Pforzheim. Dieser Schulterschluss ist bislang wohl einzigartig: Weil die finanziell am Boden liegende Stadt Pforzheim sich eine Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt 2025 nicht leisten kann, wollen nun Bürger die Kosten für dieses Großprojekt stemmen. Sie sind davon überzeugt, dass es mit einem auf die Goldstadt, ihre Region und die dort lebenden Menschen abgestimmten Konzept gelingen kann, der Kommune dauerhaft aus der Krise zu helfen.
Ein großer Kreis hiesiger Unternehmer – darunter Wolfgang Scheidtweiler („Brauhaus“), Philipp Reisert (Hafner), Eugen Müller (Meyle + Müller) und der Unternehmensberater Andreas Ruf – sagt zu, dass eine Bewerbung die Stadt keinen Cent kosten würde. Auch wenn Pforzheim den Zuschlag erhalten sollte, werde die Umsetzung weder zulasten des kommunalen Kulturhaushalts gehen noch irgendeine städtische Pflichtaufgabe beeinträchtigen.
Wie Scheidtweiler am Freitag betonte, würden stattdessen langfristig sowohl hiesige kulturelle Einrichtungen als auch die gesamte Region von diesem Großprojekt profitieren. Die Stadt sei dann in aller Munde, und die Einwohner würden sich stärker mit ihr identifizieren.
[ Diese Kriterien müsste Pforzheim erfüllen, um sich als Europäische Kulturhauptstadt zu bewerben ]
Auf bisherige Fehler in der öffentlichen Kommunikation führen es die Unternehmer zurück, dass die Bewerbung in der Stadt höchst umstritten ist. Weder handele es sich um ein Angebot für „ein paar Großkopferte“, noch sei das Projekt auf die schönen Künste beschränkt oder richte sich gar an bereits wohlhabende Kommunen. „Es ist gerade gemacht für bettelarme Städte wie uns“, sagte Ruf mit Blick auf die Fördermittel des Programms Kreatives Europa. Andere Städte wie Essen oder Sibiu führten den nachhaltigen Aufschwung vor Augen.
Möglichst viele kreative Köpfe aus der Region – etwa die Hochschule, das Theater und weitere kulturelle Akteure – wollen die Unterstützer einbinden und ein Konzept für alle Bürger entwickeln. Pforzheim habe einiges zu bieten und könne auch damit punkten, dass hier viele verschiedene Kulturen zusammenleben. Scheidtweiler: „Wir sind arm, aber sexy.“

Begegnung als Weg der Integration: Semesterprojekt "Wir sind Pforzheim"
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