

- Michael Wilkening | Hoffenheim
Der erste Kontaktversuch in Hoffenheim scheiterte, und trotzdem fanden Vincenzo Grifo und Denis Thomalla schneller als erwartet zusammen. Seit diesem Sommer spielen die beiden Pforzheimer Fußballer für die zweite Mannschaft der TSG Hoffenheim in der Regionalliga und sind aktuell Tabellenführer. Nun wollen sie am liebsten gemeinsam den Sprung in die Bundesliga-Mannschaft schaffen.
Fahrgemeinschaft zum Training
Die Geschichte klingt abwegig, doch beide Talente versichern ihre Richtigkeit. Als sich Grifo, der im Juli vom Karlsruher SC in den Kraichgau wechselte, eine Wohnung nahe des Trainingszentrums der TSG suchte, war Thomalla gerade in Urlaub – und deshalb telefonisch nicht erreichbar. Der Deutsch-Italiener schaute sich deshalb ohne Rücksprache eine mögliche Bleibe in Dielheim an und auf dem Türschild des Mehrfamilienhauses entdeckte er den Namen Thomalla. „Das ist verrückt, aber ausgerechnet in dem Haus, das ich mir im Internet ausgesucht hatte, wohnt auch Denis“, berichtet Grifo. „Das ist super, denn wir machen fast alles zusammen“, freut sich Thomalla über den neuen Nachbarn, mit dem er nicht nur eine Fahrgemeinschaft zum Training bildet, sondern mit dem er auch viel unternimmt.
Vereint sind Grifo und Thomalla auch in ihrem Wunsch, dass die TSG II, mit der sie nach starkem Saisonauftakt in die Regionalliga Tabellenführer sind, nur eine Durchgangsstation sein soll. Ziel sind die Stadien der Bundesliga und im Idealfall wollen sie die gemeinsam stürmen.
Der Weg hin zu einem Engagement in Hoffenheim verlief unterschiedlich, denn Grifo spielte lange Zeit bei unterklassigen Vereinen, ehe er in der A-Jugend zum Karlsruher SC wechselte. Beim VfR Pforzheim, Germania Brötzingen und dem 1. CfR Pforzheim hatte der 19-Jährige mit sizilianischen Wurzeln immerhin die Möglichkeit, sich frei von taktischen Fesseln zu entwickeln. „Vincenzo ist ein typischer Straßenfußballer“, outet sich Frank Kramer als Fan der Spielweise des offensiven Mittelfeldspielers. Der Coach der TSG-Reserve sieht in Grifo einen „ungeschliffenen Diamanten“ und will ihn zum Glänzen bringen.
Aufmerksam machte Grifo die TSG-Späher gleich mehrfach in Duellen gegen den Kraichgau-Club. Mit dem 1. CfR Pforzheim spielte er im Finale des Verbandspokals gegen Hoffenheim und schenkte seinem heutigen Club drei Tore ein – zum Sieg reichte es zwar nicht, aber in den Notizbüchern der Scouts war er seither dick unterstrichen. Als er in der vergangenen Saison mit dem KSC in der A-Junioren-Bundesliga gegen die TSG herausragte, kam ein Angebot des Bundesligisten. „Hier habe ich tolle Möglichkeiten. Das Trainingsgelände ist top und die Mannschaft stark“, begründet er den Wechsel. Und auch in der Regionalliga läuft es für Grifo gut. Mit fünf Saisontreffern ist er zweitbester Torschütze der TSG II.
Anders verlief die Entwicklung bei seinem Kumpel Thomalla, denn der galt schon in jungen Jahren beim SV Büchenbronn als herausragendes Talent und landete früh in der Nachwuchsschule des KSC. Gerade 17 geworden, balgten sich mehrere Bundesligisten um die Dienste des Stürmers, ehe dieser Anfang 2010 zur TSG wechselte – und dem KSC eine sechsstellige Ablösesumme einbrachte.
Mit 18 Jahren in der Bundesliga
Der damalige TSG-Profitrainer Ralf Rangnick war von den Fähigkeiten Thomallas überzeugt, so dass der gerade 18 Jahre alt gewordene Angreifer im August 2010 sein Bundesliga-Debüt feierte, als er gegen Werder Bremen eingewechselt wurde. Drei Einsätze kamen noch hinzu, doch mit dem Weggang von Rangnick verschlechterte sich die Situation für das Talent, denn die nachfolgenden Trainer der Bundesliga-Mannschaft waren keine Fans von Thomalla. „Für mich war es damals nicht gut, dass Rangnick gegangen ist“, blickt der mittlerweile 20-Jährige zurück, der mit zwei Saisontoren fest zum Regionalliga-Kader zählt. „Denis arbeitet hart an sich und seinen körperlichen Voraussetzungen, um den Sprung zurück zu schaffen“, stellt ihm Kramer ein gutes Zeugnis aus.
Auch wenn es manchmal im Fußball sehr schnell gehen kann, werden Grifo und Thomalla in den kommenden Monaten in der zweiten Mannschaft der TSG überzeugen müssen, wenn sie nachhaltig ins Blickfeld von Profi-Trainer Markus Babbel geraten wollen. Für die Eltern der Pforzheimer Talente ist das gar nicht so schlecht, denn solange Grifo und Thomalla gemeinsam für die TSG-Reserve kicken, können sie weiterhin eine Fahrgemeinschaft zu den Spielen ihrer Sprösslinge bilden.