

Pforzheim. Es geht ihnen um die Umwelt, die Wirtschaft, die Verkehrspolitik, das Gesundheitssystem und Migration – wenige Wochen vor der Bundestagswahl haben sich Oberstufenschüler des Pforzheimer Hebel-Gymnasiums mit den Wahlprogrammen, Themen und Forderungen der prominentesten Parteien und ihren Direktkandidaten im Wahlkreis Pforzheim/Enz auseinandergesetzt. In Kooperation mit der „Pforzheimer Zeitung“ haben Schüler aus dem Gemeinschaftskundeunterricht von Lehrerin Sina Feuchter, dem Geschichts- oder Deutschunterricht von Lehrer Sebastian Barth und dem Deutschunterricht von Lehrerin Christiane Neudorfer zum Jahresanfang klassenübergreifend Briefe mit Fragen und Sorgen an die lokalen Direktkandidaten zu Papier gebracht.
Die PZ veröffentlicht an dieser Stelle Ausschnitte der besagten Briefe. Die angesprochenen Wahlkämpfer – Katja Mast (SPD), Rainer Semet (FDP), Gunther Krichbaum (CDU), Helmut Kuntschner (Linke), Diana Zimmer (AfD) sowie die hiesigen Grünen – haben nun eine Woche lang die Gelegenheit, Antworten zu geben. Diese werden am Samstag, 1. Februar, ebenfalls in der PZ veröffentlicht. Ob sie damit zufrieden sind oder ob ihnen noch etwas auf dem Herzen brennt, bewerten die Schüler in einem persönlichen Fazit – nachlesbar am 8. Februar in der PZ.
Briefe an die SPD

"Sehr geehrte Frau Mast,
wir sind zwei politisch interessierte Lernende des Hebel-Gymnasiums aus Ihrem Wahlkreis Pforzheim-Enzkreis und wenden uns an Sie, da wir unsere Interessen in der Politik nicht immer vertreten sehen. Während der Legislatur der Ampel-Koalition wurden viele Maßnahmen für junge Menschen versprochen und im Koalitionsvertrag festgelegt, jedoch oft nicht wie geplant umgesetzt. Einer der zentralen Pläne, um Kinderarmut zu bekämpfen, war die Kindergrundsicherung. Das Konzept hatte die SPD sowohl in ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021, als auch im Koalitionsvertrag festgelegt. Letzten Endes ist aus diesem Vorhaben in dieser Form nichts geworden. Stattdessen gab es eine leichte Erhöhung des Kindergeldes um fünf Euro. Unabhängig davon ist aber auch fraglich, ob eine alleinige Entbürokratisierung aktiv Kinderarmut bekämpft. Diesbezüglich bleibt für uns offen, ob Sie bereits konkretere Pläne zu einer effektiveren Umsetzung [der Kindergrundsicherung] haben.
Ein anderes angestrebtes Vorhaben der Ampel-Koalition war ein „grundlegend reformierte[s] Bafög“. Davon ist wenig zu spüren. Die bürokratischen Hürden sind immer noch zu hoch, und der Förderungssatz reicht oft für bedürftige Studierende nicht aus. Sie erwähnen in Ihrem Entwurf, dass Sie deshalb das Bafög an die Lebenshaltungskosten anpassen wollen. Uns interessiert jedoch auch, inwiefern Sie für ein Minimum sorgen wollen, welches nicht unterschritten werden darf, um eine generelle Armutsgefährdung der Studierenden zu verhindern.
Was uns darüber hinaus interessiert, ist die von Ihnen geplante Digitalisierung des Bafög. Kurz gesagt, interessiert es uns, ob Sie bereits konkretere Ideen zu einem Bürokratieabbau haben."
