Das biotopreiche Klapfenhardt (im BIld zu sehen) oder das Gebiet Ochsenwäldle stehen zur Wahl, wenn es um neue Gewerbegebiete geht. Archivfoto: Meyer
Pforzheim
Kritiker von geplantem Gewerbegebiet Klapfenhardt: Standort ungeeignet - Verkehrskollaps droht
  • Claudius Erb

Pforzheim. Die Tonart wird schärfer. Es gibt aber auch neue Argumente, mit denen die Projektgegner die Stadtverwaltung von den Gewerbeplänen für den Klapfenhardt-Wald auf der Wilferdinger Höhe abbringen und zum Schwenk zurück zum Ochsenwäldle an der A 8-Ausfahrt Süd bewegen wollen.

Die Bürgerinitiative (BI) Nord bezieht sich auf den PZ-Artikel „Städtische Zahlenspiele geben Rätsel auf“ und wirft OB Peter Boch vor, mit „Pippi-Langstrumpf-Rechnungen“ zu operieren. Und sie warnt vor einem Verkehrskollaps.

Ist Klapfenhardt überhaupt als Gewerbegebiet denkbar?

Daran haben die Kritiker, die bereits erfolgreich gegen eine Bebauung des benachbarten Gebiets Steinig gekämpft hatten, massive Zweifel. Klapfenhardt und Steinig seien ein zusammenhängendes Waldgebiet, das lediglich durch die A 8 getrennt sei, so der BI-Vorstand um Manfred Pflüger. Steinig sei laut einem nichtöffentlichen geologischen Gutachten, das der BI vorliege, nicht bebaubar. Klapfenhardt sei nachweislich auch ein Dolinengebiet. Dies würde bedeuten, dass es dort Hohlräume gibt. Eine deutlich sichtbare Doline gebe es im Gebiet Saufang am Leichtweg. Geologische Probleme hätten schon Bohrungen im Zuge der Untersuchungen des Regierungspräsidiums für eine Autobahnraststätte Nord im Gebiet Klapfenhardt ergeben. Auch beim Autobahn-Neubau habe es Komplikationen gegeben. Wegen der zu erwartenden Unwägbarkeiten werde Klapfenhardt jedenfalls „mit Sicherheit auch nicht billiger als das Ochsenwäldle“.

Könnte die Wilferdinger Höhe diesen Zuwachs verkraften?

Auf keinen Fall, urteilt die BI. Bislang habe sich „wohl keiner Gedanken darüber gemacht“, welche Auswirkungen eine „Giga-Wihö“ von dann zusammen 200 Hektar mit sich bringen würde. Das Verkehrsaufkommen stoße dort schon jetzt an seine Grenzen. Wäre die Lage beim Ochsenwäldle denn besser?

Die Anbindung des Ochsenwäldes in Richtung Stuttgart sei wesentlich attraktiver, ist die BI überzeugt. Eine Entzerrung der Gewerbegebiete wäre erreicht. Nicht ohne Grund habe der Gemeinderat 2015 als Ergebnis des 126-seitigen Gewerbegebietskonzepts der Realisierung von Ochsenwäldle „mit höchstem Lob zugestimmt“. Auch die BI halte das Ochsenwäldle für die „weit bessere und nicht nur umweltverträglichere Lösung“.

Wie verlässlich ist die Prognose, dass Klapfenhardt 50 Millionen Euro günstiger käme als die Ochsenwäldle-Erschließung?

Wie berichtet, geht die Stadt beim Ochsenwäldle von zehn Millionen Euro Mehrkosten für die Entwässerung und weiteren zehn Millionen für die Beseitigung der Erddeponie aus. Der Rest ergäbe sich durch den hohen Kaufpreis beim Land, denn das Ochsenwäldle ist nicht in städtischem Besitz. Nirgends in der Republik seien je für 60 Hektar Wald 30 Millionen Euro bezahlt worden, kontert die BI, der Schnitt liege hier bei knapp zehn Millionen Euro. „Dass Herr Boch den Ankauf des Geländes als Verlust, also als Ersparnis gegenüber Klapfenhardt rechnet, ist wohl der Gipfel des Schönrechnens.“ Schließlich würde sich Pforzheim durch den Zukauf um 60 Hektar vergrößern. Die Entwässerung habe Boch nicht mit jener im Klapfenhardt gegengerechnet. Und die Höhenunterschiede im Ochsenwäldle lägen bei fünf bis acht Metern. Klapfenhardt aber weise „extreme“ Unterschiede von bis zu 25 Metern auf. Dort müsse eine „immense Menge an Material“ bewegt werden, um Gewerbeansiedlungen eine „einigermaßen ebene Fläche“ bieten zu können: „Das würde auch höhere Kosten für die Entwässerung bedeuten.“ Allein daran sei zu sehen, dass die Gegenrechnung „frei erfunden“ sei. Der Gemeinderat solle nun „die Notbremse ziehen“, so die BI, die an die 2019 anstehende Kommunalwahl erinnert. Es gelte, eine gangbare Lösung fürs Ochsenwäldle einzufordern: „Klapfenhardt wird spätestens dann als absoluter Flop entlarvt werden, wenn der Wald abgeholzt und ein abgewählter OB Boch nur noch als Ölgemälde das Rathaus ziert.“

In der Gemeinderatssitzung am 15. Mai soll der Grundsatzbeschluss zum weiteren Kurs fallen.

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