Viktar Shaniova glänzt an den Strapaten.
Larissa Kastein ist Junior-Chefin.
Auf dem „Todesrad“ gibt es keine Besseren als die Kolumbianer. Seibel
Pforzheim
Bei Flic Flacs „Höchststrafe“ geht es Schlag auf Schlag
  • Olaf Lorch-Gerstenmaier

Neu sei das „Todesrad“ nicht, sagt Larissa Kastein (29), „das hat mein Vater früher schon im Programm gehabt – aber dann war Pause.“ Jetzt, spektakulär wie nie, ist es wieder Bestandteil des Programms von Flic Flac – dem Zirkus, der sich die atemberaubendsten Artisten-Nummern auf die Fahnen geschrieben hat.

Vier Kolumbianer laufen, springen und hüpfen sogar Seil auf den rotierenden zwei Rädern – in bis zu 16 Metern Höhe. Nicht, wie sie es aus ihrer Heimat gewohnt sind, zu Indio-Klängen – sondern zu Hard Rock made bei Flic Flac. Die knochentrockenen Percussion-Klänge von „Alcatraz“, der hauseigenen Band, knallen hinter den Käfigstäben in Richtung Zuschauer-Rund. Hier werden von Donnerstag, 20 Uhr an – dem Abend der Premiere von „Höchststrafe“ – bis zu 1400 Besucher das mehr als zweistündige Spektakel erleben.

An diesem Nachmittag – es herrschen draußen über 30 Grad, unterm gelb-schwarzen Zelt auf dem Messplatz werden es gefühlte 40 Grad sein – laufen die ersten Proben. „Schweißnasse Hände?“, fragt Larissa Kastein. „Aber sicherlich nicht nur wegen der Temperaturen?“ Sie hat recht. Die „Todesrad“-Nummer verschlägt dem Betrachter den Atem. „Bei der Vorführung wird der eine da oben“ – Larissa deutet es an – „Seil springen mit einer Maske auf dem Gesicht.“ Schluck. „Die Südamerikaner sind ,loco‘, die Verrücktesten – in dieser Qualität gibt es keine anderen Artisten für Hochseil, Todesrad oder Motorrad-Kugel“, bestätigt Pressesprecher Rudi Bauer.

„Adrenalinkick ja – Lampenfieber nein. Wir wissen, was wir können“, sagt die Junior-Chefin, die mit ihrem Vater Benno – er gründete mit seinem Bruder Lothar 1989 Flic Flac und machte diesen zu einem der größten Zirkusunternehmen Europas – seit ihrem sechsten Lebensjahr als Akrobatin auf der Bühne steht. Jüngst waren sie zur Horizont-Erweiterung und zum Amüsement in den USA: New York, San Francisco – und zehn Shows in Las Vegas.

Die Kolumbianer haben ihre Nummer durch – alles muss jetzt schnell gehen. Bei einem hochprofessionellen Zirkus darf sich das Publikum zwischen zwei Nummern nicht langweilen. Am besten in Windeseile soll das schwere „Todesrad“ abgelassen, vom Haken, auf ein rollendes Gestell gehievt, hinausgefahren, die Luft aus dem Sicherheitskissen und die schlafe, aber dennoch schwere Hülle aus dem Manegen-Rund getragen werden.

Darauf hat Viktar Shaniova aus der Ukraine nur gewartet. „Er ist ein begnadeter Artist und ein absolutes Show-Talent – wie gemacht für den Zirkus“, sagt Larissa. Die Strapaten um die Handgelenke oder den Oberarm gewickelt, lässt er sich von einem Kollegen in die Höhe ziehen.

Mohammed, Marokkaner, seit 20 Jahren dabei und das Faktotum von Flic Flac, ist selbstredend noch nicht zufrieden – wäre auch schlimm, wenn bis Donnerstag jetzt schon alles perfekt liefe. Wenn es heißt: „Manege frei.“

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