Stefanie Krems hat ein goldenes Händchen bei Auslosung der Vorstellungsreihenfolge der OB-Kandidaten Peter Boch, Gert Hager, Andreas Kubisch und Dimitrij Walter (von links). Wahlleiter Dirk Büscher trägt Sorge dafür, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Foto: Ketterl
Pforzheim
OB-Kandidaten in Huchenfeld: Vierkampf mit Duell-Charakter
  • Lisa Belle und Marek Klimanski

Vieles ist bei der dritten offiziellen OB-Kandidatenvorstellung am Montagabend gleich geblieben wie in Eutingen und Hohenwart: das Prozedere, die meisten Standpunkte, die dominierenden Themen Wirtschaft, Kita-Plätze, Innenstadt Ost, Sparmaßnahmen. Anderes, vor allem auf subtiler zwischenmenschlicher Ebene, hat einen neuen Unterton bekommen.

Immer mehr konzentriert sich das Interesse der Zuschauer augenscheinlich auf Amtsinhaber Gert Hager (SPD) und Herausforderer Peter Boch (CDU). Ihren Ausführungen wird mit erhöhter Aufmerksamkeit gefolgt, an sie richten sich die meisten Fragen aus dem Kreis der rund 400 Zuhörer in der Huchenfelder Hochfeldhalle. Die Kandidaten wiederum verfolgen jeden Schritt ihrer Kontrahenten, jeden Satz, jede Redewendung mit voller Konzentration. Da wird bedeutungsschwanger der Kopf geschüttelt, fleißig notiert, um zum Gegenschlag auszuholen, oder vielsagend gelächelt.

In ihren Vorstellungen zeigt sich bei allen Kandidaten mittlerweile Routine, an manchen Wendungen wurde gefeilt, hier ein Beispiel verdeutlicht, dort ein Umstand weggelassen. Hager hat ein neues Intro entworfen, der parteilose Kandidat Dimitrij Walter einen neuen Zwischenteil. Wirklich neu klingt wenig.

Nachtragshaushalt im Gespräch

Vor allem Boch gerät im Anschluss ins Kreuzfeuer der Zuschauerfragen. Gleich mehrere zielen auf das Thema, das er bislang nicht deutlich beantwortet hatte: Wie er Pläne wie die Senkung der Gewerbesteuer und den Kita-Ausbau gegenfinanzieren möchte. Erstmals erhält an diesem Abend das Publikum eine Idee davon, wie der CDU-Kandidat sich das vorstellt. Er habe den Haushalt durchforstet und sei unter anderem über die Frage gestolpert, wofür 100 000 Euro zusätzlich für die Öffentlichkeitsarbeit gebraucht werden. Auch Rechtsberatungs- und Gutachterkosten könne man sparen. Dafür habe die Stadt kompetentes Personal. Er stellte infrage, ob der Haushalt tatsächlich mit „heißer Nadel gestrickt sei“ und es nicht noch Einsparpotenzial gebe.

Zudem setzt Boch darauf, dass sich die Senkung der Gewerbesteuer am Ende auszahlen wird. Erst nach wiederholter Nachfrage erklärt er, im vergangenen Jahr bei den Haushaltsplanungen hätten entsprechende Prioritäten gesetzt werden müssen. Gegebenenfalls werde er einen Nachtragshaushalt einbringen. Hager sagte, der Kita-Ausbau sei ja mittlerweile auf dem Weg. Zu glauben, man könne noch viel aus dem Haushalt rausstreichen, halte er für „abenteuerlich“.

Andreas Kubisch (Liste Eltern) sieht indessen Einsparpotenzial bei Großprojekten: „Wir müssen klein anfangen, und dann dauert es noch zehn bis 15 Jahre, bis wir wieder Licht am Horizont sehen. Das sind die Fakten – und wenn man sich darauf nicht konzentriert, dann weiter so!“ Walter hätte sich da lieber die Finanzierung des Schmuckjubiläums gespart.

Kubisch, der an diesem Abend seinem Stil und seinen Forderungen in bereits bekannter Weise treu bleibt, sorgt für eine Überraschung auf anderer Ebene: Während er in den vorangegangenen Abenden meist Boch beipflichtete, findet er in Huchenfeld neben Kritik durchaus auch lobende Worte für die aktuelle Stadtverwaltung, wie beispielsweise beim entstehenden Sicherheitskonzept.

Thema an diesem Abend ist unter anderem auch der drohende Hausärztemangel, für den Hager die Verantwortlichkeit bei der Bundespolitik sieht. Boch setzt darüber hinaus etwa auf Ärztehäuser mit Apotheken und beständiges Werben bei der Ärzteschaft, Kubisch darauf, Arztpraxen durch Parkplätze attraktiver zu machen, Walter auf den unorthodoxen Vorschlag, Ärzten leerstehende Läden unentgeltlich als Praxisräume zu überlassen. Weitere Themen waren die drohende Bäderkrise und das Thema Integration, der Abriss des technischen Rathauses sowie die Wirtschaftsförderung.

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