Lia-Nicole Hornstein (19) und Jiayuan Lu (17)
(Klasse 12)
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Briefe nach Berlin: Pforzheimer Schüler stellen Fragen an die SPD
"Sehr geehrte Frau Mast,
wir sind zwei Schüler vom Hebel-Gymnasium aus Pforzheim, die politisch interessiert sind. Deshalb möchten wir Ihnen einige Fragen zum Thema des Gesundheitssystems in Deutschland stellen. Ein Mitschüler aus unserer Gruppe überlegt, nach dem Abitur Medizin zu studieren. Jedoch sieht man bei den Universitäten, dass sowohl die Anforderungen sehr hoch und die Studienplätze gering sind, und dies bei einem anhaltenden und sogar steigenden Ärztemangel. Deshalb stellt sich die Frage, wieso nicht dafür gesorgt wird, dass bei einem steigenden Ärztemangel mehr Studienplätze geschaffen werden?
Des Weiteren haben wir gesehen, dass Ihre Partei die Trennung zwischen gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen aufheben und diese durch eine Bürgerversicherung für alle ersetzen möchte. Jedoch haben wir gesehen, dass dieser Punkt schon sehr lange in Ihrem Wahlprogramm steht, sich aber bisher nicht viel in diese Richtung getan hat. Wieso?
Zudem halten wir die Auflösung der privaten Krankenkassen für eine gefährliche Idee. Wenn man die Verteilung der Beiträge im Gesundheitssystem sieht, so stellt man fest, dass rund 10 Prozent der Menschen privat versichert sind, diese aber 40 Prozent der Gelder zahlen. Daher stellt sich auch die Frage, wie man eine Auflösung der Privatkassen ermöglicht und gleichzeitig keine finanzielle Überforderung der gesetzlich Versicherten verursacht?
Vor allem die wenigen Ärzte auf dem Land, die stark von den Honoraren der privaten Krankenkassen abhängig sind, würden bei einem Wegfall schwere Verluste erleiden und die Attraktivität der Tätigkeit des „Landarztes“ würde noch weiter sinken. Zum Abschluss möchten wir Sie deshalb noch fragen, wie Sie den Arztberuf insgesamt attraktiver machen möchten?"
Julius Roller (16) und David Dubergé (15)
(Klasse 11)
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Briefe an die CDU

"Sehr geehrter Herr Krichbaum,
Im Rahmen der anstehenden Bundestagswahlen habe ich mich dazu entschlossen meinen Brief an Sie, beziehungsweise die CDU, zu adressieren. Da Umweltschutz nicht nur für mich persönlich ein wichtiges Thema darstellt, sondern Menschen weltweit betrifft, werde ich im Folgenden auf Ihre diesbezüglichen Maßnahmen eingehen. Im Wahlprogramm der CDU wird die Hoffnung auf das Erreichen der Klimaziele fast gänzlich auf die CO2-Steuer gesetzt. Grundlegend ist die Idee, den Ausstoß von CO2 durch höhere Preise zu verringern, sodass jeder selbst entscheiden kann, ob man nicht doch lieber auf eine umweltfreundlichere Alternative zurückgreifen möchte, gut. Jedoch betrachte ich die soziale Schieflage, die durch die Abgaben entsteht, kritisch. Zunächst betreffen die höheren Kosten der Emissionen lediglich die Unternehmen, allerdings werden diese an die Verbraucher*innen weitergegeben. So werden sich im Endeffekt gerade die ärmeren Haushalte einschränken müssen. Dabei ist es besonders die Oberschicht, welche unser Klima so stark belastet. In den letzten Wochen und Monaten hat insbesondere Friedrich Merz immer wieder eine Rückkehr zur Atomkraft angedeutet – nicht nur wirtschaftlich, auch umwelttechnisch wäre dieser Schritt mehr als sinnlos. Atomkraftwerke sind zwar CO2-freundlich, doch der Endmüll ist hochgiftig. Es gibt aktuell keinen Anlass für Deutschland wieder zu diesem gefährlichen Geschäft, zurückzukehren. Deutschlands Stromversorgung soll bis 2030 bereits zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammen.
Auch wirtschaftlich gesehen wäre es sinnvoll, sich umfassend mit dem Klimawandel auseinander zu setzen. Zwischen den Jahren 2000 und 2021 sind in Deutschland Schäden in einer Höhe von mindestens 145 Milliarden Euro entstanden. Die Todesfälle, die der Klimawandel bereits verursacht hat und weiter verursachen wird, sind für mich allerdings noch viel gravierender. Ich würde mir von der CDU also unbedingt wünschen, dass sie sich stärker für den Klimaschutz einsetzt, und nicht auf unsachliche, teilweise sogar beleidigende Art und Weise."
