Siegenthaler. Nicht nur Kuschel, der emeritierte Professor für Theologie der Kunst und des interreligiösen Dialogs an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Tübingen, steht seit zwei Jahren an der Spitze der Hesse-Gesellschaft, freut sich darüber, dass die von ihm berufene Jury Adolf Muschg „einstimmig als ersten Preisträger“ ausgewählt hat. Auch die in Basel lebende Hesse-Enkelin und ihr Mann sind mit der Auswahl zufrieden: „Ich denke, Hesse wäre mit der Wahl sehr einverstanden“, sagt Hanspeter Siegenthaler. Die Jury mit Henriette Herwig, Michael Limberg, Volker Michels, Herbert Schnierle-Lutz und Karl-Josef Kuschel hat nach Einschätzung von Sybille Siegenthaler-Hesse „die absolut richtige Wahl getroffen“.

Adolf Muschg, so Kuschel, der dem Werk Hesses nicht vorbehaltlos positiv gegenüberstehe, sei ein exzellenter Kenner des Schriftstellers, dessen Geburtstag sich am 2. Juli zum 140. Mal jährt. Muschg, der regelmäßig Hesse-Tagungen in Sils Maria in der Schweiz organisiert, wird den Preis aus den Händen des in Karlsruhe geborenen Christoph Gellner erhalten. Der Muschg-Experte erhielt 2004 den Bad Herrenalber Akademiepreis für die Förderung des Gesprächs zwischen Theologie und anderen Wissenschaften und war Student Karl-Josef Kuschels. Neben Adolf Muschg, der laut Kuschel „sehr freudig“ auf die Nachricht reagiert habe, wird Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff bei der Festveranstaltung über Hesse und sein Werk referieren.

Der Preis wurde laut Kuschel ins Leben gerufen, um die Hesse-Gesellschaft bekannter zu machen. Dass der im Jahr 2003 gegründete Zusammenschluss bis vor zwei Jahren nur 100 Mitglieder zählte, ist aus seiner Sicht „eine Schande“. Schließlich sei Hesse neben Franz Kafka und Thomas Mann der meistgelesene deutsche Autor. Werk und Wirken Hesses sollen künftig stärker präsent sein – auch durch die geplante „Überarbeitung der permanenten Hesse-Ausstellung im Calwer Museum“.

Der neue Preis wird alle zwei Jahre im Wechsel mit dem seit 1990 und mit 15 000 Euro dotierten Preis der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung vergeben, der für ein literarisches Werk im Geiste Hesses verliehen wird.