
- Olaf Lorch-Gerstenmaier
Pforzheim. Sie fühle sich unsicher, sagt Jelena F. (Name geändert). Die junge Mutter schiebt ihren Kinderwagen durch die östliche Bahnhofsunterführung. In wenigen Sekunden wird es wieder hell – und sie steht auf der Nordseite des Schloßkirchenparks. Jelena F. ist dort nicht allein.
Es mögen zwei Dutzend Jugendliche und junge Erwachsene sein, die sich an diesem späten Nachmittag über die Fläche des Parks verteilen, an dessen Südseite das „steinerne Geschichtsbuch“ der Stadt steht, die Schloß- und Stiftskirche St. Michael, ehemalige Grablege der badischen Markgrafen – in der Gruft liegen ihre Särge, der Anbau beherbergt das Museum Johannes Reuchlin. Ein Ort, der Geschichte atmet.
„Wenn sie betrunken sind, pöbeln sie schon mal“, sagt Helmut G., der regelmäßig auf dem Weg in die Oststadt die Abkürzung über den Park und am Kommunalen Kino vorbei nimmt – eine Einschätzung, die die Polizei offiziell nicht nachvollziehen kann.
Gewiss: Fußstreifen der Schutzpolizei und Kollegen des Hauses des Jugendrechts suchten regelmäßig den Park auf, sagt Sabine Doll von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Karlsruhe unter Berufung auf die Erfahrungen ihrer Pforzheimer Kollegen. Doll: „Uns sind bisher keine Auffälligkeiten bekannt geworden.“
Beschwerden sind weder bei der Polizei noch dem Ordnungsamt eingegangen. Wolfgang Raff, Leiter der städtischen Ortspolizeibehörde, will – wie Doll – die Szene im Schloßkirchenpark keineswegs mit der des Benckiserparks vergleichen.
Gastronomen haben eine andere Wahrnehmung als die offiziellen Stellen: Fast täglich komme der Krankenwagen – meistens die Polizei im Schlepptau – und versorge minderjährige Schnapsleichen.