Marlene Schweitzer (16)
(Klasse 11)
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Briefe nach Berlin: Pforzheimer Schüler stellen Fragen an die CDU
"Sehr geehrter Herr Krichbaum,
mein Name ist Sergei Smolnikov, und ich bin Schüler der 10. Klasse des Hebel-Gymnasiums Pforzheim. Mein Ziel ist es, später selbst ein Unternehmen zu gründen und als Unternehmer dazu beizutragen, Deutschland zukunftsfähig zu machen. Der Ausstieg aus der Atomkraft sowie die aktuelle Energiekrise haben mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, wie unser Land auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben kann.
Im Wahlprogramm der CDU wird die Nutzung von ‚Entlastungsspielräumen‘ erwähnt, um die Stromsteuer zu senken und die Netzentgelte zu reduzieren. Ebenso wird von einer attraktiven Unternehmensbesteuerung von maximal 25 Prozent auf einbehaltene Gewinne gesprochen sowie von der Forschung zu Kernenergie der vierten und fünften Generation. Angesichts der Tatsache, dass der deutsche Haushalt seit mehreren Jahren ein Defizit aufweist, stellt sich die Frage: Woher sollen die finanziellen Mittel kommen, um diese Ziele zu erreichen?
Zudem stellt sich die Frage, ob wir noch genügend Zeit haben, um uns von der Energiekrise zu erholen. Sollte es bereits zu spät sein, werden die Bemühungen, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zurückzuerlangen, noch schwieriger. Andere Länder setzen weiterhin auf Kernenergie und investieren in neue Technologien. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen stellt sich also die Frage, ob Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit im Energiesektor langfristig sichern und die bestehenden Rückstände rechtzeitig aufholen kann. Angesichts meines Interesses an IT-Unternehmen und Innovationen interessiert mich auch, wie die Attraktivität des Standorts Deutschland langfristig gestärkt werden kann, insbesondere für IT-KMUs. Welche konkreten Maßnahmen sind geplant, um IT-Startups und mittelständische IT-Unternehmen in Deutschland zu fördern, und welche Rolle spielt dabei die steuerliche Entlastung?"
Sergei Smolnikov (17)
(Klasse 10)
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Briefe an die FDP

"Sehr geehrter Herr Semet,
aufgrund der anstehenden Bundestagswahl habe ich mit großem Interesse Ihr vorläufiges Parteiprogramm gelesen. Aus aktuellem Anlass haben mich vor allem die Abschnitte über den Klimaschutz und die Verkehrspolitik interessiert. Ein zentrales Anliegen in Ihrer Verkehrspolitik ist die Förderung von Individualmobilität, insbesondere durch den weiteren Fokus auf den motorisierten Individualverkehr (MIV). Zwar ist es verständlich, dass in ländlichen Gebieten und im privaten Bereich nach wie vor ein hoher Bedarf besteht, dennoch muss gefragt werden, inwieweit die ungebremste Förderung des MIV in Städten mit einer klimafreundlicheren und nachhaltigeren Verkehrspolitik vereinbar ist. Ein weiterer Punkt betrifft den Ausbau der Schieneninfrastruktur. Hier stellt sich die Frage, wie die FDP in Zukunft den ländlichen Raum in die Verkehrswende integrieren möchte, ohne den Individualverkehr weiter zu fördern und damit die bestehenden Umweltprobleme zu verschärfen.
Laut ihrem Wahlprogramm wollen sie das Ziel der deutschen Klimaneutralität bis 2045, mit dem europäischen Ziel bis 2050 ersetzen. Wollen sie wirklich mit der Ungewissheit weitergehen, ob dieses Ziel erreicht wird? Ich persönlich und viele weitere junge BürgerInnen fassen dies so auf, als ob es einfach so weit weggeschoben werden soll, bis Sie beziehungsweise Ihre Generation nichts mehr machen kann und wir uns dann mit dieser kaputten Erde arrangieren müssen.
Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt, ist der starke Fokus auf die Reaktivierung [von] Kernkraftwerke[n]. Zuallererst verstehe ich nicht, woher dieser Sinneswandel kommt, da sie persönlich gegen eine Änderung des Atomgesetzes stimmten. Haben Sie jetzt eine Lösung wegen dem hochverstrahlten Atommüll?
Laut aktuellen Hochrechnungen würde die FDP die 5-Prozent-Hürde nicht schaffen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Da stellt sich die Frage, ob die Dreierkoalition der einzige Grund hierfür sein kann, oder ob die BürgerInnen generell die Werte der FDP nicht mehr so schätzen wie früher."
Kilian Rupf (16)
(Klasse 11)
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Briefe nach Berlin: Pforzheimer Schüler stellen Fragen an die FDP
"Sehr geehrter Herr Semet,
gerne würde ich mich mit Ihnen über die Umstände in der Massentierhaltung austauschen, da mich diese täglich beschäftigen und ich sie als untragbar empfinde. Die katastrophalen Haltungsbedingungen führen zu enormem Stress und Leid der Tiere. Dadurch sind sie krankheitsanfällig, was den Einsatz von Antibiotika notwendig macht. Die verwendeten Medikamente gelangen in unsere Böden, das Grundwasser, die Nahrungsmittel und belasten somit unsere Gesundheit. Ich gehe davon aus, dass Ihnen die genannten Missstände bekannt sind und frage mich, weshalb Sie sich als FDP nicht für bessere Zustände einsetzen? Auch unsere Landwirte würden die Haltungsbedingungen ihrer Tiere gerne verbessern. Ihnen fehlen hierzu jedoch die finanziellen Mittel und die staatliche Unterstützung. Auch unsere Umwelt leidet unter der Massentierhaltung. Denn sie verursacht jährlich 5,3 Prozent der Treibhausgasemissionen. Das von den Tieren ausgestoßene Methan hat schädliche Auswirkungen auf unser Klima. So auch, der massenhafte Sojaanbau für Tierfutter, der häufig mit der Abholzung des Regenwaldes verbunden ist. Wie können Sie das verantworten in unserer aktuellen Klimakrise? In Anbetracht der negativen Auswirkungen auf Gesundheit, Umwelt, Landwirtschaft und Tierwohl frage ich mich, wie Sie sich als Partei weiterhin gegen eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch aussprechen können? Die aktuellen 7 Prozent unterstützen diese Missstände und das Leid der Tiere. Fleisch sollte wieder als Luxusgut betrachtet werden, nicht als Alltagsprodukt! Ein solch unbedachter Konsum von Fleisch ist kein Zeichen gesellschaftlichen Wohlstands, sondern das einer dekadenten Gesellschaft."
Floria Viola Waldhier (15)
(Klasse 10)
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Briefe an die Grünen

"Sehr geehrte Grüne,
die Corona-Pandemie hat für viele Menschen große Herausforderungen mit sich gebracht. Besonders betroffen waren jedoch Jugendliche, die zwar nicht zur Risikogruppe zählten, aber dennoch erhebliche Belastungen erfahren haben.
Die eigenständige Aneignung von Lernstoff wurde plötzlich zur Norm, und als der Präsenzunterricht wieder eingeführt wurde, blieb keine Zeit, die entstandenen Lücken zu schließen. Viele Jugendliche litten unter Stress, Schlafstörungen und Gefühlen von Traurigkeit, die in vielen Fällen zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen führten. Gerade in einem Alter, in dem die Entwicklung von Interessen und Persönlichkeit besonders wichtig ist, wurden diese Möglichkeiten stark eingeschränkt.
Das zwei Milliarden Euro schwere Corona-Aufholprogramm sollte eigentlich helfen, diese Lücken zu schließen. Leider sind die Gelder oft nicht dort angekommen, wo sie am dringendsten benötigt wurden. Gleichzeitig steigt der Druck in der Schule, als wäre die Pandemie vorbei und alle Probleme gelöst. Doch die Wahrheit ist: Die Folgen der Pandemie sind noch lange nicht bewältigt.
