
Zu 12,5 Jahre Haft wurde ein Vater (Mitte) verurteilt, der seine beiden Söhne in Vahiningen an der Enz-Aurich getötet hat. Unser Foto entstand vor der Urteilsverkündung in einem Gerichtssaal im Landgericht in Heilbronn.
dpa- lsw
Vaihingen an der Enz-Aurich/Heilbronn. Am Ende des Papa-Wochenendes sind die beiden kleinen Jungen tot. Erschlagen und erstochen vom eigenen Vater. Der muss für mehr als zwölf Jahre in Haft - vor allem aber rasch in eine geschlossene Psychiatrie.
Warum Miguel Angel und Leonardo sterben mussten, wird wohl niemals geklärt werden. Das Wie hingegen ist aus Überzeugung des Landgerichts Heilbronn klar: Der Vater der vier und fünf Jahre alten Brüder hat sie Mitte Februar in Aurich (Vaihingen/Enz) mit einem Betonstein erschlagen und ihnen jeweils einen Stich mit einem Grillmesser in die Herzgegend zugefügt.
Anschließend habe er versucht, auch sich selbst das Leben zu nehmen, was jedoch misslang. Das Gericht verurteilte den seit einigen Jahren unter schwerer Depression leidenden Mann am Dienstag wegen Totschlags in zwei Fällen zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren und sechs Monaten.
Richter Roland Kleinschroth ordnete die sofortige Unterbringung des Mannes in einem psychiatrischen Krankenhaus an. «Die Behandlung wird viele Jahre dauern, vielleicht auch eine Ewigkeit», sagte Kleinschroth zu dem 40-Jährigen, der im weißen Oberhemd gebückt vor ihm saß. Das Urteil nahm der gelernte Krankenpfleger und Telekommunikationsingenieur ohne jede sichtbare Regung hin. Sein Anwalt sprach davon, dass sich sein Mandat in den Vorgesprächen selbst als einen Zombie bezeichnet habe.
Gutachter attestierten dem Mann eine schwere Depression, am Tattag habe er einen psychotischen Schub gehabt und wie im Wahn gehandelt. «Sie waren vermindert schuldfähig - aber schuldfähig», betonte Richter Kleinschroth. Die sofortige Einweisung in die Psychiatrie begründete er mit klaren Worten: «Sie sind eine Gefahr für sich selbst und für die Allgemeinheit.» Kleinschroth sprach von einem «absoluten Vernichtungswillen», mit dem der 40-Jährige am 18. Februar seine Söhne getötet habe. «Dafür kann es keine gerechte Strafe geben.»
Die Eltern lebten seit einiger Zeit getrennt. Mit dem Wechsel von seiner wirtschaftlich kriselnden Heimat Spanien nach Deutschland hätten bei ihm die Depressionen immer mehr zugenommen. Streits nahmen zu, er zog sich immer weiter zurück. Schließlich trennte sich seine Frau von ihm und begann eine neue Beziehung.
Laut Gericht entwickelte der Mann die Wahnvorstellung, die aus Russland stammende Frau wolle ihm die Kinder wegnehmen und zurück in ihre Heimat gehen. Er habe eine unermessliche Angst vor ihr entwickelt und sogar davon gesprochen, sie wolle ihn vergiften.
Unter Tränen hatte die Mutter am ersten Prozesstag geschildert, wie sie ihre Jungen im einst gemeinsam gekauften Haus vorfand. Alles sei voller Blut gewesen, erinnerte sich die 35-Jährige. Ihr Ex sei dagestanden, habe wortlos auf die Kinder gezeigt. Sie sei raus, um Hilfe zu holen. Eine Ärztin habe ihr erst später gesagt, dass ihre beiden Kinder tot sind.
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