Den „Klapfenhardt“-Wald (rot eingefärbt) zwischen Pforzheims Wilferdinger Höhe und Ispringen will die Stadt in ein großes Gewerbegebiet verwandeln.

Ketterl/PZ
Pforzheim
Kommt Gewerbegebiet Klapfenhardt? Gemeinderat entscheidet Ende des Jahres
  • pm/pz

Pforzheim. Am 15. Mai wird sich der Gemeinderat mit dem weiteren Vorgehen in Sachen Gewerbeflächenentwicklung beschäftigen. So sollen die bereits laufenden Vorprüfungen und Gespräche für das Gebiet Klapfenhardt fortgesetzt und gleichzeitig die Untersuchungen und Verhandlungen zum ursprünglich geplanten Gewerbegebiet Ochsenwäldle ebenfalls bis zu einer Entscheidungsreife abgeschlossen werden.

Ziel soll es hierbei sein, sich bis Ende des Jahres auf der Basis konkreter Entscheidungsgrundlagen für die Entwicklung eines Gebiets auszusprechen. Dies soll dann wiederum per Grundsatzbeschluss im Gemeinderat geschehen. Das gab die Stadtverwaltung am Montagnachmittag in einer Pressemitteilung bekannt.

„Bereits im Dezember haben wir den Gemeinderat erstmals über unsere Planungen zu einem möglichen Gewerbegebiet Klapfenhardt informiert und aus den verschiedenen Fraktionen mehrheitlich Rückendeckung dafür erhalten“, so Oberbürgermeister Peter Boch. „Nun ist es an der Zeit, auch nach außen zu dokumentieren, dass der Gemeinderat die städtische Gewerbeflächen-Strategie unterstützt“. Pforzheim brauche dringend neue Gewerbeflächen, schon jetzt könnten vielen Anfragen für bestimmte Größenordnungen und Firmen mangels Angebot nicht bedient werden.

Rückendeckung für Klapfenhardt hatte es aus dem Gemeinderat auch deshalb gegeben, weil nach neuesten Erkenntnissen die Kosten für die Entwicklung des Ochsenwäldles so unverhälnismäßig hoch wären, dass man einen nicht-marktfähigen Quadratmeter-Verkaufspreis ansetzen müsste, um diese Kosten später wieder einzuholen. „Diese Zahlen wollen wir bis Ende des Jahres so konkretisiert haben, dass der Gemeinderat dann eine wirklich objektiven Vergleich zwischen Klapfenhardt und Ochsenwäldle ziehen kann“, erläutert der Oberbürgermeister.

„Letztlich unabhängig vom Standort empfehlen wir jedoch, die neue Gewerbefläche als nachhaltiges Gewerbegebiet zu entwickeln“, ergänzt Bürgermeisterin Sibylle Schüssler. „Als wachsende Stadt mit knappem Flächenangebot ein unabdingbares Muss, will man den Spagat zwischen dem flächenpolitischen Ziel zu minimierender Freiraumverluste und wirtschaftlichem Wachstum meistern.“ Von der bestmöglichen Integration des Gebiets in die umgebende Landschaft, Maßnahmen einer optimierten Infrastruktur, einer höheren Energieeffizienz sowie geringer Emissionen bis hin zu einem Leerstandsmanagement oder einer gemeinsam genutzten Kita: „Das ‚nachhaltige Gewerbegebiet‘ soll das Know-How der interessierten Unternehmen bündeln, um den Standort nach ökologischen, ökonomischen und sozialen Kriterien zu entwicklen und zukunftsfähig zu machen“, so die Baubürgermeisterin.

Ein effizienter Umgang mit den Ressourcen, speziell der endlichen Ressource Boden, und eine mininmale Belastung für die Umwelt - wie etwa Schadstoff-, Lärm- oder CO₂-Emissionen – sind formulierte Ziele. Berücksichtigt werden sollen außerdem soziale Aspekte wie etwa die Aufenthaltsqualität und die Versorgung im Gebiet oder eine gemeinsam genutzte soziale Infrastruktur. „Das Schaffen von qualitativen Wettbewerbsvorteilen für unsere Gewerbeflächen und der entsprechenden Unternehmen wird hierdurch zu erreichen sein“, ist Sibylle Schüssler überzeugt.

„Zertifizierungsprogramme wie die der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen oder Plattformen wie ‚Cradle to Cradle‘ bieten hierfür Werkzeuge und Arbeitshilfen zur Entwicklung nachhaltiger Gewerbegebiete an“, so die Dezernentin für Planen, Bauen und Umwelt weiter. Entsprechende Konzepte könnten zum Beispiel in einem Werkstattverfahren entwickelt werden.

Bis Ende des Jahres werden für Klapfenhardt, bereits Ergebnisse zur Artenschutzprüfung vorliegen; weitere Untersuchungen wurden begonnen. So wird im Zuge der Umweltverträglichkeitsstudie zuallererst die Verträglichkeit mit dem angrenzenden FFH-Gebiet überprüft werden. Ebenfalls ist ein Lärmschutzgutachten in Arbeit. Nicht zuletzt fnden die erforderlichen Abstimmungsgespräche mit den Behörden sowie mit den umlie-genden Gemeinden im Hinblick auf eine mögliche interkommunale Zusammenarbeit statt. Für Ochsenwäldle stehen ebenfalls vertiefende Untersuchungen und Grundtsücksverhandlungen mit ForstBW an. Letztere selbstverständlich vertraulich, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

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