Angesichts dieser anhaltenden Herausforderungen möchte ich folgende Fragen an Sie richten: Welche konkreten Maßnahmen plant Ihre Partei, um Jugendliche bei der Bewältigung der psychischen und schulischen Folgen der Pandemie zu unterstützen? Welche Schritte werden unternommen, um sicherzustellen, dass bestehende Förderprogramme effektiver gestaltet werden und die Mittel tatsächlich dort ankommen, wo sie dringend gebraucht werden? Gibt es Bestrebungen, die Themen Medienabhängigkeit und soziale Isolation gezielt anzugehen, um deren langfristige Auswirkungen auf die Jugend zu minimieren? Wie gedenken Sie, den Zugang zu psychologischer Unterstützung zu verbessern, um der wachsenden Zahl an Jugendlichen mit psychischen Belastungen gerecht zu werden?"
Kim Schweiker (15)
(Klasse 10)
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Briefe nach Berlin: Pforzheimer Schüler stellen Fragen an die Grünen
"Sehr geehrte Grüne,
mein Name ist Daniel, als Jugendlicher und Schüler Pforzheims beschäftige ich mich intensiv mit den Herausforderungen sozial benachteiligter Menschen. Wie in vielen Regionen unserer Welt ist Kinderarmut auch ein drängendes Problem hier in Deutschland. Trotz Ihrer Bemühungen, die Kindergrundsicherung einzuführen, ist diese bisher nicht in der Form umgesetzt worden, wie es ursprünglich geplant war. Wie möchten Sie sicherstellen, dass Kinder aus sozial schwachen Familien die Unterstützung erhalten, welche sie brauchen? Wie planen Sie, die Mittel für eine Bekämpfung von Kinderarmut langfristig bereitzustellen?
Ihr Ziel, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden, halte ich für sehr relevant. Auch, weil Obdachlosigkeit häufig ignoriert wird. Doch frage ich mich, wie konkret die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen aussehen soll. Es braucht nicht nur mehr Wohnraum, sondern auch ein Auflösen von Stigmata, welche den Eintritt in die Gesellschaft erschweren. Welche genauen Schritte planen Sie hier für die Zukunft? Ein weiteres Thema, das mir am Herzen liegt, ist der Umgang mit Drogenabhängigen. Prävention allein reicht häufig nicht aus – es braucht mehr Therapieplätze. Wie möchten Sie sicherstellen, dass diese Menschen den Weg zurück in ein stabiles Leben finden können? Um [zur] Prävention zurückzukehren: Wie möchten Sie also dem Drogenkonsum in der Gesellschaft, vor allem bei Jugendlichen, vorbeugen? Sind neben Aufklärung auch andere Maßnahmen geplant?
Für Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, geht es meist um mehr als nur finanzielle Unterstützung: Es geht auch um Zugang zu Bildung. Auf welche Weise wollen Sie Teenager [während ihrer] Schullaufbahn unterstützen? Wie wollen Sie verhindern, dass Menschen auf den falschen Weg kommen oder sich schämen müssen, Hilfe anzunehmen?
Wöchentlich sehe ich Menschen, welche auf verschiedenste Weisen hilfsbedürftig sind. Ich wünsche mir konkrete Schritte und Pläne zur Verbesserung solcher Lebenssituationen."
Daniel Reckling (14)
(Klasse 10)
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Briefe an die Linke

"Sehr geehrter Herr Kuntschner,
wir, zwei interessierte Abiturientinnen des Hebel-Gymnasiums, schreiben Ihnen mit Bedenken und Fragen hinsichtlich Ihrer Klimaziele. Der Klimawandel versetzt die ganze Gesellschaft unter Zeitdruck. Aus diesem Grund ist eine starke und durchdachte Klimapolitik ein Muss.
Sie sagten in ihrem Parteiprogramm für dieses Jahr, dass Klimawandel und soziale Gerechtigkeit gleichzeitig passieren sollten, da sie „untrennbar zusammengehören“ würden. Das ist unserer Meinung nach ein besonders wichtiger Vorsatz. Allerdings fragen wir uns, wie diese Vorhaben umgesetzt werden sollen. Wird das Klima nicht vernachlässigt, wenn man es so eng mit der sozialen Gerechtigkeit verwebt?
