Jung und Alt genießen das Konzert von Lukas Diller (Saxofon), Klaus Dusek (Bass) und Stefan Günther-Martens (Drums).
Paul Hoffer/BlackForestJazz
Kultur
Fortsetzung 2024 geplant: BlackForestJazz-Festival auf dem Weg zur bekannten Marke

Pforzheim. Die letzten Töne sind verklungen, das Reich der Schwarzwaldtanne hat gejazzt, geswingt und gegroovt. Rund 20 hochkarätig besetzte Veranstaltungen bereicherten in den vergangenen zweieinhalb Wochen die Region zwischen Freudenstadt und Maulbronn. Die Veranstalter sind sich einig: Es war ein Erfolg. Es soll eine Fortsetzung in zwei Jahren geben – von 19. September bis 6. Oktober 2024. Die Rückmeldungen des Publikums seien durchweg toll, sagt Organisator Gerhard Baral.

Die Zeit zwischen der Entscheidung, das Festival ins Leben zu rufen, und dem tatsächlichen Start war für alle Beteiligten sportlich: gerade Mal ein paar Monate. Der Aufwand sei immens gewesen, habe sich aber gelohnt. "Wir haben Lust, BlackForestJazz weiterzuentwickeln und zu einer Marke im Schwarzwald zu machen."

Baral freut sich besonders darüber, dass so viele Partner und Veranstalter auf diese Reise mit eingestiegen seien. "Und dass wir gleich Förderer hatten, die uns eine finanzielle Grundlage geschaffen haben." Beides sei bei einem neuen Festival nicht selbstverständlich.

"Wir waren überrascht, dass bei nahezu allen Aktivitäten die Besucherzahlen über den Erwartungen lagen", zieht Baral Bilanz. Bei wenigen Punkten müsse man nachsteuern, etwa beim Rahmenprogramm der Kinofilme, oder beim Bewerben der Aftershow-Partys ins Programm. "Im 'Domicile' war dies sehr gelungen", so Baral.

Auslastung zwischen 50 Prozent und ausverkauft

Für die erste Auflage hätten sich viele Leute ehrenamtlich engagiert. Planung des Programms, Werbung, Einbinden von Förderern, Umsetzung der Konzerte, der Dokumentation: Ein solches Festival brauche viele professionelle Rahmenbedingungen – und diese müssten finanziert werden.

Mit den jetzigen Strukturen funktioniere das nur alle zwei Jahre. Aber es sieht gut aus: Die Lust sei groß, weiterzumachen. "Wir benötigen eine noch breitere Unterstützung von Förderern, um das Projekt auch wirtschaftlich umsetzen zu können." Einzelne Rückmeldungen ließen hoffen, dass viele 2024 wieder dabei sind.

"Mit der Geburt dieses Festivals haben wir, glaube ich, ein Zeichen in der Region gesetzt", sagt Bart Dewijze von der Pforzheimer Event GmbH, Tochterfirma des Kulturhauses Osterfeld. Gerade dort hätten die Konzerte ein paar Gäste mehr vertragen können. "Aber angesichts des momentanen allgemeinen Besucherschwunds in der Kulturbranche sind wir zufrieden", sagt Dewijze.

Generell lag die Auslastung des Festivals meist zwischen 50 und ausverkauften 100 Prozent. Dass kleinere Konzerte sehr gut besucht sind, während größere nicht ganz so gut laufen, liegt seit Corona leider im Trend. Künftig müsse das Festival sicher noch mehr Menschen erreichen, denkt Baral.

Zwei-Jahres-Takt vernünftig

Auch Dewijze denkt, es sei vernünftig, im Zwei-Jahres-Takt zu bleiben, um die Zeit gut für Booking und Werbung zu nutzen. "Wir haben ein Potenzial und eine tolle Marke erschaffen, die sicher wachsen und unsere Region international etablieren kann." Der Osterfeld-Chef hatte zwei persönliche Höhepunkte:

"Das erste Mal, als ich das fertige Programm des Festivals sah. Ich hatte das Gefühl, mit an der Wiege von etwas Besonderem für unsere Region zu stehen."

Und er finde es toll, den Menschen hinter dem Künstler kennenzulernen. So habe er mit Max Herre über belgische Jazz-Newcomer geplaudert. Oder er habe "mit den sehr liebenswerten und bodenständigen Topmusikern von Rymden" gesmalltalkt.

Insgesamt sei das Konzept aufgegangen. "Einen renommierten Jazzer wie Sebastian Studnitzky als Kurator zu wählen, war eine kluge Entscheidung, die Vielfalt, Klasse und Qualität gebracht hat."

