Bitte recht freundlich: Trainer Mirko Slomka ist ein höflicher Typ. Er kann aber auch anders. Foto: dpa
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KSC-Trainer Slomka erneuert Konferenzablauf: Hintergründiges bei Heißgetränken
  • Udo Koller

Der nette Herr Slomka ist ein höflicher Gastgeber. „Darf ich Kaffee einschenken?“, fragt er die kleine Journalistenschar, die sich am Montagvormittag im Clubhaus des Karlsruher SC versammelt hat. Auf dem Tisch stehen auch Wasser, Saft und Käsekuchen mit Aprikosen. Die Atmosphäre ist familiär. Man spricht über das nervenaufreibende 3:2 gegen Bielefeld, über Neuzugänge, über die nächste Partie in Bochum. Der Kaffee dampft in den Tassen. Zum Heißgetränk gibt es ein bisschen Hintergrund, ein paar Einblicke. Das Gesprächsangebot, das der KSC-Coach künftig nach jedem Spieltag machen will, ist eine Neuerung im Wildparkstadion.

Dafür bricht der Trainer mit alten Gewohnheiten. Keine telefonische Erreichbarkeit die Woche über, keine Plaudereien in kleiner Runde nach dem offiziellen Ende der Pressekonferenzen mehr. Der nette Herr Slomka lächelt gern und viel, aber durch die freundliche Fassade schimmert immer wieder ein harter Kern durch. Der Mann aus Hannover weiß: im Haifischbecken Profifußball kommt man nur mit Nettigkeit nicht sehr weit.

Zum Glück keine Niederlage

Gut für den neuen Trainer, dass er bei der ersten Gesprächsrunde im Clubhaus keine Niederlage erklären muss. Es sei kein einfacher Einstand gewesen, weil die Mannschaft vor der Pause beim Thema Ballverluste immer wieder in alte Muster verfallen sei. „So“, sagt Slomka, „stelle ich mir das nicht vor.“

Doch es gab auch Dinge, die so liefen, wie es sich der neue Übungsleiter vorstellt. 117 Kilometer spulten seine Spieler in 90 Minuten ab, verrichteten viel Arbeit im Sprintbereich. Letztlich hielt die Mannschaft dem Druck stand, den an den Tagen zuvor die direkten Abstiegskampfkonkurrenten 1860 München und Erzgebirge Aue mit Siegen aufgebaut hatten.

Dabei hatte Slomka nach dem 0:1 durch Fabian Klos (51.) kurze Zeit befürchtet, das KSC-Mannschaftsgefüge könne zerfallen. Bielefeld schaltete nach der Balleroberung im Mittelfeld schnell um und erwischte die Hintermannschaft des Karlsruher SC auf dem falschen Fuß. „Das war eigentlich ein Tor, wie wir es schießen wollten“, sagt der 49-Jährige am Montag.

Offensiver Wechsel hilft

Doch die Karlsruher drehten das Spiel durch die Treffer von Jordi Figueras (63.), Dennis Kempe (66.) und Erwin Hoffer (82.) – auch weil der Trainer mit Boubacar Barry für den ungewöhnlich nervösen Bjarne Thoelke offensiv gewechselt hatte und Bielefeld früher attackierte. Dass das 1:1 und das 3:2 nach Ecken fielen, belohnte die Gastgeber dafür, dass vergangene Woche verstärkt Standards trainiert worden waren. Bei ruhenden Bällen war der KSC bislang in dieser Saison eher durch Harmlosigkeit aufgefallen. Und überhaupt: Drei Tore in einer Halbzeit – dafür hatte der KSC zuvor sechs Spiele gebraucht.

Slomka weiß, dass der Sieg „ein Stück weit glücklich“ gewesen war. Kempes Schuss zum 2:1 nach feiner Einzelleistung war abgefälscht, Hoffers Schuss zum Siegtreffer fand auf Umwegen den Weg über die Linie. Und was passiert wäre, wenn Bielefelds Tom Schütz in der zweiten Minute den Ball ins Netz statt an den Pfosten gehämmert hätte, mochte sich niemand ausmalen. „Das“, sagt Slomka, „wäre blöd gewesen“.

Dann ist das Gespräch beendet und der nette Herr Slomka verabschiedet sich aus der beschaulichen Journalistenrunde. Zuvor gibt es aber noch einen Rüffel für einen Rundfunk-Kollegen, der nach dem offiziellen Ende des Gesprächs noch gerne separat einen O-Ton vom neuen KSC-Coach hätte. Für Mitschnitte, so Slomka, wäre jetzt doch wahrlich genügend Zeit gewesen.