
Lautes Bellen weist den Weg in das Tierheim Pforzheim. Sobald man das Gelände betritt, machen Hunde von allen Seiten auf sich aufmerksam – sie springen gegen die Gitter ihrer Zwinger, wedeln mit dem Schwanz und jaulen, wenn jemand vorbeiläuft. Kein Wunder – viele von ihnen sind schon lange hier, kommen aus schlechter Haltung oder haben ihre langjährigen Herrchen verloren. So unterschiedlich ihre Geschichten sein mögen, eines haben alle gemeinsam: Sie suchen ein neues Zuhause.
Deshalb startet die PZ in Kooperation mit dem Tierheim eine neue Serie: Die PZ stellt mit dem „Adoptier der Woche“ ab sofort jeden Samstag auf der zweiten Seite des Wochenend-Magazins einen Tierheim-Schützling vor, der zu vermitteln ist – egal ob Katze, Hund, Nager oder Reptil.

Denn es gibt nicht wenige Tiere, die sehnsüchtig auf eine Familie warten: Aktuell beherbergt das Tierheim des Tierschutzvereins Pforzheim und Umgebung knapp 50 Hunden, etwa 70 Katzen und 60 Kleintiere. In Spitzenzeiten, wie im Sommer, seien es oft noch deutlich mehr.
Lange Aufenthalte
Dabei kommt die Einrichtung schon jetzt an ihre Grenzen. Seit Monaten gebe es aus Kapazitätsgründen einen Abgabestopp für Hunde, erklärt Rebecca Sommer, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit in der Verwaltung des Tierheims. Man nehme deshalb aktuell nur Tiere aus Beschlagnahmungen der Polizei auf.
Viele der Tiere warteten laut Sommer bereits seit Monaten auf eine neue Familie. „Manche verkraften das gar nicht“, erzählt sie. Andere hingegen kämen gut mit der Situation klar. Doch das lange Warten im Zwinger, die vielen anderen Tiere und laute Umgebung hinterlassen auch mal Spuren – die sich auf das Verhalten auswirken können. „Manche Hunde werden dann wie die Tiger im Zoo.“ Sobald ein Vierbeiner Krankheitsanzeichen zeige, arbeite man aber mit Trainern und Ärzten, um dem entgegenzuwirken. Bei Katzen sei das oft einfacher als bei Hunden, sagt Sommer, da diese auch im Tierheim in Gruppen lebten.

Betreut werden die Vierbeiner von einem Team aus hauptamtlichen und freiwilligen Mitarbeitern – insgesamt rund 50 an der Zahl. Morgens geht es schon um 7.30 Uhr los, erzählt Sommer. Dann gibt es für die hungrigen Tiere Futter, die Zwinger werden gereinigt, oft stehen vormittags Tierarzttermine an. Dank den ehrenamtlichen Gassigehern gibt es dann noch Auslauf.
Viele Herausforderungen
Trotz eingespielter Routine ist der Alltag doch gespickt von Herausforderungen. Gerade sei man besonders auf Spenden angewiesen, sagt Sommer. Das Tierheim versorge außerdem Futterplätze für streunende Katzen – dort gingen langsam die Vorräte zu Neige. Auch hohe Tierarztkosten machten der Einrichtung zu schaffen.
Auf die Frage, was am meisten gebraucht wird, um die Probleme des Tierheims zu mildern, antwortet Sommer: „Alles.“ Seien es Geld-, Sachspenden oder ein tatkräftiges Mitanpacken. Wer helfen möchte, könne sich per E-Mail an kontakt@tierheim-pforzheim.de melden – je nachdem, auf welche Art man unterstützen möchte, würde das Angebot an den jeweiligen Bereich weitergeleitet.
Im Netz wird Tierschutzorganisationen und Tierheimen oft der Vorwurf gemacht, zu strenge Vorschriften für die Abgabe von Tieren zu haben. Egal wie groß die Wohnung und der Garten seien, egal wie viel Zeit man für die Vierbeiner hätte – es wäre nie genug. Die Organisationen wollten die Tiere in Wirklichkeit gar nicht vermitteln, heißt es in so manchem Online-Post.
Auch Sommer kennt diese Vorwürfe. Sie stellt klar: „Wir sind für jedes Tier, das ausziehen darf, dankbar.“ Aber das Tierheim Pforzheim leide durch Krankheitsfälle unter Personalnot. Trotzdem wolle man sich für die Bewerber und die Tiere Zeit nehmen. Beide Seiten in Einklang bringen? Ein Spagat. Umso besser, dass auch viele Bewerber Verständnis zeigten.


Schmuser und Abenteurer - sieben Katzen aus dem Tierheim suchen ein Zuhause
Aber was sollte man überhaupt mitbringen, wenn man einem Vierbeiner ein neues Zuhause geben möchte? Es gibt keinen idealen Interessenten für ein Tierheimtier, bekräftigt Sommer im Gespräch mit der PZ. Wichtig nur: „Man sollte nachsichtig sein. Und geduldig.“ Das fange beim Vermittlungsprozess an. Erst müsse man einen Termin machen und eine Selbstauskunft ausfüllen. Für Hunde plane man mit drei bis vier Terminen zum Kennenlernen. Wie lange sich der Prozess am Ende zieht, sei aber unterschiedlich und hänge auch davon ab, wann die Bewerber Zeit für die Termine haben.
Von der neuen Serie mit der PZ erhofft sich Sommer, dass das Tierheim und seine Tiere mehr Aufmerksamkeit erfahren. „Viele in Pforzheim wissen gar nicht, dass es uns gibt“, sagt sie. Und sie wünsche sich natürlich, dass viele Schützlinge das Tierheim verlassen könnten.
Parallel zu der Veröffentlichung im PZ-Magazin zeigt der Instagramaccount der „Pforzheimer Zeitung“ Videos der vorgestellten Tiere. Die Steckbriefe sind online auf nachlesbar. Mehr Informationen rund um die Arbeit des Tierheims Pforzheim gibt es unter www.tierheim-pforzheim.de