Vorfreude auf Fortsetzung 2024

Und Studnitzky selbst? Ist sehr zufrieden mit der Umsetzung, wie er sagt. Auch wenn er damit gerechnet hätte, dass es angesichts der so unterschiedlichen Veranstaltungsorte etwas komplizierter sei. Ein Mix aus jungen und etablierten, regionalen und internationalen Künstlern sowie viele weibliche Musikerinnen: Sein inhaltliches Konzept sei aufgegangen.

"Es wurde ein sehr diverses Bild des Genres gezeigt, und nach meinem Eindruck wurde das positiv aufgenommen."

Jazzer Sebastian Studnitzky

Persönlich denkt er gerne an das gemeinsame Konzert mit der Schulband des Gymnasiums Neuenbürg und seinem Sohn Leo sowie ans Konzert des ukrainischen Pokaz Trios zurück. Auch Studnitzky freut sich bereits auf die Fortsetzung in zwei Jahren. "Wir werden das so umsetzen. Wobei es tatsächlich einige Stimmen gab, die enttäuscht waren, dass es im nächsten Jahr nicht direkt weitergeht." Und Baral fügt an: "Lassen wir die Region swingen."

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Schlusskonzert mit begeistertem Publikum

Eine Viertelstunde vor Konzertbeginn gibt's noch viel zu tun: Zwei der fünf angesagten Musiker müssen krankheitsbedingt passen. Die verbliebenen drei – Lukas Diller (Saxofon), Klaus Dusek (Bass) und Stefan Günther-Martens (Drums) – besprechen, welche Stücke ihres Repertoires an diesem Sonntagnachmittag auch in Trio-Besetzung dargeboten werden können.

Das verwaiste Klavier steht wie ein Wellenbrecher hinter der Eingangstür. Ein Ring aus Stühlen umgibt die kleine Bühne im "Café Roland"; hier und an der Bar finden sich allmählich erste Gäste ein; noch ist die bewirtschaftete Terrasse besser besucht. Doch das ändert sich, sobald Schlagzeuger Günther-Martens mit den Besen über die Felle seiner Drums streicht. Wenige Takte später steht Dillers Saxofon im Mittelpunkt.

Duseks Bass sekundiert zunächst, geht aber beim zweiten Titel "Softly As In A Morning Sunrise" (Sigmund Romberg) couragiert nach vorne – und erhält Szenenapplaus. Günther-Martens bearbeitet das Schlagwerk jetzt perkussiv und betont rhythmisch. Diller pendelt vor dem Notenständer in einer Art Ausfallschritt. Zu Beginn des nächsten Titels "Nardis" lässt er sein Saxofon kurze Momente verhalten, wie ein weit entferntes Nebelborn klingen und Drummer Günther-Martens lässt wieder die Besen kreisen.

Heitere Jazz-Standards und Balladen

"Nardis", ein wunderbar getragenes Stück, wird Miles Davis zugeschrieben, meldet Lukas Diller Zweifel an, "die Vermutung liegt aber sehr nahe, dass es eigentlich von seinem Pianisten Bill Evans stammt". Dann legt das Trio mit "Nostalgia In Times Square" eine Komposition des exzentrischen Kontrabassisten Charles Mingus nach. Diller grinst bei der Ansage:

"Mingus war ein Gangster. Seine Musiker hatten Respekt vor ihm, so sagt man, weil er immer ein Messer mitführte".

Für das folgende Set ist eigentlich eine Jam-Session angekündigt, doch die Zahl williger Einsteiger bleibt mit einem Sänger ("Fly Me To The Moon") sehr überschaubar. So lässt das Trio das von gut 65 Zuschauern mit viel Beifall bedachte Konzert mit heiteren Jazz-Sandards und melancholischen Balladen wie "Sandu"(Clifford Brown), "What Is This Thing Called Love?" (Cole Porter) und "You Don't Know What Love Is" (Gene De Paul) ausklingen.

Robin Daniel Frommer

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PZ-Redakteurin Sandra Pfäfflin: "Jazz ist und hält jung"

"Wenn das ARD-Morgenmagazin gerade verkündet, dass Jazz bei der jungen Generation ausgesprochen hip ist, dann konnte BlackForestJazz in den vergangenen Wochen den Beweis dafür antreten. Familien mit Kindern, wie beim Konzert des Bundesjazzorchesters, Schüler, Studenten und jede Menge Youngster mischten sich wunderbar mit dem älteren Publikum. Bestes Beispiel: der Abschluss-Jam im 'Café Roland', wo die Altersspanne von fünf bis deutlich über 70 Jahre reichte. Die neuen Stars der Szene sind jung. Und die begeisterten Konzertbesucher konnten bei Alma Naidu, Kid Be Kid oder Olivia Trummer miterleben, dass es gerade auch die Frauen sind, die am Jazzhimmel brillieren. So kann es weitergehen …"