
Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft soll Klarheit in die Vorgänge der Stadtwerke Pforzheim bringen.
Moritz- Magnus Schlecht
Pforzheim. Nun also geht es um die konkrete Aufarbeitung der Vorgänge bei den Stadtwerken Pforzheim (SWP). Wie aus den Reihen der SWP zu erfahren war, beginnt am Mittwoch die vom Aufsichtsrat am 12. Dezember beauftragte externe Prüfung des Gewinneinbruchs von 11,5 Millionen Euro in 2017 auf 4,2 Millionen Euro im vergangenen Jahr.
Nach PZ-Informationen handelt es sich um die renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY).
Wie konnte es zu dem überraschenden Gewinneinbruch kommen? Warum wurde dieser erst Wochen nach Bekanntwerden dem Aufsichtsrat kommuniziert, und welche Rolle spielte dabei die Geschäftsführung mit dem Vorsitzenden Geschäftsführer Roger Heidt und dem für Finanzen zuständigen Geschäftsführer Thomas Engelhard? Das und weitere Fragen sind nach wie vor unbeantwortet – auch deshalb, weil die SWP der PZ in der vergangenen Woche mitteilen ließ, bis zur Aufsichtsratssitzung am 11. Februar nichts mehr zu dem Thema sagen zu wollen.
Dennoch steht fest, dass die SWP derzeit sowohl ohne Jahresabschluss als auch ohne Wirtschaftsplan für die künftige operative Planung des Unternehmens dasteht. Wie konkret der Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft lautet, dazu wollte sich am Dienstag SWP-Aufsichtsratschef und Pforzheims Erster Bürgermeister Dirk Büscher nicht äußern. „Dem Aufsichtsrat ist es ein großes Anliegen, die Sachverhalte vorbehaltlos aufzuklären, die zu den Gewinneinbrüchen im Stromvertrieb bei den Stadtwerken geführt haben“, teilte Büscher auf PZ-Anfrage mit.
Deshalb habe der Aufsichtsrat schnell eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gesucht, die unverzüglich an die Arbeit gehen soll. Büscher vertritt als Aufsichtsratsvorsitzender die Interessen der Mehrheitsgesellschafterin Stadt Pforzheim, die nach einem Beschluss des Gremiums in diesem Jahr ohne die Gewinnausschüttung in Höhe von 6,5 Millionen Euro haushalten muss. „Ich erwarte mir eine zügige und gründliche Aufarbeitung in den nächsten Wochen“, sagt Büscher, der seit diesem Jahr auch für die Finanzen Pforzheims verantwortlich ist. Er wisse um das große öffentliche Interesse in dieser Angelegenheit. „Ich werde daher alles tun, um zur schnellen Klärung beizutragen“, sagt er.
Büscher war nach eigenen Angaben von der Entwicklung bei den SWP während der Haushaltsberatungen überrascht worden. Oberbürgermeister Peter Boch betonte als gesetzlicher Vertreter der Mehrheitsgesellschafterin beim Neujahrsempfang am Sonntag erneut, dass die Informationspolitik der Stadtwerke „besonders ärgerlich“ gewesen sei, da ein genehmigungsfähiger und wohl mehrheitsfähiger Haushaltsentwurf für die Jahre 2019/2020 vorgelegen habe. Dieser steht nun erst am 29. Januar zur Abstimmung im Gemeinderat
„Kompletter Neuanfang“
Um den Vertrauens- und Imageverlust des kommunalen Energieunternehmens, das Zehntausende Haushalte in der Region mit Energie versorgt, machen sich derweil nicht nur Teile der Belegschaft, sondern auch der politische Raum zunehmend Sorgen. Ein Insider, der ungenannt bleiben möchte, erklärte beispielsweise gegenüber der PZ: „Die SWP braucht dringend einen kompletten Neuanfang.“
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