
Erschöpft, aber überglücklich: Die Rhinos des TV Pforzheim schafften gegen den Heidelberger RK die Sensation und sicherten sich im Rugby-Finale erstmals den deutschen Meistertitel. Foto: Jürgen Keller

- Thomas Kurtz, Simon Walter, Uwe Herrmann
Der TV Pforzheim holt mit einem 41:36-Erfolg sensationell den deutschen Meistertitel im Rugby. Der Last-Minute-Sieg der Rhinos beendet die Dominanz des Heidelberger RK.

Die Sensation: TVP wird deutscher Rugby-Meister

TVP-Fans sehen Finale-Sieg der Pforzheimer Rugbyspieler

TV Pforzheim wird deutscher Rugby-Meister
Welch ein Wahnsinn, welch eine Sensation: Der TV Pforzheim ist deutscher Rugby-Meister! Das haben wohl nicht einmal die treuesten Fans erhofft. Völlig überraschend haben die Rhinos am Samstag den Heidelberger RK mit 41:36 bezwungen – einer tollen Aktion in der letzten Spielminute sei Dank.
Im vierten Finale in fünf Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit konnte endlich der erste Sieg gegen Serienmeister Heidelberger RK und damit auch die erste deutsche Meisterschaft im Rugby vom TVP gefeiert werden. Damit schrieben die Pforzheimer Rhinos deutsche Rugbygeschichte, denn erstmals geht ein DM-Titel in die Goldstadt, in der schon seit fast einem Jahrhundert Rugby gespielt wird, jedoch ohne den ganz großen Erfolg, wenn man vom DM-Titel im 7er-Rugby vor vier Jahren einmal absieht.
Die mitgereisten TVP-Fans feierten auf dem Rasen mit den Spielern und ließen es auch danach bei der Siegesfeier in Pforzheim ordentlich krachen. Dabei hatten selbst TVP-Teammanager Jens Poff und Coach John Willis im Vorfeld alle Siegchancen dem HRK zugesprochen und maximal auf einen ordentlichen Kampf ihrer Rhinos gehofft, um die drohende Niederlage erträglich ausfallen zu lassen. Dass es am Ende so ganz anders kam, überraschte alle im Stadion des RK Heusenstamm.
Dabei fing es so an, wie manche Pforzheimer es befürchtet hatten. Erste Spielminute, erster Versuch des Heidelberger RK gegen einen hilflos zuschauenden TVP. Und der zweite Versuch folgte sogleich.
Aber plötzlich zeigte der TVP sein kämpferisch bestes Spiel der Saison. Nach dem ersten Dutzend wenig Mut machender Minuten konnte Manasah Sita im Heidelberger Malfeld ablegen. Jeremy te Huia verwandelte den Erhöhungskick – und traf dann nach Belieben und sammelte mit fünf Erhöhungskicks und zwei Straftritten insgesamt 16 Punkte. Von da an fanden die Pforzheimer zwar zunächst kein Rezept gegen die bärenstarken Stürmer des HRK, die, wenn sie einmal die letzte Linie vor dem Malfeld überschritten hatten, auch zu Versuchen kamen, doch die Rhinos wussten selbst durch schnelle Sprints und kraftvolle Durchbrüche für Alarm beim HRK zu sorgen.
Durch eine Gelbe Karte für Markus Bachofer spielte der TVP in der ersten Hälfte zwar zehn Minuten in Unterzahl und wurde dabei auch prompt durch einen Versuch der Heidelberger bestraft, doch die Moral der Pforzheimer blieb intakt. 26:17 führte der HRK zur Halbzeit. Danach wurde es immer enger. Der TVP ließ die pfeilschnelle Hintermannschaft von der Leine.
Kurz vor Schluss wechselte die Führung mehrmals. Erst ein schneller Sprint von Tafadzwa Chitokwindo brachte die Erlösung. In letzter Sekunde flog er ins HRK-Malfeld und sicherte den 41:36-Sieg und die erste Pforzheimer Rugby-Meisterschaft.
TVP-Versuche: Oliver Paine (2), Manasah Sita, Rob May, Tafadzwa Chitokwindo
TVP-Erhöhungen: Jeremy te Huia (5 von 5)
TVP-Straftritte: Jeremy te Huia (2)
„Das gibt eine tolle dritte Halbzeit“ – Facebook-Grüße kommen aus aller Welt„Unerwartet, sensationell! Rugby in Deutschland ist wieder spannend. Herzlichen Glückwunsch dem deutschen Meister aus Pforzheim!!!“ Dieser Facebook-Kommentar von Faxe Fix auf der Facebookseite des TV Pforzheim spiegelt in etwa die Reaktionen von Rugby-Deutschland nach dem überraschenden 41:36-Sieg des TVP gegen Titelverteidiger und Meisterschaftsfavorit Heidelberger RK. Das hatte wohl niemand auf der Rechnung. Dass der Ausgang der deutschen Meisterschaft in Zukunft etwas weniger vorhersehbar werden könnte, ist die Hoffnung vieler. |


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Rugby-Wahnsinn: TV Pforzheim holt sensationell den Meistertitel

