Die Halle einer früheren Schreinerei haben die Oldtimer-Freunde gemietet und einen Zuschuss erhalten. Die Aufregung versteht Vorsitzender Ronald Reh nicht.

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Zuschuss an Oldtimerfreunde Tiefenbronn ruft Kritiker auf den Plan
  • Sabine Mayer-Reichard

Eigentlich ist alles vollkommen korrekt gelaufen: Ein Verein erhält einen Zuschuss entsprechend den Förderrichtlinien der Gemeinde Tiefenbronn. So weit, so unspektakulär – sollte man meinen. Aber die Tatsache, dass es sich bei dem Verein um die Oldtimerfreunde handelt, ruft Kritiker auf den Plan. Da ist von einer unanständigen Entscheidung die Rede, da wird Moral ins Spiel gebracht und von Gier gesprochen.

Denn schließlich handle es sich bei den Oldtimerfreunden um einen wohlhabenden Personenkreis – da sei eine Förderung zwar rechtens, aber noch lange nicht richtig. Das Geld solle lieber für den Arbeitskreis Asyl ausgegeben werden, heißt es. Der Bürgermeister und der Verein wehren sich gegen die Vorwürfe: Die Kritik sei vollkommen unberechtigt, stellen sie klar. Auch der Arbeitskreis Asyl distanziert sich von den Aussagen.

Kritiker teilen aus

Zu den Kritikern gehört zum Beispiel Eduard Hehl. Er meint, bevor ein Verein öffentliche Mittel erhält, sollte man doch auf den Kontostand der Mitglieder achten. Er hat ein Märchen über den Vorfall verfasst, der Titel lautet „Gier frisst Anstand“. Siegfried Netzband, der im Arbeitskreis Asyl engagiert ist, stößt in dasselbe Horn. Fördermittel sollte es nur für Vereine geben, die einem sozialen Zweck dienen. Die Oldtimerfreunde aber gingen einem „narzistischen Hobby“ nach und würden mit ihren Autos die Luft verpesten. Die Förderzusage sorge bei vielen Bürgern für Unverständnis, Ablehnung und auch blanke Wut, so Netzband. Manch einer habe gar gedroht, die Oldtimer einfach abzufackeln. „Aber das muss man verstehen, die Menschen sind eben zornig“, zeigt Netzband Verständnis für diese Aussage.

Beide Männer behaupten, dass die Gemeinde sich bei der Unterstützung sozialer Angelegenheiten eher knauserig zeige. Dabei hätten gerade die Asylhelfer jede Unterstützung verdient, meint Netzband. „Schließlich engagieren sie sich ehrenamtlich für andere – die Mitglieder der Oldtimerfreunde engagieren sich nur für sich selbst.“ Diese Vorwürfe rufen bei Bürgermeister Frank Spottek und Oldtimerfreunde-Chef Ronald Reh Fassungslosigkeit hervor. Die Entscheidung im Gemeinderat sei entsprechend der Richtlinien gefallen, betont Spottek.

Und so erhält der Verein für die langfristige Anmietung einer Halle einen Zuschuss in Höhe von 40 Prozent der Kosten – rund 11 000 Euro. „Diese Regel gilt für jeden Verein, unabhängig vom Kontostand der Mitglieder.“ Der Bürgermeister ergänzt, dass die Oldtimerfreunde dazu beitragen, den Namen von Tiefenbronn positiv voranzubringen. Bei den Rallyes, die sie alle drei Jahre mit großem Einsatz organisieren, strömten Tausende Besucher in den Ort. Bei der Veranstaltung würden andere Vereine eingebunden, zum Beispiel für den Essensverkauf, und profitierten von den Einnahmen.

Ronald Reh, der Vorsitzende der Oldtimerfreunde, versteht die Welt nicht mehr. Von den 135 Mitgliedern besitze nur rund die Hälfte einen eigenen Oldtimer. Die gemietete Halle soll als Clubraum und als Garage genutzt werden. In den nächsten Jahren wolle der Verein ein neues Gebäude auf dem Gelände bauen. Dort sollen dann Jugendliche die Möglichkeit erhalten, an Autos herumzuschrauben. Er sei überrascht, so Reh, dass die Kritiker auch noch den Arbeitskreis Asyl ins Spiel bringen. „Man darf doch nicht Äpfel mit Eiern vergleichen.“

So sieht das auch Frank Schöllkopf aus dem Organisationsteam des Arbeitskreises und distanziert sich von den Vorwürfen. „Ich bin irritiert – gelinde gesagt.“ Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde laufe hervorragend. Wenn nun ein Asyl-Helfer dem Bürgermeister mangelnde Unterstützung vorhalte, dann sei das ein vollkommener Alleingang, stellt er klar. „Diese Aussage entspricht in keiner Weise der Realität.“ Er betont unmissverständlich: „Die Vereinsförderung ist vollkommen in Ordnung – selbstverständlich auch der Zuschuss für die Oldtimerfreunde.“

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