Wir haben uns an eine ziemlich kritische These gewagt: Auf der Welt wird es leider immer Menschen geben, die in armen Verhältnissen leben müssen. Wenn wir den Klimawandel nicht stoppen, würden sich deren Lebensumstände, wenn überhaupt nur noch verschlechtern. Sollte man deshalb nicht zunächst den Fokus auf den Klimawandel richten, bevor man sich der sozialen Gerechtigkeit so intensiv widmet?
In Ihrem Wahlprogramm von 2021 beinhaltete eines Ihrer Ziele zum einen die Investition in das Bahnnetz und zum anderen auch die Einführung eines kostenfreien öffentlichen Nahverkehrs, vorerst für Kinder und Senioren. Wäre es nicht besser, erst einmal die Preise des Nahverkehrs für Kinder und Senioren lediglich zu senken. Somit könnte man die Einnahmen unter anderem für den Ausbau des Bahnnetzes nutzen.
Unserer Meinung nach ist Ihr Vorschlag eher ein Ziel ferner Zukunft, insofern Sie darauf setzen beides parallel umzusetzen."
Meike Ziegler (17) und Jeanne Mercier (17)
(Klasse 12)
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Briefe nach Berlin: Pforzheimer Schüler stellen Fragen an die Linke
"Sehr geehrter Herr Kuntschner,
Ich würde gerne das Thema Migration und Integration von Immigranten in die deutsche Gesellschaft und deutsche Schulen ansprechen.
„Teilhabe statt Integration“ fordern Sie in Ihrem Wahlprogramm von 2021. Was genau meinen Sie mit dieser Aussage? Fordern Sie damit mehr Initiative vonseiten der deutschen Bevölkerung als von den Immigranten? Meiner Meinung nach beruht Integration nämlich auf Gegenseitigkeit.
In ihrem aktuellen Wahlprogramm fordern Sie ein „Bundespartizipationsgesetz“, stellen die Idee einer „Quote“ und eines „Partizipationsrates“ vor, der in wichtige Entscheidungen einbezogen ist. Wie stellen sie sich diesen Rat konkret vor? Wer soll darin sitzen und wessen Interessen vertreten? Soll diese Tätigkeit beratend oder mitentscheidend sein?
Nach meiner Meinung ist das zeitnahe Erlernen der Landessprache essenziell. Ziehen Sie die Förderung und den Ausbau von deutschen Sprachkursen in Erwägung? In Schulen wollen Sie es möglich machen, dass Herkunftssprachen „auch als Erst- oder Zweitsprache anerkannt werden“. Was verstehen sie konkret darunter? Aus der Sicht einer Schülerin bietet die Institution Schule die beste Chance, um unter Gleichaltrigen Deutsch zu lernen und sich zu integrieren. Diesen Prozess würden Sie mit Ihrem Vorschlag behindern.
Außerdem fragen wir Schüler uns, mit welchen Ressourcen sie sich die zusätzliche „individuelle Förderung“ an Schulen allgemein vorstellen. In einem Staat, in dem der Lehrermangel eine traurige Tatsache ist, erscheint es uns als unmöglich ausreichend Lehrer hierfür zu finden. Was gedenken sie zu unternehmen, um den Beruf des Lehrers wieder attraktiver zu machen?
Kurz gesagt, um große neue Schulreformen erfolgreich und problemlos einführen zu können, müssen wir zunächst die aktuellen Missstände bewältigen und effektive Lösungen finden."
Annika Weckwerth (15)
(Klasse 10)
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Briefe an die AfD

"Sehr geehrte Frau Zimmer,
mein Name ist Adham Alnakeshbandi, und ich bin Schüler des Hebel-Gymnasiums in Pforzheim. Im Jahr 2015 bin ich mit meiner Familie aus Syrien nach Deutschland geflohen. Seitdem habe ich hier die deutsche Sprache gelernt und mich gut in die deutsche Gesellschaft integriert.
Ihre Partei betont in vielen ihrer politischen Positionen die Bedeutung des Schutzes der „deutschen Identität“ und stellt dabei häufig Migration als mögliche Bedrohung dar. Was genau verstehen Sie unter „deutscher Identität“, und wie wird diese durch Menschen wie mich „verwässert“?
Deutschland hat sich historisch immer wieder durch Einflüsse von außen verändert und weiterentwickelt. Ein Beispiel dafür ist der wirtschaftliche Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, der ohne die sogenannte „Gastarbeitergeneration“ kaum möglich gewesen wäre. Sie selbst stammen aus einer Familie russlanddeutscher Einwanderer. Warum sollte ich als Schüler mit Migrationshintergrund eine größere Gefahr für die deutsche Kultur darstellen als Sie?
Darüber hinaus schreiben Sie auf Ihrer Website, Pforzheim sei ein „Soziallabor“ geworden, in dem sich die Bürger nicht mehr wohl und sicher fühlten. Laut Polizeistatistiken hat die Kriminalität in Pforzheim nicht signifikant zugenommen. Können Sie konkrete Zahlen oder Studien nennen, die Ihre Behauptung stützen?
Ein weiterer Punkt, den ich hinterfragen möchte, ist Ihre Forderung nach einem Ende der „irregulären Migration“. Sie sprechen sich dafür aus, ohne klar zu definieren, was Sie darunter verstehen. Wenn Sie „irreguläre Migration“ beenden wollen, wie stellen Sie sicher, dass Schutzbedürftige weiterhin eine Chance haben, in Sicherheit zu leben?
Ich bin einer von vielen Menschen, die dank der deutschen Migrationspolitik ein neues Leben aufbauen konnten. Aus meiner Perspektive ist Migration eine Chance, wenn wir sie gemeinsam gestalten."
Adham Alnakeshbandi (18)
(Klasse 11)
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Briefe nach Berlin: Pforzheimer Schüler stellen Fragen an die AfD
"Sehr geehrte Frau Zimmer,
Im Rahmen der anstehenden Bundestagswahlen möchten wir Ihnen Fragen zu Ihren Zielen sowie dem Wahlprogramm der AfD stellen. Unter anderem fordert die AfD einen sofortigen Ausbaustopp von Windkraft- sowie Solaranlagen (PV). Stattdessen fordert sie wieder auf Kohle und Gas zu setzen und langfristig alleinig Atomenergie zu nutzen. Wie ist es möglich, den Energiepreis zu senken, indem man auf Atomstrom setzt, welcher zu den teuersten Stromarten gehört? Die Klimaforderungen der Regierung sowie der EU seien [laut AfD] nicht realistisch, weil die Ressourcen für erneuerbare Energien fehlen würden. Sind es nicht gerade fossile Brennstoffe, welche durch den menschlichen Konsum langsam schwinden?
Nicht nur sind Ressourcen wie Kohle und Erdöl auf der Erde begrenzt, sondern machen Deutschland gleichzeitig abhängig von anderen Ländern. Warum sollte Deutschland die Chance ignorieren, eine selbstständigere Wirtschaft aufzubauen?
Außerdem, müsste Ihnen der Klimawandel nicht am Herzen liegen, wenn Ihnen die deutsche Bevölkerung wichtig ist? Denn auch unser Land ist durch einen weiteren Meeresspiegelanstieg oder extreme Wetterphänomene bedroht.
Gleichzeitig wird die Zahl der Klimaflüchtlinge steigen. Die angestrebte Migrationspolitik Ihrer Partei ist in keiner Weise zukunftsfähig. Schon lange basiert das Rentensystem in Deutschland auf dem sogenannten „Generationenvertrag“. Durch die Überalterung in Deutschland beginnt dieses System jedoch langsam zu scheitern.
In der deutschen Gesellschaft und Wirtschaft sind also zwei grundlegende Probleme zu erkennen: zu wenig junge Arbeiter und eine übermäßige Migration. Kombiniert man die zwei „Probleme“, so kommt man doch relativ schnell zu einer Lösung.
Die Schlussfolgerung, es wäre schlau, die Grenzen zu schließen, wäre also sowohl schlecht für die Flüchtenden als auch für die deutsche Bevölkerung."
Katharina Heilemann (18) und Moritz Schran (17)
(Klasse 12)
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